Hamburg. Flughafen-Blockade durch die Letzte Generation halten viele Fluggäste für zu radikal. Tausende sind von Flugausfällen betroffen.
Eine Menschenschlange zieht sich am Donnerstagvormittag durch das Terminal 1 des Hamburger Flughafens. Dennis Wiederhold hat sich um kurz nach 11 Uhr relativ weit nach vorn gekämpft. Seit gut einer Stunde wartet er. Eigentlich sollte der Hamburger um 9.30 Uhr mit seiner Familie nach Graz abheben. Von dort sollte es für zwölf Tage weiter nach Rhodos in den Urlaub gehen.
Doch Eurowings strich seinen Flug in die österreichische Stadt – eine Folge der fast vierstündigen Unterbrechung des Flugverkehrs in Fuhlsbüttel, nachdem Mitglieder der Letzten Generation auf das Gelände vorgedrungen waren und sich auf Rollwegen der Flugzeuge festgeklebt hatten.
Flughafen Hamburg: „Ausgerechnet heute!“ – Der Ärger der Passagiere
Bis zum Mittag kommt es dadurch zur Streichung von 22 Ankünften und 28 Abflügen. Zehn ankommende Flugzeuge werden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Tausende Passagiere dürften betroffen gewesen sein. 330 Starts und Landungen mit rund 50.000 an- und abreisenden Passagieren waren ursprünglich geplant.
Für die Aktion der Klimaschützer hat Wiederhold kein Verständnis: „Ich verstehe den Hintergrund, bin pro Umweltschutz. Jetzt bin ich aber gerade angezickt. Die machen sich so auch nicht mehr Freunde.“
Viele Passagiere halten die Maßnahmen für zu radikal
Das sieht Christopher Klose ähnlich. Er habe grundsätzliches Verständnis für das Anliegen Klimaschutz, und gewisse Aktionen würden helfen, das Thema bei den Leuten in Erinnerung zu halten. Aber: „Ich finde die Maßnahmen teilweise sehr radikal und ein bisschen am Ziel vorbei“, sagt der Neu-Wulmstorfer. Zumal man auch Leuten wehtue, die ansonsten vielleicht etwas für den Klimaschutz tun, im Urlaub auch mal wegfliegen wollen oder eine Geschäftsreise machen müssen.
Klose möchte mit Frau Jana und Tochter Johanna (6) für zehn Tage nach Belek fliegen. Angst, die um 13 Uhr startende Sunexpress-Maschine zu verpassen, hat er auch morgens nicht gehabt, als er von der Sperrung des Airports hörte. Um 10.45 Uhr ist er dann am Flughafen. „Irgendwie kommt man schon weg“, sei sein Motto gewesen, sagt Klose. Die Start- und-Landebahn werde schon irgendwann wieder öffnen – das tat sie um 9.50 Uhr nach knapp vier Stunden Sperrung auch.
Passagier: Letzte Generation will mit Aktion Aufmerksamkeit erzeugen
Sebastian Effenberger kommt hingegen extra früh nach Fuhlsbüttel. Um 14.30 Uhr will er mit Ehefrau Ann-Cathrin Lührs-Effenberger und Sohn Jonas (10) nach London in den dreiwöchigen Großbritannien-Urlaub abheben, vier Stunden vorher ist er vor Ort. „Ausgerechnet heute!“, habe er gedacht, als er von der Schließung des Airports am Morgen hörte.
„Sonst liest man nur davon und denkt sich: ,Oh, das ist für die, die im Stau stehen, ärgerlich’“, sagt der Hamburger und nimmt Bezug auf vergangene Klebeaktionen der Aktivisten auf Hamburger Straßen. „Was die Letzte Generation erreichen wollte, hat sie erreicht“, sagt Effenberger und meint die hohe – auch mediale – Aufmerksamkeit zum Lahmlegen des Flugbetriebs am ersten Tag der Hamburger Sommerferien.
Vor allem Passagiere mit Umsteigeflügen haben Probleme
Ein paar Meter weiter am Zugang zur Fast Lane bangt Edris Mohib um seine Flüge. „Wir dachten, dass wir heute wohl nicht fliegen“, sagt der Hamburger. Mit Frau und drei Kindern soll es via München für zwei Wochen nach Toronto gehen. Gerade für Umsteigeverbindungen kann es eng werden, wenn sich die erste Maschine verspätet und nur wenig Zeit für den Flugzeugwechsel bleibt.
Auch er habe grundsätzlich Verständnis für das Anliegen der Klimaschützer, aber nicht für das totale Blockieren des Airports. Viele Menschen begrüßten eine klimafreundlichere Politik. Aber die Maßnahmen der Letzten Generation seien zu radikal. „Man kann es auch anders machen“, sagt Mohib. Für ihn und seine Familie sieht es am Mittag so aus, als ob sie ihre Reise wie geplant antreten können.
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Dennis Wiederhold kämpft hingegen mit den Folgen seines Flugausfalls. Er habe über Lufthansa die Eurowings-Verbindung gebucht. Aber beide Fluglinien des Lufthansa-Konzerns schienen sich nicht für die Umbuchung zuständig zu fühlen, moniert er. Weder über die App noch über die Hotline könne er handeln, sagt Wiederhold und sieht seinen Urlaub in Gefahr: „Wenn ich das richtig sehe, sind die nächsten freien Flüge nach Rhodos auch schon bei übermorgen angelangt.“