Hamburg. Die Sparkassen und Filialbanken in Hamburg ziehen bei Zinsen auf Festgeld nach. Was Sparer aber beachten müssen.

Lange Zeit standen die Filialbanken in Hamburg bei den Konditionen für Festgeld im Schatten vorwiegend ausländischer Direktbanken. Doch jetzt zeigt sich, der Wettbewerb um höhere Zinsen gewinnt immer mehr an Breite, die Filialbanken ziehen nach. So erhöht die Hamburger Sparkasse (Haspa) mit Wirkung zu Dienstag die Konditionen beim Festzinssparen um bis zu 0,70 Prozentpunkte.

Den größten Sprung bei den Festgeldzinsen der Haspa gibt es dabei für einen Anlagezeitraum von zwei Jahren. Statt 1,50 Prozent wie bisher zahlt die größte deutsche Sparkasse künftig 2,20 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von 24 Monaten. „Unsere Zinsanpassungen erfolgen anhand der jeweiligen Marktbedingungen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Das bedeutet: Am Markt für Festzinsanlagen ist derzeit sehr viel Bewegung, Konkurrenten erhöhen die Konditionen. Wer nicht abgehängt werden will, muss reagieren.

Zinsen auf Festgeld: Haspa macht überraschend großen Schritt

„Unsere Konditionen gelten für Neu- und Bestandskunden“, sagt von Carlsburg. So wurden die Zinsen für die Anlagezeiträume von sechs Monaten, ein, zwei, drei und vier Jahre durchweg angehoben. Es gibt für einen Anlagezeitraum von drei Jahren 2,40 Prozent statt bisher zwei Prozent. Die Zinsen für eine einjährige Festgeldanlage steigen von 1,30 Prozent auf 1,50 Prozent.

Hintergrund: Die Kunden werden zinssensibler. Die große Mehrzahl hat realisiert, dass die Phase der Null- und Negativzinsen endgültig vorbei ist. Schließlich erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) seit Sommer des vergangenen Jahres regelmäßig die Zinsen. „Die Erhöhungen der Einlagenzinsen ergeben sich auch aus den Zinsanpassungen der EZB“, sagt die Haspa-Sprecherin.

Geldanlage: Experten erwarten Auflösung des Anlagestaus

Auch angesichts einer Inflationsrate von 6,1 Prozent im Mai in Deutschland achten die Sparer verstärkt darauf, zumindest einen Teil des Kaufkraftverlustes mit sicheren Zinsanlagen zu kompensieren. Mehr als zehn Jahre herrschten niedrige, teils negative Zinsen vor. „Gerade den deutschen Privathaushalten, die tendenziell eher vorsichtig agieren, brachen dadurch wichtige Anlagemöglichkeiten weg, sodass sich über die Jahre ein gewaltiger Geldanlagestau bildete“, sagt Michael Stappel von der DZ Bank, dem Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken. „Die jetzt schnell und kräftig gestiegenen Zinsen eröffnen endlich Perspektiven zur Auflösung des Anlagestaus.“

Fast 3,2 Billionen Euro horten die Deutschen als Bargeld oder als Einlagen bei Banken. Das sind 43 Prozent ihres gesamten Geldvermögens (siehe Grafik). In einer Studie kommt die DZ Bank zu dem Ergebnis: In der Spitze bestand das private Geldvermögen zu 31 Prozent aus Sichteinlagen und Bargeld – war also zu nahezu einem Drittel überhaupt nicht angelegt. Das ändert sich gerade. „So ist das Wachstum der Termineinlagen – vor allem mit kürzeren Laufzeiten – zuletzt in die Höhe geschossen. Neben der wieder besseren Verzinsung spricht die hohe Flexibilität für Termineinlagen mit kurzer Anlagedauer“, sagt DZ-Experte Stappel.

Zinsen auf Festgeld: Mehrere Banken in Hamburg zahlen deutlich mehr als Haspa

Inzwischen finden Hamburger eine große Auswahl an Zinsofferten auch bei Filialbanken. Ein Internetanschluss und Onlinebanking ist also nicht unbedingt Voraussetzung, um von den gestiegenen Zinsen profitieren zu können. Deshalb hat diese Zeitung vor allem die Zinsangebote von Banken mit mindestens einer Filiale in Hamburg analysiert.

Bei einem Anlagezeitraum von einem Jahr bieten immerhin drei Geldinstitute, die Targo Bank, die Ziraat Bank und die BB Bank einen Zinssatz von mindestens drei Prozent. Die Spitzenkondition gibt es bei der Targo Bank mit einem Zinssatz von 3,50 Prozent. Der Vergleich mit ausländischen Banken zeigt: Das Angebot ist konkurrenzfähig, und außerdem profitieren Sparer noch von einer erweiterten deutschen Einlagensicherung.

Festgeld für ein Jahr: Top-Konditionen mit bester Einlagensicherung

Neben der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro profitieren Sparer auch von der gleichzeitigen Mitgliedschaft der Geldinstitute im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Damit sind bis zu fünf Millionen Euro pro Anleger abgesichert. Das gilt auch für die anderen privaten Geldinstitute in der Tabelle der Grafik. „Diese Zinsen gibt es nicht nur online“. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben ein vergleichbares zusätzliches Sicherungssystem.

Mit der Dauer der Anlage steigen nicht unbedingt die Zinsen. So gibt es bei der Deutschen Bank und der Postbank die höchsten Zinsen von 2,75 Prozent für einen Anlagezeitraum von einem Jahr, während sie für einen längeren Anlagezeitraum wieder sinken. Die Hamburger Volksbank bietet die höchsten Zinssätze für ein Jahr (2,30 Prozent) und zwei Jahre (2,50 Prozent), während drei oder vier Jahre wieder niedriger verzinst werden. Das Angebot bei der Genossenschaftsbank ist bis 23. Juni befristet.

Zinsen auf Festgeld: Diese Banken zahlen bei dreijähriger Anlage am meisten

Die aktuellen Zinserhöhungen der Haspa ändern nichts daran, dass sie mit ihren Konditionen für ein Jahr bei den Filialbanken im unteren Drittel liegt – zusammen mit der Sparda Bank Hamburg. Punkten kann die Haspa aber bei einem Anlagezeitraum von drei Jahren mit einem Zinssatz von 2,40 Prozent. Nach Targo Bank und Ziraat Bank ist das das drittbeste Angebot in der Stadt. Ohnehin warnt die Sparkasse davor, jetzt alles verfügbare Geld in Zinsanlagen zu stecken. „Langfristig bietet Aktiensparen weiterhin eine gute Möglichkeit, eine Rendite oberhalb der Inflation zu erzielen und ein Vermögen aufzubauen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.

Zinsen auf Festgeld könnten schon bald noch etwas steigen

Der Gipfel steigender Zinsen ist nach Einschätzung vieler Beobachter noch nicht erreicht. Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg hält es deshalb für sinnvoll, Festgeld vorerst für ein bis maximal zwei Jahre anzulegen. Denn rund 2,5 Prozent Zinsen bei fünf Jahren Anlagedauer sind angesichts der hohen Inflation wahrlich nicht attraktiv.

Und: Schon bald könnte die nächste Zinserhöhungsrunde der Institute beginnen. Denn noch in dieser Woche wird die EZB nach Einschätzung von Commerzbank-Experten erneut die Zinsen erhöhen. Der wichtigste Zinssatz für die Banken und ihre Einlagen bei der Notenbank werde dann bei 3,50 Prozent liegen, sagt Marco Wagner von der Commerzbank. Das könnte insbesondere bei kurzfristigen Termineinlagen die Zinssätze beim Festgeld noch etwas steigen lassen.