Hamburg. Aldi und Kaufland preschen vor, Rewe, Edeka und Lidl ziehen nach – die Gründe. Sinken nun auch die Preise für andere Milchprodukte?
In den vergangenen Monaten kannten die Preise für Lebensmittel fast nur eine Richtung: Sie stiegen. Doch für ein Standardprodukt fallen sie nun: In Anzeigen verkündet Kaufland Preissenkungen von 1,99 auf 1,59 Euro für das halbe Pfund Butter der Eigenmarke K-Classic – ein Minus von 20 Prozent.
Kaufland und Aldi senken Butterpreise, andere folgen
Edeka und Rewe verlangten am Vormittag beim Abendblatt-Check nach wie vor 1,99 Euro – doch das soll sich ändern. „Rewe und Penny werden zeitnah reagieren und den Butterpreis entsprechend senken“, sagte ein Sprecher der Rewe-Group, zu der die Tochter Penny gehört.
Auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler will nachziehen. „Wir senken den Preis unserer Gut&Günstig-Butter ebenfalls dauerhaft in gleichem Umfang“, sagte ein Sprecher von Edeka mit Sitz in Hamburg.
Discounter Norma versandte die gleiche Botschaft für seine Eigenmarken. Und Konkurrent Lidl, der wie Kaufland zur Unternehmensgruppe Schwarz gehört, verkündete, ab Donnerstag die Butter der Eigenmarke Milbona in allen Filialen auf ebenfalls 1,59 Euro zu senken.
Handelsketten verweisen auf geringere Rohstoffkosten
Als Gründe verweisen Kaufland, Lidl und Aldi auf gesunkene Rohstoff- beziehungsweise Einkaufspreise. Diese Vorteile wolle man an Kunden weitergeben, die durch gestiegene Lebenshaltungskosten ohnehin seit Langem stark belastet wären, heißt es sinngemäß.
Kaufland kündigt zudem für weitere Produkte wie Kräuter- oder Süßrahmbutter der Eigenmarke sowie von namhaften Herstellern Preisabschläge an. „Kaufland senkt zum 1. Februar die Verkaufspreise für sein gesamtes Buttersortiment“, sagte eine Firmensprecherin. Edeka kündigte an, dass weitere Artikel wie Bio-Butter und Mischstreichfette jetzt günstiger werden sollen.
Im Oktober kostete Butter noch 2,29 Euro
Wer nach den Gründen für die jetzigen Preissenkungen suche, müsse zurückblicken, sagte Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). „Die Verbraucherpreise für Butter waren im vergangenen Jahr auf ein historisch hohes Niveau gestiegen“, sagt die Bereichsleiterin für Milchwirtschaft. Im Oktober 2022 verlangten Aldi und Edeka beispielsweise 2,29 Euro und damit 70 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
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Die Gründe für den Preisanstieg hätten vor einem Jahr in einem Nachfrageüberhang und einer schwachen Milchanlieferung gelegen, sagte Keunecke. Der Ukraine-Krieg und die explodierenden Energiekosten hätten die Preise entlang der Wertschöpfungskette in neue Höhen getrieben.
Nachfrage nach Molkereiprodukten ist nun geringer
„Irgendwann kippte die Nachfrage nach Molkereiprodukten. Bereits in den vergangenen Wochen kam es auf der Großhandelsebene, wo zum Beispiel Ware für die Industrie und den Export gehandelt wird, zu Preisrückgängen“, so Keunecke: „Zudem wird in der EU und in den USA nun mehr Milch erzeugt. Nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage schlägt sich das irgendwann auf die Preise nieder, erst an den Spotmärkten im Großhandel und später dann in den Verbraucherpreisen.“
Grundsätzlich erreiche die Milchanlieferung etwa im November den Tiefpunkt. Das liege am natürlichen Verhalten der Milchkühe und der Geburt ihrer Kälber. Sie geben nicht immer gleich viel, sondern im Frühjahr am meisten Milch. Entsprechend gibt es jetzt wieder mehr Milch. Zudem sei die Milchproduktion durch Rekordpreise von 60 Cent pro Kilogramm für Erzeuger zusätzlich stimuliert worden, wodurch mehr Milch als vor einem Jahr vorhanden ist – bei geringerer Nachfrage.
Butter reagiert schneller auf Marktveränderungen als andere Produkte
Ob nun künftig auch die Preise für Trinkmilch fallen, sei offen und hänge von der Marktsituation ab, wenn der dafür zwischen Molkereien und Handel abgeschlossene Kontrakt auslaufe, sagte Keunecke: „Bei der Butter hat man relativ kurzfristige Vertragslaufzeiten von ein bis drei Monaten, sodass die Butter in der Regel schneller auf Marktveränderungen reagiert als andere Molkereiprodukte.“