Hamburg. Trotz Sommerferien gehen Spitzenwerte runter. Dienstleister verweist auf mehrere Maßnahmen – auch Obst und Müsliriegel sollen helfen.

Die Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen war lange Zeit ein Engpass. Immer wieder kam es dort zu langen Wartezeiten. Vor allem im Mai mussten Passagiere wiederholt 90 Minuten oder mehr anstehen, bis sie mit ihrem Handgepäck die Kontrollstelle passieren konnten.

Doch in den nun laufenden Sommerferien ist die Lage offenbar besser als befürchtet. Am Sonnabend habe die Wartezeit in der Spitze nur bei 20 Minuten gelegen, teilte die Bundespolizei auf Anfrage mit. Am Montag seien es 26, am Sonntag 29, am Freitag 37 und am Dienstag 38 Minuten gewesen.

Selbst am vergangenen Donnerstag, als am ersten Ferientag in Hamburg das Festkleben von Aktivisten der Letzten Generation für eine knapp vierstündige Sperrung des Flugbetriebs in Fuhlsbüttel und die vorübergehende Schließung der Sicherheitskontrolle sorgte, habe die Wartezeit nach der Wiederaufnahme der Kontrollen bei maximal 48 Minuten gelegen.

Flughafen Hamburg: Wartezeiten an Sicherheitskontrolle gesenkt – trotz Sommerferien

Das sind mitunter immer noch lange Wartezeiten, aber nicht zu vergleichen mit den chaotischen Zuständen im Mai. Der Flughafen hatte damals harsche Kritik an der Bundespolizei und dem von ihr beauftragten Dienstleister FraSec geäußert. Die Wartezeiten für die Passagiere sollten im Schnitt nicht mehr als 15 Minuten betragen, so Hamburg Airport Mitte Mai.

Die Höchstwerte liegen zwar noch deutlich über dem Zielwert – gänzlich unzufrieden scheint man mit der aktuellen Entwicklung wohl aber nicht zu sein. „In Spitzenzeiten, zu denen der Ferienstart unzweifelhaft gehört, sind auch längere Wartezeiten nie ganz auszuschließen“, sagte Sprecherin Janet Niemeyer. Das sei auch vor Corona schon so gewesen.

FraSec holt „situativ“ Personal von anderen Standorten

Aber wie schaffte es FraSec nun, die Wartezeiten zu senken? Nach der Flughafen-Kritik habe man eine Taskforce gegründet und Maßnahmen vereinbart, die nun ihre Wirkung zeigten, sagte FraSec-Prokurist Steffen Seipp unserer Redaktion.

Grundsätzlich sei der regelmäßige Austausch mit der Bundespolizei und dem Flughafen intensiviert worden, um Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. „Situativ“ stocke man das Personal in Hamburg durch eigene Mitarbeiter von anderen Standorten auf.

Obst und Müsliriegel als Anreiz für Zusatzschichten

Von Mitbewerbern könne es „punktuelle Unterstützung durch voll beliehenes Fachpersonal“ geben, wenn die Passagierzahlen dort dies je nach Ferienverlauf in dem jeweiligen Bundesland zuließen. Hilfskräfte verschiedener Firmen sollen während der gesamten Ferienzeit an den Kontrollstellen zum Beispiel die Wannen zurückführen und so für Entlastung der Luftsicherheitsassistenten sorgen.

Und eigene Mitarbeiter würden zu zusätzlichen Schichten und Dienstverlängerungen mit Prämien motiviert. Über deren Extraeinsätze sei man sehr dankbar, sagte Seipp und ergänzte: „Selbstverständlich haben wir dabei die Belastungsgrenze unserer Kolleginnen und Kollegen im Blick und versuchen mit kleinen Aufmerksamkeiten vor Ort, frischem Obst und Getränken oder dem ein oder anderen Müsliriegel ein wenig zu entlasten.“

FraSec beklagt Fachkräftemangel und litt unter hohem Krankenstand

Im Frühjahr hatte das Frankfurter Unternehmen noch über den Personalmangel geklagt. In Zeiten des Fachkräftemangels seien viele Mitarbeiter zum Beispiel auch in den öffentlichen Dienst abgewandert. Zudem war es damals zu einem hohen Krankenstand gekommen – offenbar versucht der Arbeitgeber nun mit „weichen Faktoren“ wie Obst, Getränke und Müsliriegel ein angenehmeres Betriebsklima zu schaffen.

Um langfristig stabile Abläufe garantieren zu können, sei das Gewinnen von zusätzlichem Fachpersonal das wichtigste Instrument. Das Unternehmen rekrutiere und schule daher ganzjährig an allen Standorten Personal zum Beruf des Luftsicherheitsassistenten, so Seipp.

Flughafen Hamburg: Passagiere können sich Zeitfenster für Sicherheitskontrolle buchen

Damit die Prozesse in der Kontrollstelle schneller gehen, seien für Reisende im Hamburger Flughafen die gesamten Sommerferien über zwei Stationen in den Terminals aufgebaut. Dort sollen sie Tipps erhalten, was ins Handgepäck darf oder wo es Sonderspuren für mobilitätseingeschränkte Gäste oder Familien mit Kleinkindern gibt. Bundespolizei und Flughafen weisen seit Monaten darauf hin, dass Fluggäste helfen können, wenn sie sich über die Bestimmungen informieren, entsprechend ihr Bordgepäck packen und die wichtigen Reisedokumente parat haben.

Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler (l.) und Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, gehen durch die „Slot&Fly“-Anlage am Airport.
Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler (l.) und Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, gehen durch die „Slot&Fly“-Anlage am Airport. © picture alliance/dpa | Georg Wendt

Zudem gäben die Ansprechpartner an den Stationen in den Terminals Informationen über das Angebot „Slot & Fly“. Seit dem 5. April können Fluggäste sich kostenlos auf der Homepage des Flughafens 72 Stunden vor ihrem Abflug ein 15-minütiges Fenster buchen, in dem sie die Sicherheitskontrolle passieren wollen. Die Offerte gilt für alle Passagiere, unabhängig von der Fluggesellschaft, mit der sie fliegen. Allerdings sind die Zeitfenster insbesondere in den Morgenstunden schnell ausgebucht. Pro Viertelstunde gibt es 50 Slots, maximal sind es 3250 pro Tag.