Hamburg. Das Start-up Bluu Seafood sichert sich 16 Millionen Euro für eine Pilotproduktionsanlage in der Hamburger Marzipanfabrik.

Fischstäbchen, die im Labor aus Zellen von Fischen gezüchtet wurden, sollen nach den Plänen des Start-ups Bluu Seafood schon bald auf den Tellern der Verbraucher landen. Jetzt konnte das Food-Tech-Unternehmen eine Finanzierungsrunde in Höhe von 16 Millionen Euro abschließen. Damit könne die Arbeit an der zukunftsweisenden Technologie und die Markteinführung erster Produkte weiter vorangetrieben werden, heißt es in einer Mitteilung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Unter den Investoren sind diverse große internationale Investoren, darunter Sparkfood, aber auch die Innovationsstarter Hamburg GmbH, der Lebensmittelhersteller Dr. Oekter und Delivery Hero Ventures.

Fischstäbchen aus Fischzellen gezüchtet: Pilotproduktionsanlage startet in Hamburg

Bluu Seafood war im Jahr 2020 als Ausgründung des Fraunhofer-Entwicklungszentrums für Marine und Zelluläre Biotechnologie in Lübeck entstanden. Aktuell errichtet das Start-up auf dem Gelände der Hamburger Marzipanfabrik in Bahrenfeld einen Standort für eine Pilotproduktion. Die Umbauarbeiten sollen im Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein.

Als erste Produkte stehen dabei die im Sommer 2022 präsentierten Fischbällchen und -stäbchen aus kultivierten Fischzellen im Fokus. Die Markteinführung plant das Start-up zunächst in Singapur. Dort wurde der Zulassungsprozess für kultiviertes Hähnchenfleisch erstmals 2020 erfolgreich umgesetzt, heißt es zur Begründung. Bluu Seafood befindet sich nach eigenen Angaben im Zulassungsprozess für kultivierten Fisch und rechnet im nächsten Jahr mit einer Genehmigung. Danach sollen die USA und Europa folgen.

Sebastian Rakers, Co-Gründer und Geschäftsführer von Bluu Seafood
Sebastian Rakers, Co-Gründer und Geschäftsführer von Bluu Seafood © Bluu GmbH

Fisch aus dem Labor: Erste Produkte sollen 2025 kommen

Die von Bluu Seafood entwickelten Fischprodukte basieren auf Forellen‐ und Lachszelllinien und werden ohne tierisches Serum im Bioreaktor gezüchtet. Daneben wurden die Produkte mit pflanzlichen Proteinen angereichert, um dem Original möglichst nahezukommen. Ziel ist es, Fisch ohne Tierleid kosteneffizient zu produzieren, um damit einen deutlichen Beitrag zum Klima- und Artenschutz zu leisten. Neben Fischstäbchen und Fischbällchen arbeitet das Unternehmen eigenen Angaben zufolge bereits an komplexeren Produkten wie Fischfilets und Sashimi. Aktuell arbeiten in dem Start-up 32 Beschäftigte aus 13 Nationen. Seit der Gründung hat Bluu Seafood 23 Millionen Euro eingesammelt.

„Mit Bluu Seafood können wir einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit tierischem Eiweiß leisten, der einen ressourcenschonenden Umgang mit unseren Meeren erlaubt und so hoffentlich auch die Biodiversität in diesem für uns alle wichtigen Lebensraum fördert“, sagt Gründer und Geschäftsführer Sebastian Rakers.