Hamburg. Farhad Vladi setzt seiner Karriere ein diplomatisches Krönchen auf. Er wird neuer Hamburger Honorarkonsul der Seychellen.

Am Ende sei die Sache ganz einfach. „Männer halten sich für unsterblich, Frauen wollen wissen, wo das nächste Krankenhaus ist.“ Beim Inselerwerb, sagt Farhad Vladi, setzen Männer und Frauen völlig unterschiedliche Prioritäten. Und wer sollte die Mutter aller Luxusprobleme besser kennen, als der Mann, der Superreichen schon etliche Eilande verkauft hat?

Draußen sprudelt die Alsterfontäne, drinnen, am Ballindamm, sitzt Farhad Vladi (72) und gibt Weisheiten aus dem Luxusproblemgeschäft zum Besten. Gemessen an seiner Profession wirkt der weltweit erfolgreichste Inselmakler bodenständig wie die norddeutsche Tiefebene, er trägt himmelblaues Karohemd, wenn man so will: sein Leitmotiv. In etwa diese Farbe haben die Träume seiner Kunden. „Schließen Sie die Augen und denken Sie ans Paradies“, sagt er dann gern. Heraus kommen: blauer Himmel, weißer Strand, kristallklares Wasser, ein paar Palmen. Kurz: die Seychellen, der Inselstaat, für den er nun hauptamtlich Lobbyarbeit machen wird.

Johnny Depp, Nicolas Cage – er kennt sie alle

Vladi, der inzwischen 2650 Inseln verkauft hat, holt eine Urkunde hervor. Rotes Siegel, kaum Text, unterschrieben von Danny Faure, Präsident der Seychellen. Das Paradies, es ruft nach Vladi. Der Sohn eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter, der nach seiner Lehre bei der Deutschen Bank in Hamburg eigentlich alles erreicht hat, setzt seiner Karriere nun ein diplomatisches Krönchen auf. Er wird neuer Hamburger Honorarkonsul der Seychellen.

Die Top 7 des Inselverkäufers

Für Vladi schließt sich damit ein Kreis. Denn die Seychellen und er – das sei eine besondere Beziehung. Im Indischen Ozean, in der Traumwelt aus 115 Inseln zwischen Afrika und Asien, hat Farhad Vladi einst sein erstes Geschäft abgewickelt – Cousin Island ging für 110.000 US-Dollar an die Hamburger Unternehmer Albert Darboven, Robert Vogel und Enno von Marcard. Nun soll er Botschafter des 93.000-Einwohner-Staates werden. Künftiger Sitz des Konsulats: Ballindamm 26, sein Büro.

„Netzwerke sind wichtig“

Natürlich sei er stolz und fühle sich geehrt. Um die Bedeutung des Landes für ihn zu beschreiben, braucht Vladi nur einen Satz: „Ohne die Seychellen würde ich heute hier nicht hier sitzen.“ Nach der ersten hat er zwölf weitere Inseln des Staates verkauft. Zwischen dem ersten Deal und der Ernennung zum Konsul liegen 46 Jahre und Geschäftspartner wie Nicolas Cage, Johnny Depp oder der Schah von Persien. Vladi kennt sie alle. Oder hat ihren Urlaub organisiert. „Netzwerke, das habe ich früh gelernt, sind wichtig.“

Zu den Seychellen pflegt er persönlich enge Kontakte. Deshalb hat er eine klare Agenda als Konsul. Erstens: Den Tourismus aus Deutschland fördern, schon heute beschäftigt der Fremdenverkehr 30 Prozent der Bevölkerung, erwirtschaftet 70 Prozent des Volkseinkommens. Zweitens: Den Ausbau alternativer Energieformen vorantreiben – wichtig für einen Inselstaat. Und drittens: Der Ozeanschutz, 18 Stiftungen haben ihren Sitz auf den Seychellen.

Inselbesitzer verkaufen aus drei Gründen

Der Ozean, das wissen Seychellen-Promis wie das englische Prinzenpaar, Robert Redford oder Christiano Ronaldo, ist das Kapital der Region. Die Schönen und Superreichen, sie lieben Inseln, von denen Vladi weltweit 12.000 in seiner Kartei hat. „Hier“, sagt er und zeigt auf eine unbedingt sehenswerte Südseeinsel, die dem Sohn von Marlon Brando gehört, „Hier schreibt Barack Obama seine Memoiren.“ Vladi kann auch Jetset.

35 Millionen US-Dollar kostete die teuerste Insel, die Vladi je verkauft hat. Auf den Bahamas. Dieter Hallervordens Île de Costaérès in der Bretagne oder Jörg Pilawas kanadische Insel hat wer vermittelt? Genau. Wieder verkaufen wolle für gewöhnlich keiner, und wenn, dann nur wegen der Triple-D-Regel: Dept (Schulden), Divorce (Scheidung) und Death (Tod). Mit seiner eigenen Insel in Neuseeland, die er mit Familie oft besucht, gehe es ihm genauso.

Neue Projekte anstoßen

In seinem neuen Konsulat will Vladi die meistgestellten Fragen zu den Seychellen beantworten. „Die Erfahrung meines Vorgängers, Hans-Joachim Worms, zeigt, dass sich das Besucheraufkommen in Grenzen hält.“ Das lässt dem vielseitig engagierten Multimillionär genügend Raum, neue Projekte anzustoßen. So will er sich mit Internet-Millionären aus Palo Alto (Silicon Valley) dem Umweltschutz-Projekt „Sieben Ozeane, sieben Inseln“ widmen. Weltweit sollen sieben Inseln gekauft und komplett unter Naturschutz gestellt werden. Farhad Vladis Beitrag zum Erhalt der Vielfalt in den Weltmeeren.

Ohnehin sei es inzwischen schwer für Inselkäufer. „Der Inselmarkt wird kleiner“, sagt Vladi. Es gebe nur noch „Abenteuerinseln“. In Deutschland sowieso. Sein letztes hiesiges Topgeschäft war 2011 der Verkauf der Boddeninsel Tollow vor Rügen. Ansonsten ist bundesweit fast alles im Staatsbesitz. „Mainau im Bodensee wäre reizvoll“, sagt Vladi. Leider unverkäuflich. Und sonst? „Ich fand Helgoland immer spannend.“