Hamburg. Niemand verkauft so erfolgreich Privatinseln wie Farhad Vladi: In den vergangenen 50 Jahren waren es 3500.
Wer sich bei ihm meldet, ist reif für Insel: Sand Dollar Cay, Marathon Island, Motu Tane, Singer Castle – schon die Namen versprechen Urlaubsträume unter der Sonne mit weißem Sandstränden, kristallklarem Wasser und Palmen. Farhad Vladi verkauft und vermietet in der ganzen Welt private Inseln so erfolgreich wie kein anderer. Seine Kundenliste liest sich wie das „Who’s Who“ von Prominenten aus der Kultur, Wirtschaft, Sport und Königshäusern.
Er hat Beatles-Legende Paul McCartney zum exklusiven Eiland verholfen, genau wie Hollywoodstar Johnny Depp, Google-Gründer Larry Page und gerade erst Schauspiellegende Jeremy Irons. 3500 Inseln von Norwegen bis Neuseeland hat der Hamburger bislang verkauft. Microsoft-Gründer Bill Gates, Weltfußballer Cristiano Ronaldo und das britische Thronfolgerpaar William und Kate haben sich bei ihm ihr ganz privates Luxus-Paradies gemietet.
Urlaub: Inselhändler ist seit 50 Jahren im Geschäft
Seit 50 Jahren ist der Inselhändler im Geschäft mit dem Traum von der eigenen Insel. Was kann da noch kommen? Farhad Vladi empfängt in seiner Firmenzentrale von Vladi Private Island am Ballindamm zum Gespräch. Dunkler Anzug, marineblauer Pullover mit V-Ausschnitt, darunter weißes Hemd und akkurat sitzende Krawatte – klassisch hanseatisch. Genau wie der Panoramablick aus seinem Büro. Aus großen Fenster in der fünften Etage schaut er auf Alster, Jungfernstieg bis zum Rathaus.
„Ich kann genau sehen, wann der Bürgermeister morgens zum Regieren kommt“, sagt Farhad Vladi und lächelt. Dass er auch mit 78 Jahren jeden Tag arbeitet und durch die Welt jettet, ist für den Kaufmann keine Frage. „Es ist immer was Neues und macht mir viel Spaß.“
Verkauft die Swarovski-Familie Insel vor Venedig?
Inseln zu verkaufen, hat auch mit Geschichten erzählen zu tun. Vladi, promovierter Volkswirt mit persischem Vater und deutscher Mutter, zeigt auf eine historische Landkarte an der Wand. Mit einem roten Pfeil hat er ein kleines Eiland in der Lagune von Venedig markiert. „Santa Cristiana gehört einer internationalen Unternehmerfamilie, die nach einem Todesfall jetzt wohl verkaufen will“, sagt der Inselhändler. Den Namen will er nicht preisgeben – Verschwiegenheit gehört zum Geschäft. Aber mit ein paar Klicks im Internet ist klar: Es ist der Swarovski-Clan.
Schon im vergangenen Jahr war er eine Woche auf der einzigen Privatinsel in der Lagune eingeladen, hat sich alles genau angeschaut und dokumentiert. Den Wert der 30 Hektar großen Isola, die seit einigen Jahren auch an Gäste vermietet wird, setzt Vladi zwischen 10 und 20 Millionen Euro an. „Mit dem Boot ist man in 20 Minuten am Canale Grande zum Dinner“, schwärmt er. Noch haben die Erben nicht entschieden, wie es weitergeht. Aber wenn es so weit ist, kann der Inselmakler seine fein justierte Verkaufsdiplomatie sofort starten.
Vladi hat 2023 schon ein Dutzend Inseln verkauft
Die Nachfrage nach der exklusiven Einsamkeit ist groß und in der 50-jährigen Firmengeschichte sogar gewachsen. Das hat mit schnelleren und bequemeren Reisewegen zu tun, mit der Vermessung der Erde im Internet, den besseren Erschließungsmöglichkeiten und nicht zuletzt mit der Pandemie und dem gestiegenen Interesse an Abgeschiedenheit. Ein Dutzend Inseln haben Vladi und sein Team allein in den ersten vier Monaten des Jubiläumsjahrs verkauft. „Im Schnitt haben wir etwa 100 Inseln im Angebot“, sagt der Firmenchef, der neben dem deutschen einen kanadischen Pass besitzt und in Halifax einen zweiten Firmensitz hat.
Mieten ist inzwischen ein wichtiger Geschäftsbereich. In Hochglanz-Katalog präsentiert Vladi Private Island auf 200 Seiten Entspannungsdomizile, wie sie die Schönen und Reichen lieben – vom tropischen Pazifik-Atoll bis zum hyggeligen Schären-Eiland. Nicht nur Charles und Lady Di urlaubten so mit Familie, auch Georg Clooney und Leonardo di Caprio haben sich schon eine besondere Auszeit von Vladi organisieren lassen. „Mieten ist für Prominente interessant, weil es anonymer und sicherer ist. Bevor sich rumspricht, dass sie da sind, sind sie schon wieder weg“, sagt der erfahrene Makler, der die Regeln des Jetsets bestens beherrscht.
Seychellen-Insel war 1971 sein erstes Geschäft
Seine Liebe zu den entlegenen Orten der Erde wurde schon früh geweckt. Vladi erzählt gern, wie er als Kind seinen Vater in dessen Büro am Ballindamm begleitete und sich vor den Schaufenstern der Reisebuchhandlung Dr. Götze, die damals im Nachbarhaus war und die er später vor der Insolvenz rettete, die Nase platt drückte, während er auf dessen Rückkehr wartete. Als Student entdeckte er seine Liebe zu den Seychellen und beschloss, selbst Inseleigentümer zu werden. „Meine Preisvorstellung lag bei 5000 D-Mark“, erinnert sich Farhad Vladi. Nachdem er feststellte, dass das nicht reichen würde, kam er auf Idee, es statt mit dem Kaufen mit dem Verkaufen zu versuchen.
1971 wickelte er sein erstes Geschäft ab. Cousine Island auf den Seychellen geht damals für eine Million D-Mark an die Hamburger Albert Darboven, Robert Vogel und Enno von Marcard. Die Provision betrug 30.000 D-Mark. Nach dem Abschluss zwei Jahre später gründete er seine Firma, die er zunächst mit Jurist René Boehm führte und seit 35 Jahren allein managt.
Teuerste Insel hat 35 Millionen US-Dollar gekostet
Zu den Seychellen, deren Honorarkonsul er seit 2017 ist, pflegt er bis heute intensive Kontakte. Aber auch sonst ist Netzwerken bis heute das A und O in seiner Profession. Rund 30.000 Kontakte hat der Kaufmann in der Kartei, neben Liebhabern sind auch Anleger und Investoren darunter. Genauso wichtig: der Marktüberblick. Karten und Informationen über 12.000 private Inseln auf der ganzen Welt verwahrt er ganz analog in großen Aktenschränken auf seiner Büroetage. Vieles hat der Inselmakler auch im Kopf. Auf Knopfdruck kann er etwa sagen, dass die teuerste Insel, die er je verkauft hat, 35 Millionen US-Dollar gekostet hat und zu den Britischen Jungferninseln gehörte.
Darüber, was er an dem Geschäft mit den Trauminseln verdient, schweigt er hanseatisch zurückhaltend. „Ich habe ein gutes Auskommen.“ Zu seinen deutschen Kunden gehören Dieter Hallervorden, der Herr eines bretonischen Eiland ist, und Jörg Pilawa, der seit Jahren eine Insel in Kanada hat.
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Insel für 55.000 Euro an einen Tischer aus Süddeutschland vermittelt
„Viele Menschen denken, dass Inseln teuer sein müssen“, sagt Farhad Vladi. Aber das muss nicht so sein. „Inseln haben einen Marktwert.“ Der hängt davon ab, ob Baurecht besteht. Sein Lieblingsbeispiel dafür, dass auch Normalverdiener Inselherren oder -frauen werden können, ist ein Tischler aus Süddeutschland, dem er in Kanada vor einigen Jahren eine Insel für 55.000 Euro vermittelt hat. „Wer sich ein teures Auto leisten kann“, sagt der Inselverkäufer gern, „kann sich auch eine Insel leisten.“ Dazu passt eine Kooperation mit dem Kaffeekonzern Tchibo 2015. Damals wurden zwei Eilande in Kanada verkauft. Der Preis: 60.000 Euro.
In seinem aktuellen Wandkalender 2023 stellt Vladi ungewöhnliche Preisvergleiche gegenüber. Im Monat Mai etwa ist die Insel Harbor Island abgelichtet, die zu den Thousand Islands im US-Staat New York gehört und für 2,65 Millionen US-Dollar angeboten wird. Wenn man die Originalseite 25 aus einem Spider-Man-Comic aus dem Jahr 1984 daneben sieht, die für 3,36 Millionen Dollar versteigert wurde, ist das schon fast günstig.
Urlaub: Vladi würde seine Insel vor Neuseeland nie verkaufen
Dass ihm die Inseln ausgehen könnten, glaubt Vladi nicht. Trotzdem sagt er: Wieder verkaufen wolle gewöhnlich kein Käufer. „Jede Insel hat eine Seele, wie ein Mensch.“ Wenn sich doch jemand dazu entscheidet, dann wegen der Triple-D-Regel: Dept (Schulden), Divorce (Scheidung) oder Death (Tod). Auch seine eigene Insel vor Neuseeland würde er freiwillig nie verkaufen. Und wie sieht seine Zukunft aus? „Ich mache weiter“, sagt der Inselhändler, der drei Kinder hat. Am liebsten wäre es ihm, wenn das Unternehmen in der Familie bleibt. Seine älteste Tochter führt inzwischen selbst erfolgreich ein Start-up für Nahrungsergänzungsmittel. Sein Sohn ist 18, die jüngere Tochter 16 Jahre alt. Da könnte was gehen.