Hamburg. Die Tarifverhandlungen gehen am Dienstag in die nächste Runde. Was die Gewerkschaft erwartet und was die Arbeitgeber bieten.

Am kommenden Dienstag gehen die Tarifverhandlungen für die 90.000 Beschäftigten im Hamburger Einzel-, Versand- und Buchhandel in die nächste Runde. Und Heike Lattekamp ist eher skeptisch, wenn sie auf das bevorstehende Treffen mit den Vertretern der Arbeitgeberseite blickt.

„Ich bin nicht sehr zuversichtlich, dass es zu einem Durchbruch kommt“, sagt die Verhandlungsführerin der Gewerkschaft Ver.di am Freitag dem Abendblatt. Dafür lägen Forderung und Angebot noch zu weit auseinander.

Die Arbeitgeber bieten für das erste Jahr 5,3 Prozent und für das zweite Jahr 3,1 Prozent höhere Löhne. Und sie halten an einer Laufzeit des Tarifvertrages von 24 Monaten fest. Auf den ersten Blick sind diese zusammen 8,4 Prozent ein durchaus nicht gerade niedriges Angebot, zumindest wenn man es mit Abschlüssen aus der Vergangenheit vergleicht.

Warnstreiks im Hamburger Einzelhandel drohen

Doch Lattekamp verweist auf die in jüngster Zeit sehr hohen Inflationsraten von sechs Prozent und mehr pro Jahr. „Und wir wissen nicht, wie es mit der Konjunktur und den Preisen in den kommenden Jahren weitergeht“, sagt sie.

Deshalb möchte Ver.di nur einen einjährigen Tarifvertrag abschließen, der dann in zwölf Monaten nachjustiert werden könnte, sollten die Verbraucherpreise weiterhin stark anziehen. Vor allem diese kurze Laufzeit ist der Gewerkschafterin wichtig.

Doch auch bei der Höhe ihrer Forderung liegt Ver.di über dem Angebot der Arbeitgeber. Jeder Beschäftigte soll nach den Vorstellungen der Dienstleistungsgewerkschaft in der Stunde 2,50 Euro mehr bekommen. Zudem will Ver.di einen Mindestlohn von 13,50 Euro in der Stunde durchsetzen und 250 Euro mehr für die Auszubildenden erkämpfen. Das Hauptziel dieser Gesamtforderung: Vor allem die unteren Einkommensgruppen sollen von dem Abschluss profitieren.

Noch hat Lattekamp die Zuversicht für die Gespräche am Dienstag nicht komplett aufgegeben. Doch sie macht klar: Komme es zu keiner Einigung oder deutlichen Annäherung mit den Arbeitgebern, sollen schnell weitere Warnstreiks stattfinden. Die Meinung von Beobachtern, dass diese Streiks kaum eine Wirkung entfalten würden, teilt sie übrigens nicht. „Ich denke schon, dass sie die Arbeitgeber schmerzen.“