Hamburg. Seit Freitag sind die Systeme bei der Postbank für rund drei Tage abgestellt – mit weitreichenden Folgen. Was auf Kunden zukommt.

  • Wegen einer IT-Umstellung drohen Kunden bei der Postbank teils heftige Einschränkungen
  • Auch die Hamburger Filialen sind betroffen
  • Was zwischen dem 30. Juni und dem 3. Juli auf Postbank-Kunde zukommt

Den Kunden der Postbank drohen ab kommendem Freitag bis Montag wieder massive Einschränkungen. Auch die Hamburger Filialen sind betroffen. Vieles wird nicht funktionieren, weil Kundendaten auf eine gemeinsame IT-Plattform mit der Deutschen Bank übertragen werden. Zwar haben die meisten Kunden die Umstellung schon hinter sich, dennoch sind stets alle Kunden von den Einschränkungen betroffen. Immerhin soll diesmal – anders als im März 2023 – die Bargeldabhebung am Postbankautomaten nicht eingeschränkt sein.

Der Umstellungszeitraum erstreckt sich vom 30. Juni, 17.00 Uhr bis zum 3. Juli, 9.00 Uhr. In dieser Zeitspanne stehen die SB-Terminals in den Postbank-Filialen nur eingeschränkt zur Verfügung. In Postbank-Filialen kann man zwar Postdienstleistungen erledigen wie Pakete abgeben und Briefmarken kaufen, aber keine Bankgeschäfte abwickeln. Auch online geht in diesem Zeitraum nichts mehr.

Postbank: IT-Systeme werden für rund drei Tage abgeschaltet

Online-Banking & Brokerage, die Postbank App, externe Finanzsoftware und die Finanzassistent App stehen nicht zur Verfügung, teilte die Postbank mit. Der Zeitraum der Einschränkungen der Online-Angebote reicht sogar bis zum 3. Juli um 14 Uhr.

Wer das Telefonbanking nutzt: Auch hier lohnt das Abheben des Hörers nicht. „Um eine reibungslose Übertragung aller Vertrags- und Kundendaten sicherzustellen, ist es notwendig, die Systeme zeitweise zu schließen“, sagt Stefan Peschke, IT-Chef der Privatkundenbank Deutschland der Deutschen Bank und Co-Projektleiter.

Schon im Vorfeld der Ankündigung sind die Kunden genervt oder zeigen sich zum Teil erleichtert, weil sie bereits zu einer anderen Bank gewechselt sind. So schreibt eine Nutzerin auf Facebook: „Gott sei Dank sind wir seit zwei Monaten bei der Volksbank. Waren 42 Jahre bei der Postbank. Der Service wurde immer schlechter, keine Filiale vor Ort und stundenlang in der Warteschleife wenn man telefonische Auskunft brauchte.“ Dafür gibt es viel Zustimmung in Form weiterer Kommentare.

Postbank-Kunden machen ihrem Ärger Luft

Eine andere Nutzerin will sich ebenfalls eine andere Bank suchen, weil sie nicht mehr an ihre Sparcard kommt. Was auffällt, es sind vor allem Frauen, die sich über die Postbank ärgern. Andere nervt, dass die Umstellung immer am Monatsende erfolgt. So schreibt ein Kunde: „Mal ehrlich, wer plant bitte so etwas? Gerade dann den Zugriff einzuschränken, wenn 90 Prozent aller Rechnungen beglichen werden müssen.“ Das Social-Media-Team der Postbank versucht, gegenzusteuern: „An Wochenenden allgemein findet kein Zahlungsverkehr statt. Daher sind in diesem Bereich keine Einschränkungen zu erwarten. Ihre fälligen Überweisungen können Sie vorher rechtzeitig erledigen oder terminieren.“

Um beleghafte Aufträge rechtzeitig vor dem Quartalswechsel buchen zu können, müssen Kunden diese bis spätestens 27. Juni 2023 in den Postbank-Filialen abgeben oder auf den Postweg gehen. Online-Überweisungen müssen spätestens bis 30. Juni, 14.00 Uhr erteilt sein. Diese Frist gilt auch für telefonische Überweisungen, die noch im zweiten Quartal 2023 gebucht werden sollen.

Postbank: Karten im Einzelhandel werden funktionieren

Das Bezahlen mit der EC-Karte im Einzelhandel und bei Online-Bezahlungen funktioniert der Postbank zufolge auch während des Umstellungszeitraums wie gewohnt. Das Gleiche gelte für Bezahlvorgänge mit der Kreditkarte im Einzelhandel.

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Mit der Umstellung erhalten auch viele Konten eine neue Kontonummer. Allerdings ist das Girokonto davon nicht betroffen. „Um den Zahlungsverkehr reibungslos weiterlaufen zu lassen, läuft hier die Umstellung auf die Kontenlogik der Deutschen Bank lediglich im Hintergrund. Im Vordergrund, also in der unmittelbaren Abwicklung des Zahlungsverkehrs, sind die Kontonummern unverändert geblieben“, sagt ein Sprecher der Postbank.

Viele Postbank-Konten erhalten eine neue IBAN, aber nicht das Girokonto

Durch die IT-Umstellung werden die Konten der Postbank auf die Konten-Systematik der Deutschen Bank übertragen. Sie folgen also nach Migration deren Kontenlogik, was zwangsläufig zu einer neuen IBAN führt. Diese wird den Kunden schriftlich im Vorweg der Umstellung mitgeteilt. Das betrifft alle Konten, die keine Girokonten für den Zahlungsverkehr sind, also zum Beispiel Tagesgeldkonten, Sparkonten und Verrechnungskonten für Depots.

Die Deutsche Bank hatte die Postbank zwischen 2008 und 2015 vollständig übernommen. Heute ist die Postbank lediglich eine Marke der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank will an der Zwei-Marken-Strategie festhalten, weil unterschiedliche Kundengruppen angesprochen werden. Die Umstellung auf eine einheitliche IT war aber wegen der Komplexität immer wieder aufgeschoben worden.

Postbank: Rund zwei Millionen Kunden erhalten neues Online-Banking

Besonders schlecht lief die erste Welle der IT-Umstellung zum Jahreswechsel 2022/23. Nach den IT-Arbeiten rund um den Jahreswechsel hatten Postbank-Kunden tagelang über große Probleme im Online-Banking geklagt. Offiziell sprach die Deutsche Bank damals von 4000 Beschwerden und versprach eine bessere Kommunikation. Nach der nun geplanten letzten Umstellungsrunde am Wochenende können die Postbank-Kunden hoffentlich aufatmen.

In der vierten und letzten Welle sollen rund vier Millionen Verträge von etwa zwei Millionen Kunden übertragen werden. Dabei geht es um Konsumentenkredite, Baufinanzierungen, Girokonten, Tages- und Termingeld sowie gewerbliche Finanzierungen. Zudem erhalten weitere 1,9 Millionen Kunden Zugang zum neuen Online- und Mobile-Banking.

Postbank: 300 Millionen Euro Einsparung pro Jahr durch Umstellung

„Mit dieser letzten Welle schließen wir die Migration der Postbank-IT auf die Systeme der Deutschen Bank ab. Insgesamt wurden dann über 50 Milliarden Datensätze übertragen“, sagte Peschke. Unter dem Namen „Unity“ werden dann zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer IT-Plattform zusammengeführt sein. Mit der neuen Struktur will die Deutsche Bank von 2025 an pro Jahr 300 Millionen Euro einsparen.