Hamburg. Mitglieder der „Letzten Generation“ schneiden sich durch den Zaun. Warum die Flughafen-Sperrung länger dauerte als in Düsseldorf.
Die Bundespolizei war um kurz nach 6 Uhr über Eindringlinge am Hamburger Flughafen informiert worden. Mit großen Bolzenschneidern hatten Aktivisten der Letzten Generation zwei Löcher in den Zaun des Airports geschnitten. Einer sei mit einem Stadtrad auf das Gelände gefahren, sagte Bundespolizei-Sprecher Jörg Ristow. Unverzüglich hätten sich dann Beamte zum Einsatzort begeben.
Das Festkleben der Aktivisten verhinderten sie aber nicht. Nur ein Fahrradfahrer sei umgehend in Gewahrsam genommen werden, sagte Ristow: „Wir haben auf dem Vorfeld acht Personen lösen müssen, die sich an vier Punkten á zwei Personen festgeklebt haben.“
Flughafen Hamburg: Klima-Aktivisten auf Gelände: Wie gesichert ist der Airport?
Zwar waren die beiden gekreuzten Start-und-Lande-Bahnen nicht direkt betroffen, sondern nur Rollwege für die Flugzeuge dorthin. Aber die Sicherheit ginge vor. Drei Stunden und 40 Minuten lang, von 6.10 Uhr bis 9.50 Uhr, durften daher in Fuhlsbüttel keine Jets starten und landen. Tausende Passagiere waren betroffen.
Am Düsseldorfer Flughafen, an dem sich am Donnerstag ebenfalls Aktivisten der Letzten Generation nahe der südlichen Start-und-Lande-Bahn festklebten, dauerte die Airport-Sperrung weniger als halb so lange, von 5.50 Uhr bis 7.15 Uhr.
Warum die Sperrung am Hamburg Airport länger als in Düsseldorf dauerte
Die längere Sperrung in Hamburg hänge mit der Weitläufigkeit des Airportgeländes in Fuhlsbüttel zusammen, sagte Ristow. Es sei nicht klar gewesen, ob sich noch weitere und wie viele Personen unberechtigt auf dem 570 Hektar großen Airportgelände befinden. Zudem gebe es Waldstücke, in denen sich die Störer hätten verstecken können und dann in startende oder landende Maschinen laufen können.
„Bevor das Gelände freigegeben wird, müssen wir sicher sein, dass sich keine Person mehr dort befindet“, so Ristow. Die Aktivisten der Letzten Generation hätten sich zudem in Hamburg im Gegensatz zu den Düsseldorfern an mehreren Stellen auf dem Areal aufgehalten – das erschwerte den Einsatz.
Hamburgs Flughafen-Chef nannte Letzte Generation einst „kriminell“
Grundsätzlich sei man auf solche Szenarien seit Monaten vorbereitet gewesen. In Berlin hatte es schon Ende November einen solchen Vorfall gegeben. Damals legte die Gruppierung für fast zwei Stunden den Flugbetrieb lahm. Hamburgs Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler hatte Anfang Dezember daraufhin gesagt: „Das ist keine Form der politischen Diskussion, die die führen, sondern das ist kriminell.“
In Fuhlsbüttel mussten die Klimaaktivisten laut Bundespolizei aus dem Asphalt herausgeflext werden, der Einsatz von Öl habe nicht ausgereicht. Aber hätten sie nicht daran gehindert werden können, auf das Gelände zu kommen? Der Zaun ist rund 22 Kilometer lang. „Wir können nicht alle zwei Meter jemanden hinstellen“, sagte Ristow.
Flughafen Hamburg: Zaun höher und mehr Stacheldraht als erforderlich
Ist der Zaun sicher genug? Er sei stärker gesichert als von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO gefordert und vom gesetzlichen Rahmen vorgesehen, heißt es vom zuständigen Betreiber. „So besitzt Hamburg Airport einen robusten Stabgitterzaun, der deutlich stabiler ist als herkömmliche Metallzäune und nur mit roher Gewalt durchtrennt werden kann“, sagte Airport-Sprecherin Janet Niemeyer.
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Kameraüberwachung ergänze an Fokuspunkten die Bestreifung in enger Zusammenarbeit mit der Polizei vor Ort. Zudem sei der Zaun mit 2,50 Meter sechs Zentimeter höher als verlangt, und die Zaunanlage verfüge über sechs Stacheldrahtreihen mit zusätzlichen Widerhaken und Stacheldrahtrollen statt der erforderlichen drei Reihen.
Flughafen Hamburg – kann sich Vorfall wiederholen?
Das Luftsicherheitsprogramm werde von der zuständigen Luftsicherheitsbehörde der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation geprüft, bewertet und aktualisiert. „Die heutigen Vorfälle werden nun gemeinsam mit den Behörden analysiert und gewonnene Erkenntnisse in das Sicherheitskonzept integriert“, sagte Niemeyer.
Können solche Vorfälle in den nächsten Tagen wieder passieren? „Wir sind gut vorbereitet“, sagte Ristow. Ob künftig mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden, ließ er aus sicherheitstaktischen Gründen offen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat nun neue Sicherheitsstandards angekündigt. „Es wird demnächst tatsächliche Standards für die Betreiber kritischer Infrastruktur geben. Dazu gehören auch die Flughäfen, und das wird auch zu einer besonderen Sicherheit der Flughäfen weiterhin führen“, sagte die SPD-Politikerin in Berlin. (Mitarbeit: Katy Krause; dpa)