Hamburg. Lange war unklar, ob sie überhaupt stattfinden können, nun wurde vorgestellt, was bei den 11. Privattheatertagen zu sehen sein wird.

Es war lange Zeit eine echte Zitterpartie, denn die Förderzusage für die 11. Privattheatertage vom 27. Juni bis zum 9. Juli kam erst im November vergangenen Jahres. Dann war klar: Der Bund fördert erneut mit 500.000 Euro, die Stadt Hamburg gibt noch einmal 50.000 Euro dazu. Entsprechend groß die Erleichterung bei Initiator Axel Schneider, der als Intendant unter anderem die Hamburger Kammerspiele, das Altonaer und Harburger Theater leitet.

Nun ist alles wie immer und doch manches neu. Je vier nominierte Produktionen konkurrieren in den Kategorien „Komödie“, „(zeitgenössisches) Drama“ und „(moderner) Klassiker“ um die Monica Bleibtreu Preise, die anlässlich einer Abschlussgala von einer Fach-Jury verliehen werden, sowie einen Publikumspreis.

Privattheatertage: Die reisende Festivaljury hat entschieden

Ausgewählt wurden die nominierten Produktionen von einer neunköpfigen reisenden Jury, die diesmal – der kurzfristigen finanziellen Zusage geschuldet – manches digital angeschaut und nur ein Mitglied pro Kategorie auf Reisen geschickt hat. Die Aufführungen sind in zehn verschiedenen Hamburger Theatern zu sehen. Vier Theater gastieren erstmals bei den Privattheatertagen, darunter auch relativ junge Häuser wie das Theater Ansbach, das „Die Dreigroschenoper“ entsendet.

Der Auftakt klingt vielversprechend, eröffnet doch mit Elias Perrigs herausragender Inszenierung „The Wanderers“ von Anna Ziegler – die deutschsprachige Erstaufführung fand im Ernst Deutsch Theater statt – eine Hamburger Produktion das Festival im Altonaer Theater. Ebenfalls in der Auswahl „(zeitgenössisches) Drama“ zu sehen: „Die ganze Hand“ von Jeremias Heppeler vom Theater Lindenhof Melchingen, ein Polit-Drama um den Zentrums-Politiker Eugen Bolz, der trotz Zweifeln für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte und am Ende als Widerständler vom NS-Regime zum Tode verurteilt wurde.

Auch der (Film-)Klassiker „Harold und Maude“ kommt auf die Bühne

Mit „Boy In A White Room” nimmt sich das Überzwerg Theater am Kästnerplatz eine Bearbeitung des für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Romans von Karl Orlsberg vor – einen Thriller, der sich mit neuen technischen Lebenswelten auseinandersetzt. Und vom Wolfgang Borchert Theater Münster kommt „Die zwei Päpste“ von Anthony McCarten.

In der Kategorie „(moderner) Klassiker“ konkurrieren das Liebesdrama „Harold und Maude“ nach dem Film von Colin Higgins vom Jungen Theater Göttingen, eine prominent besetzte Version von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ vom Schlosspark Theater Berlin mit Dieter Hallervorden als Biedermann, „Die Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill vom Theater Ansbach und Georg Büchners „Woyzeck“ vom Theater Lindenhof Melchingen in einer feministischen Lesart.

Privattheatertage: Die Bremer Shakespeare Company ist wieder einmal dabei

Erneut ist die Bremer Shakespeare Company im Fach „Komödie“ mit von der Partie und präsentiert mit „Der seltsame Fall der Prudencia Hart“ von David Greig eine Ballade, die ihre eigene Form gekonnt aufspießt. Ebenfalls zu sehen: „Sticks and Stones“ von Vinay Patel, eine Komödie über politische Korrektheit beim Umgang mit Sprache vom Hofspielhaus München.

Mit „Die Goldfische“ zeigt die Comödie Dresden eine leichtfüßige Inklusionskomödie auf Basis des gleichnamigen Kinofilms von Alireza Golafshan. Und schließlich werden Geschlechterklischees und Rollenbilder zu einem heiteren Thema in „How To Date A Feminist“ von Samantha Ellis in einer Version des Gostner Hoftheaters. In Hamburg ist das Stück derzeit in der Regie von Jonathan Heidorn an den Kammerspielen zu sehen.

Das Programm offenbart eine Privattheaterszene, die sich weitab vom Klischee des Boulevards, mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen auf der Höhe der Zeit bewegt.

11. Privattheatertage 27. Juni bis 9. Juli 2023, diverse Spielstätten, Programm und Karten unter www.privattheatertage.de