Hamburg. Auch nach der IT-Umstellung haben Kunden Probleme. Nun geht es um falsche Bezeichnungen der Lastschriften. Wie das Geldinstitut reagiert.

Die IT-Umstellung der Konten bei der Postbank ist abgeschlossen, doch die Probleme hören nicht auf. Das neueste Ärgernis: Irreführende Bezeichnungen bei Abbuchungen auf Konten der Postbank-Kunden. Viele sind so irritiert, dass sie die Lastschrift stornieren.

Peter K. war völlig irritiert, als er erstmals nach der IT-Umstellung in sein Konto bei der Postbank schaute: Mehrere Hundert Euro hatte eine Unfallversicherung Bund und Bahn per Lastschrift eingezogen. Das kann nur eine Fehlbuchung sein, dachte K. Eine Unfallversicherung besitzt er nicht. Also wollte er eine Rück-Lastschrift auslösen.

Postbank: Kunden blockieren wichtige Zahlungen versehentlich selbst

Das haben viele andere auch getan und damit irrtümlich wichtige Zahlungen selbst blockiert. Denn statt Unfallversicherung hätte dort Künstlersozialkasse (KSK) stehen müssen. Das geht aus einem Schreiben der KSK hervor, das dem Abendblatt vorliegt.

Danach sei es bei der Postbank zu einer Textänderung gekommen, die zu großen Irritationen der Versicherten geführt hat. „Seit einigen Tagen gehen täglich Hunderte telefonische Anfragen und E-Mails ein, und zudem wurden zahlreiche Lastschriften zurückgerufen“, schreibt ein Vertreter der KSK an die Versicherten und bittet die Betroffenen, die zurückgerufenen Beträge schnellstmöglich wieder zu überweisen, um unnötige Mahnungen zu vermeiden. Die Beträge seien korrekt. Betroffen sind auch Medienunternehmen, die eine Abgabe an die KSK zahlen müssen.

Postbank: Zehntausende Kunden betroffen, die bei der Künstlersozialkasse versichert sind

Bei der KSK sind rund 200.000 selbstständige Künstler und Publizisten versichert. Mehrere Zehntausend dürften auch Kunden der Postbank und von dem Fehler betroffen sein. Die KSK zieht Sozialbeiträge von den Versicherten ein, stockt sie um einen fiktiven Arbeitgeberanteil auf und führt die Beiträge an Krankenkasse und Rentenversicherung ab.

Peter K. hatte vor der Rückbuchung verglichen, ob ein identischer Betrag in den Vormonaten schon einmal abgebucht wurde und hatte Erfolg. Im Vormonat war der Betrag noch unter Künstlersozialkasse aufgeführt. Die KSK versichert ihren Mitgliedern, dass bei künftigen Abbuchungen wieder die richtige Bezeichnung auftauchen werde.

Postbank: Die Kontogebühren heißen jetzt „Sonstige“ - Verbraucher irritiert

K. konnte mit dem Vergleichen von Beträgen noch eine weitere mysteriöse Abbuchung über rund 25 Euro aufklären. Außer dem Wort „Sonstige“ gab der Kontoauszug nichts her. Aber es handelt sich um die Kontoführungsgebühren. Glück für die Postbank: Diese Buchung konnte ohnehin nicht rückgängig gemacht werden.

Ein Sprecher der Deutschen Bank, zu der die Postbank gehört, sagte auf Anfrage: Es könne vereinzelt zu Veränderungen in der Bezeichnung des jeweiligen Umsatzes kommen. Ob noch andere Firmen und Institutionen von den falschen Bezeichnungen betroffen sind, verriet er nicht. In den postalisch zugestellten Kontoauszügen werde dann die richtige Bezeichnung genannt.

Postbank: Kunden ärgern sich auch über die neue App mit weniger Komfort

Auch über die neue App der Postbank klagen die Nutzer in den sozialen Medien. Sie sei weniger komfortabel als das Vorgängermodell und lasse Funktionen vermissen. Die Postbank vertröstet: Die App ist noch nicht auf ihrem finalen Stand. Diese wird immer weiterentwickelt und aktualisiert. Andere Kunden können online überhaupt keine Überweisungen mehr tätigen.

Die Deutsche Bank hatte die Postbank zwischen 2008 und 2015 vollständig übernommen. Im Rahmen von insgesamt vier IT-Umstellungen wurden rund 19 Millionen Produktverträge von rund 12 Millionen Postbank-Kunden auf die IT-Plattform der Deutschen Bank übertragen. Dazu wurde viermal der komplette Bankbetrieb jeweils zum Quartalsende stark eingeschränkt, was die Kunden in den sozialen Medien besonders verärgert hat.