Hamburg. Zehn junge Firmen aus Israel, Singapur oder Kolumbien bekommen Hamburg-Schnupperkurs. Die Stadt lässt dafür viel Geld springen.

Die Welt der Start-ups ist reich an Überraschungen und bisweilen Rätselhaftem. Manche dieser jungen, innovativen Firmen entwickeln und vermarkten Produkte, deren Sinnhaftigkeit sich dem Normalmenschen sofort erschließt: vegane Proteinriegel auf Cerealienbasis etwa oder biologisch abbaubaren Öko-Kunststoff.

Viele andere arbeiten hingegen an und mit Dingen und Dienstleistungen, von denen oft nur eine kleine Schar von Fachleuten ermessen kann, was das soll, wofür das gut sein könnte, wie man damit Geld verdient und ob das die Welt im besten Fall zu einem besseren Ort macht.

Start-ups: Hamburg holt Firmen aus aller Welt in die Stadt

Eher in diese zweite Kategorie gehören die zehn internationalen Start-ups, die jetzt mithilfe der Wirtschaftsförderer von HamburgInvest eine besondere Beziehung zur Hansestadt aufbauen können und sollen. Es sind Unternehmen aus Israel, Singapur, Kolumbien, Schweden, Frankreich, Estland und Kanada.

Sie beschäftigen sich mit Kaffeebohnen-Analyse mittels künstlicher Intelligenz oder automatisierter Kundenakquise. Alle sind bereits am Markt präsent und in der Wachstumsphase. In der Gründerszene werden sie „Scale-ups“ genannt.

Scale-ups sollen sich für Hamburg entscheiden

Jeweils bis zu 50.000 Euro lässt sich HamburgInvest die Förderung kosten. Das Ziel: Die Unternehmen können ihr Geschäft in Hamburg wirtschaftlich weiterentwickeln, Kontakte knüpfen, Verträge mit heimischen Unternehmen anbahnen.

Die Hoffnung dahinter ist, dass die Scale-ups sich für den Standort Hamburg entscheiden, sobald sie vor der Entscheidung stehen, wo sie ihre Deutschland- oder Europazentrale ansiedeln.

Junge Firmen erhalten Unterstützung im Wert von 50.000 Euro

Das Geld gibt es allerdings nicht auf die Hand, sondern in Form von Dienstleistungen wie Beratung, Teilnahme an Veranstaltungen oder Hilfe bei der Standortsuche. Und wenn eines der jungen Unternehmen zeitweise an der Elbe ein Büro eröffnen möchte, zahlen Hamburgs Wirtschaftsförderer die Miete.

Die zehn Scale-ups, die 2023 von dem Programm namens „Scale-up Landing Pad“ profitieren, sind:

  • 1MRobotics aus Israel, das kleine, automatisierte Warenlager für Innenstadt-Standorte entwickelt hat.
  • Curium aus Singapur, das an Systemen zur Kalibrierung von Sensoren an Fahrassistenzsystemen arbeitet.
  • Demetria aus Kolumbien, das die Analyse von Kaffeebohnen mittels KI vorantreibt.
  • Elonroad aus Schweden, dessen Geschäftsfeld elektrische Ladesysteme unter anderem direkt in einer Straße sind.
  • Fast Sense aus Israel, das für die Wasserstoffwirtschaft wichtige Sensoren entwickelt hat.
  • Flower aus Schweden, das seinen Schwerpunkt auf Strom aus erneuerbaren Quellen gelegt hat.
  • H3 Dynamics aus Frankreich, das Komponenten für Flugzeugantriebe mit Wasserstoff entwickelt.
  • PowerUP FuelCells aus Estland, das Brennstoffzellen für Wasserstoff anbietet.
  • Rexplorer aus Estland, Anbieter eines Systems für die automatisierte Kundenakquise.
  • Terrapin Geothermics aus Kanada, das Abwärme- und Geothermieprojekte für Unternehmen realisiert.

Zweites Hamburger Förderprogramm für Start-ups nach 2022

Die Entscheidung, das Förderprogramm in diesem Jahr nach 2022 erneut aufzulegen, hat viel mit den ermutigenden Ergebnissen in der ersten Runde zu tun.

Im vergangenen Jahr hatten letztlich sogar insgesamt 13 Scale- und Start-ups diese Art Hamburg-Schnupperkurs absolviert. In einer ersten Bilanz sagte HamburgInvest-Chef Rolf Strittmatter, die Anbahnung von Kontakten zwischen den Scale-ups, ihren potenziellen Kunden und anderen Unternehmen sei sehr erfolgreich gewesen.

Andrew Woo vom IT-Sicherheitsunternehmen Microsec aus Singapur, das 2022 teilnahm, sagt: „Wir richten jetzt unser Büro in Hamburg ein, haben eine Absichtserklärung mit einem wichtigen Kunden unterzeichnet, haben drei kommerzielle Projekte in unserer Pipeline und expandieren in andere Teile Deutschlands.“ Bei HamburgInvest werden noch andere Erfolgsgeschichten erzählt.

Start-ups: Mehrere Teilnehmer von 2022 sind jetzt in Hamburg präsent

So hat SungreenH2, ebenfalls aus Singapur und Hersteller von Wasserstoff-Elektrolyseuren, sein Produkt vor Kurzem im Hamburger Luftfahrtforschungszentrum ZAL präsentiert. BeeX aus Singapur werde noch in diesem Sommer ein Pilotprojekt für die autonome Wartung von Windkraftanlagen auf See in der Deutschen Bucht starten, heißt es. Und die niederländische Containertransportplattform UTurn, auch sie Teilnehmer 2022, hat seitdem ein eigenes Büro an der Elbe.