Hamburg. Am Mittwoch geht es los. Das Abendblatt schaute vorbei und verrät die Pläne des Hamburger Unternehmens für die nächsten Monate.
Dezent sehen die Brillenfassungen in der gläsernen Vitrine aus. Dabei sind sie echte Goldstücke. Mehr als 5000 Euro müssen Kunden pro Gestell aus dem Edelmetall der Marke Lotus berappen. „In Zeiten von Strafzinsen investieren die Menschen auch in Schmuck. Die Brille ist für sie ein Schmuckstück, passend zur Persönlichkeit“, sagt Carsten Bode.
Der Geschäftsführer von Optiker Bode steht im neuen Flagshipstore am Jungfernstieg. Freundliche Töne in Gelb, Grau, Braun dominieren, es gibt goldene Akzente, Eichenholzfußboden. Am Mittwoch soll das rund 250 Quadratmeter große Geschäft erstmals die Eingangstür aufsperren.
„Ich glaube an die Hamburger Innenstadt"
Noch wirbeln Handwerker herum, aber Bode gibt sich gelassen für die Eröffnung. Mehr als eine Million Euro investiert die Kette in den Laden – und das trotz der Corona-Krise, die die City in eine tiefe Krise stürzte. Doch der 50-Jährige ist optimistisch: „Ich glaube an die Hamburger Innenstadt und die Zukunft des stationären Handels.“
Eigentlich sollte das Geschäft bereits am 18. März eröffnen – an dem Tag 1938 wurde das erste Geschäft des Familienunternehmens aufgemacht. Doch durch Corona sei Glas vor allem für Flaschen gebraucht worden, sodass die Vitrinen später geliefert worden seien. Nun wird es am 2. Juni aufmachen – dem Geburtstag seines 2015 verstorbenen Vaters Hansgeorg, der von 1969 bis 2015 die Firmengeschicke leitete. Das sei angesichts der seit Pfingstsonnabend wieder möglichen Öffnung des kompletten Handels in der Hansestadt ein perfekter Zeitpunkt, sagt der Augenoptikergeselle und Betriebswirt.
Optiker Bode und die Corona-Krise
„Der Mensch trifft gern andere Menschen und mag Geselligkeit. Deswegen wird der stationäre Handel in einer anderen Form erhalten bleiben – wenn er Inspirationen anbietet.“ Mit Fortschreiten der Impfkampagne werde das gute Gefühl beim Einkaufen zurückkehren und die Frequenzen wieder steigen. Momentan liegen sie bei Optiker Bode bei rund 70 Prozent des Normalen.
Entsprechend ist die Pandemie an der Kette mit 77 Filialen überwiegend in Norddeutschland nicht spurlos vorbeigegangen. 2019 setzte das Unternehmen rund 57 Millionen Euro um und wollte eigentlich weiter wachsen. Doch dann kam Covid-19. Zwar durften Optiker als systemrelevante Betriebe weiterhin öffnen und eine Notversorgung aufrechterhalten. Aber die Öffnungszeiten waren teilweise stark eingeschränkt, und es kamen weniger Kunden. Im März und April 2020 sanken die Erlöse um 80 Prozent, so Bode: „Über den Sommer haben wir das wieder aufholen können und sind mit einem Minus von 3,5 Prozent auf 55,3 Millionen Euro aus dem Geschäftsjahr herausgekommen.“ 60 Millionen Euro sollen es dieses Jahr werden.
Gewinn ist deutlich gesunken
Im Vorjahr sei der Gewinn deutlich zurückgegangen und habe 50 Prozent unter Plan gelegen. Beziffern möchte er ihn nicht. „Der Gewinn ist mein kleines Geheimnis. Aber wird sind profitabel“, sagt Bode. Weil man stets gut gewirtschaftet habe, konnte man in der Krise auf Rücklagen zugreifen. So habe man sechs Monate lang Kurzarbeit gehabt, stockte aber den gut 500 Beschäftigten – darunter 100 Auszubildende – das Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent auf.
Die Expansionspläne sind allerdings deutlich ins Stocken geraten. 2018 hatte man 74 Filialen, nur drei sind hinzugekommen. Dabei wollte man möglichst 2023 bei 100 Geschäften sein. „Wir übernehmen Standorte, die profitabel sind, und wachsen nicht um jeden Preis“, sagt Bode. Man habe zuletzt nicht die richtigen Standorte gefunden. Derzeit sei man aber mit mehreren Inhabern von Optikläden im Gespräch, die keinen Nachfolger finden. „Wir bleiben bei unserem Ziel, in den nächsten drei bis vier Jahren 100 Filialen zu betreiben“, sagt Bode.
Bode investiert in Online-Angebote
In diesem Jahr will er aus eigenen Mitteln fünf bis sechs Millionen Euro investieren. Neben dem Flagshipstore am Jungfernstieg – mit dem man Konkurrenten wie Fielmann und Edel-Optics folgt, die ebenfalls in der City große Vorzeigefilialen unterhalten – wird viel Geld in Software, IT und Aufbau des eigenen Internetshops gesteckt. „Bis spätestens Mitte 2022 werden wir online Produkte verkaufen“, sagt Bode. Als erstes sollen es Sonnenbrillen, standardisierte Lesebrillen, Kontaktlinsen und optisches Zubehör sein. Bisher ist das Unternehmen nur an dem Onlineportal Meine Linse beteiligt, das Kontaktlinsen, Pflegemittel, Kochsalzlösungen und Augentropfen anbietet.
Für die Brille als Internetartikel ist Bode noch skeptisch. „Die Brille ist ein sehr haptisches Produkt“, sagt Bode. Noch könne bei einer Onlinebestellung nicht die Qualität versprochen werden, für die das Unternehmen stehen möchte. Aber er erwartet, dass sich das mit fortschreitender Technik ändert und das Internet für die Branche wichtiger wird.
Moderne Geräte zur Anpassung von Brillen
Um die Brille möglichst perfekt auf den Kunden anzupassen, stehen im neuen Flagshipstore mehrere moderne Geräte. So vermisst Zeiss Visufit das Gesicht mit neun Kameras und 45 Millionen Messpunkten. 40.000 Euro kostete das Gerät. Insgesamt stecke rund eine Viertelmillion Euro in Technik. Die Verzahnung von Technik und stationärem Geschäft werde immer wichtiger.
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In dem Laden gibt es rund 2500 verschiedene Fassungen von 50 Marken. Virtuell könne man auf 10.000 Gestelle zurückgreifen. Im Untergeschoss steht ein Smartshopper des Herstellers Luxottica. Per Smartphone und QR-Code können verschiedene Ray-Ban- und Oakley-Brillen auf das eigene Gesicht projiziert werden. Rahmen, Gläser, Bügel, Etui können ausgewählt und durch eine Gravur personalisiert werden. Nach sieben Werktagen soll das Wunschmodell fertig sein. Nebenan gibt es eine Hörgerätekabine und eine gläserne Werkstatt. Dort kann Optikern zugeschaut werden, wie sie Brillen reparieren oder Gläser für Gestelle passend machen.
Hamburger Unternehmen will für Nachhaltigkeit stehen
Die Goldfassungen in der Vitrine im Erdgeschoss sind die Highlights, aber nicht die Standardware. Ab 69 Euro starten Preise für Brillen mit Korrekturgläsern. Auch wer umweltbewusst ist, wird im Sortiment fündig. Beispielsweise gibt es Brillen von Sea2see, bei denen die Fassungen aus recycelten Fischernetzen bestehen und das Etui aus wiederverwertetem Kork.
Die Modelle kosten gut 100 Euro. Man stehe auch für Nachhaltigkeit, sagt Bodes Frau Sybille, die für den Umbau des Ladens verantwortlich war. So werde die Dekoration der Schaufenster gewechselt, indem sie zwischen den Standorten ausgetauscht wird und somit wiederverwendet wird. „Als Familienfirma denken wir in Generationen, nicht in Quartalen“, sagt Carsten Bode. Möglicherweise werde eines der Kinder später einmal in die Firma einsteigen.