Hamburg. Durch Ausstand bis Dienstag stehen auch Hauptuntersuchungen auf der Kippe. Beschäftigte lehnen Angebot über 8,6 Prozent mehr Geld ab.

  • Beim TÜV in Hamburg drohen tagelange Streiks
  • Grund sind stockende Tarifverhandlungen
  • Dadurch könnten sich im schlimmsten Fall Hauptuntersuchungen und Führerscheinprüfungen verzögen

Der Tarifkonflikt beim TÜV Nord spitzt sich zu. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ruft die mehr als 1000 Beschäftigten in Hamburg zu einem tagelangen Warnstreik auf. Sie sollen von diesem Donnerstag bis einschließlich nächsten Dienstag ganztägig die Arbeit niederlegen, hieß es.

„Die Beschäftigten erwarten eine zeitnahe Wiederaufnahme der Verhandlungen und ein abschlussfähiges Angebot“, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Peter Bremme. Die Gewerkschaft fordert 12 Prozent mehr Lohn ab dem 1. April 2023 bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Tagelange Streiks bei TÜV-Stationen im Norden angekündigt

Die Arbeitgeber haben zweimalige Erhöhungen der Entgelte um jeweils 4,3 Prozent bei 27 Monaten Laufzeit, eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils 1500 Euro für dieses und nächstes Jahr sowie Vorteilsregelungen für Ver.di-Mitglieder angeboten.

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Doch die Beschäftigten hätten dieses Angebot in einer Befragung nach der letzten Verhandlungsrunde am 30. Mai abgelehnt. Von gut 3100 Abstimmenden habe es ein Nein von 69 Prozent der Ver.di-Mitglieder und 64 Prozent der Nicht-Mitglieder gegeben, hieß es.

TÜV Nord hat kein Verständnis für Streikaufruf

Bei den Arbeitgebern stieß das Vorgehen der Gewerkschaft auf Unverständnis, zumal man für diese Woche ein Gesprächsangebot unterbreitet habe. „Im Anschluss die Beschäftigten zu einem Streik aufzurufen ist unverständlich und nicht akzeptabel“, sagte TÜV-Nord-Unternehmenssprecher Sven Ulbrich: „Wir haben das höchste Angebot aller Prüf-Organisationen vorgelegt, welches über den Abschlüssen anderer Industrien und Dienstleistungsunternehmen liegt.“ Man bleibe aber gesprächsbereit.

Die Arbeitgeber hätten auf ein Gespräch über eine mögliche Schlichtung gedrängt, die die Gewerkschaft derzeit ablehne, sagte Bremme: „Jetzt sind Prozente erforderlich, und zwar für 2023, keine Nullmonate und keine lange Laufzeit.“ Er forderte die Vorlage eines abschlussfähigen Angebotes.

Ver.di erwartet hohe Streikbeteiligung

Die Gewerkschaft erwartet eine hohe Streikbeteiligung, sodass die Prüfstellen größtenteils geschlossen sein dürften. Eine Vielzahl von Auto-Hauptuntersuchungen und Führerscheinprüfungen könnten ausfallen.

Das Unternehmen gibt sich zu den Auswirkungen etwas bedeckter. „Wir können aktuell noch nicht absehen, welche Prüf-Standorte in den kommenden Tagen von dem Streik tatsächlich betroffen sein werden“, sagte Sprecher Ulbrich und ergänzte: „Wir bemühen uns, für bereits geplante Prüfungen, Gutachten und Abnahmen zeitnah neue Termine zu finden.“ Man bitte die Kunden um Verständnis, falls bis zum 4. Juli nicht alle Dienstleistungen und Services wie gewohnt erbracht werden könnten.

Zu Verzögerungen oder Verlegungen könnte es auch bei Prüfungen von Aufzügen oder der HHLA-Containerbrücken, Umweltmessungen oder der Verladung von Castoren kommen – Mitarbeiter des TÜV prüfen diese Vorgänge.

Die meisten TÜV-Nord-Stationen liegen am Stadtrand

Denn betroffen ist nicht nur der TÜV Nord, sondern die Tarifgemeinschaft TÜV Bund. Sie besteht zudem aus den Betrieben TÜV Hessen und der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mit insgesamt etwa 7000 Tarifbeschäftigten im Inland. Zum Warnstreik aufgerufen sind Standorte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen, Saarland und Hamburg.

Die meisten Stationen von TÜV Nord liegen am Stadtrand und im Speckgürtel. In den inneren Stadtteilen Hamburgs gehören die meisten Stationen hingegen zum TÜV Hanse, der seit Jahren eine Tochter des TÜV Süd ist und nicht bestreikt wird.