Hamburg. Deutsche Geldhäuser sind bei Zinsen auf Festgeld eher knauserig. Hamburger Anbieter mit US-Wurzeln macht überraschendes Angebot.

  • Die PEAC Bank gehört mit einem Zinssatz von 3,95 Prozent auf Festgeldkonten deutschlandweit zur Spitzengruppe
  • Obwolh es die Bank erst seit 2020 in Deutschland gibt, sehen selbst Verbraucherschützer kein Risiko

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass einzelne Banken für Zwei- oder Dreijahresfestgeld schon Zinsen von rund vier Prozent zahlen. Allerdings erwartet man nicht, unter diesen Top-Anbietern ein Geldhaus aus Hamburg zu finden. Doch mit 3,95 Prozent für drei Jahre rangiert die PEAC Bank mit Sitz an der Gertrudenstraße nahe der Binnenalster tatsächlich in der Spitzengruppe.

Wohl die wenigsten Sparer dürften von dieser Bank schon gehört haben. Sie hat erst im Dezember 2020 eine Banklizenz von der Finanzaufsichtsbehörde BaFin erhalten. Und eigentlich ist dies auch gar nicht das Hauptgeschäft des Unternehmens namens PEAC Solutions, das hinter allem steht. Zwar erfährt man, dass „PEAC“ für „Pan-European Asset Company“ steht und die Gruppe mit insgesamt mehr als 800 Vollzeitmitarbeitern ein „unabhängiger Anbieter von Finanzierungslösungen“ sei.

Zinsen auf Festgeld – Hamburger PEAC Bank bietet 3,95 Prozent für drei Jahre

Für alles weitere muss man aber schon etwas tiefer im Internet recherchieren. Hauptsitz der Gruppe ist die Kleinstadt Mount Laurel im US-Bundesstaat New Jersey. Eigentümer ist der Finanzinvestor HPS Investment Partners aus New York. Gründer und Chef von HPS ist der Milliardär Scott Kapnick, ein früherer Goldman-Sachs-Investmentbanker.

In Hamburg ist PEAC Solutions schon seit 1972 präsent, allerdings erst seit 2018 unter diesem Namen. Es handelt sich um die frühere IKB Leasing, die Hamburger Leasing-Tochter des Düsseldorfer Mittelstandsfinanzierers IKB, die dieser im Jahr 2017 an HPS verkaufte. PEAC Solutions ist nach eigenen Angaben im Leasing-Geschäft unter anderem für die Bereiche Industriegüter, E-Mobilität, Baumaschinen, den Gesundheits- und Fitnesssektor sowie Büroausstattungen aktiv.

Anfang 2021 begann das Unternehmen, zur Refinanzierung der Leasing-Investitionen das Geld deutscher Sparer einzuwerben, wie Geschäftsführer Thomas Pirlich erläutert. Außer dem Deutschland-Hauptsitz in Hamburg mit gut 200 Beschäftigten unterhält die Gruppe in der Bundesrepublik noch Büros in Frankfurt, Oberhausen, Mannheim und Augsburg. Per Ende 2022 weist die PEAC Bank laut Pirlich Kundengelder in Höhe von rund 600 Millionen Euro aus.

Hamburger Geldhaus nutzt Vermittlungsplattform Weltsparen

Wie bei jedem Geldinstitut mit inländischer Lizenz sind durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro je Kunde geschützt. Das Unternehmen ist jedoch nicht Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Damit gilt nicht die sogenannte „erweiterte Einlagensicherung“, die aktuell bis zu fünf Millionen Euro pro privatem Kunden abdeckt.

Mittelstand im Norden- „Corona war ein Fitnessprogramm“

Auffällig ist, dass die PEAC Bank ihr Festgeldprodukt über die Vermittlungsplattform Weltsparen anbietet, auf der man sonst überwiegend Geldinstitute aus Ländern wie Italien, Bulgarien, Malta oder den baltischen Staaten findet. „Für uns war das der einfachste und schnellste Marktzugang“, sagt Pirlich. Seit Ende 2022 kann man aber auch direkt bei der PEAC Bank online ein Konto eröffnen, wobei dann eine Mindestanlage von 20.000 Euro gefordert wird.

Verbraucherschützerin hat keine Bedenken – Einlagensicherung schützt

Sandra Klug, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, sieht keinen Grund, das Angebot zu meiden, und verweist auf die gesetzliche deutsche Einlagensicherung: „Ich würde nur nicht mehr als 100.000 Euro dort anlegen“ – was auch gar nicht ginge, denn das ist der Maximalbetrag. Im Hinblick auf andere Banken mit Top-Zinsen hält sie die Verlässlichkeit der Einlagensicherung von Staaten aus dem Süden und Osten Europas für schwer einschätzbar. „Wir raten eher zu Banken aus dem Westen und Norden des Kontinents“, sagt sie. Tatsächlich kommen Anbieter wie Haitong oder Illimity, die mit Zinsen von 4,25 beziehungsweise 4,20 Prozent für Dreijahresfestgeld die PEAC Bank noch toppen, aus den südeuropäischen Ländern Portugal und Italien.

„Will man deutlich mehr als 100.000 Euro anlegen, sollte man das Geld auf mehrere Banken verteilen“, rät Ania Scholz-Orfanidis, Sparprodukte-Expertin bei der FMH-Finanzberatung. Sie empfiehlt allerdings kürzere Anlagefristen als drei Jahre: „Die Zinsdifferenz zwischen Einjahres- und Dreijahresfestgeld ist zu gering, als dass sich die Bindung für den längeren Zeitraum lohnen würde“, sagt Scholz-Orfanidis.

So biete zum Beispiel die Akbank immerhin 3,60 Prozent für zwölf Monate – und das sogar mit der erweiterten deutschen Einlagensicherung. „Derzeit kann es mit den Zinsen nur noch weiter nach oben gehen“, erwartet die Geldanlage-Spezialistin. Mit der Einjahresfrist erhalte man sich die Flexibilität, das zu nutzen – vorausgesetzt, die Sparerin oder der Sparer sei bereit dazu, sich immer wieder mit der Zinsentwicklung zu beschäftigen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln.

Zinsen auf Festgeld – etablierte Hamburger Banken können nicht mithalten

Doch die Hamburger PEAC Bank hat kürzere Festgeld-Fristen ebenfalls im Programm. Für 24 Monate gibt es 3,80 Prozent, für zwölf Monate noch 3,45 Prozent.

Etablierte Geldhäuser aus der Hansestadt können da nicht annähernd mithalten. So gewährt die Haspa seit wenigen Tagen bis zu 2,50 Prozent, aber erst bei einer Laufzeit von vier Jahren. Bei drei Jahren sind es 2,40 Prozent und bei zwölf Monaten lediglich 1,5 Prozent. Die Hamburger Volksbank zahlt auf Dreijahresfestgeld zwar etwas weniger (2,25 Prozent) als die Haspa, übertrifft sie dafür aber bei zwölf Monaten Anlagedauer mit einem Zins von 2,00 Prozent deutlich.

Die Sparda-Bank Hamburg offeriert für „Neugeld“, das von anderen Banken übertragen werden muss, 2,75 Prozent für eine Frist von zwei Jahren. Als Bestandskunde bekommt man für den gleichen Anlagezeitraum gerade einmal 2,00 Prozent und bei drei Jahren 2,10 Prozent.