Hamburg. Der Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet spricht über Preiserhöhungen, die Gründe dafür und gibt Tipps für Verbraucher.

Der Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet gilt als Experte für Lebensmittel und beschäftigt sich seit Langem mit mal offenen, mal versteckten Preiserhöhungen. Unsere Redaktion sprach mit ihm über die derzeit kräftigen Verteuerungen beim Einkaufen.

Herr Valet, sind Preiserhöhungen auf breiter Front gerechtfertigt?

Armin Valet: Klar ist, dass nach einem halben Jahr Ukraine-Krieg die Energiekosten generell gestiegen sind. Wie das für jedes Unternehmen ausschaut, ist aber schwierig zu beurteilen, weil ich nicht in deren Kalkulation hineinschauen kann. Einige können noch bestehende Lieferverträge für Energie haben, sodass sie zu günstigen Konditionen damit versorgt werden. Das würde einen Preisaufschlag nicht rechtfertigen. Heißt: Es gibt sicherlich auch Trittbrettfahrer, die die derzeitige In­flationswelle für Preiserhöhungen aus­nutzen. Zudem kommt es zu Domino­effekten, weil beispielsweise ein Snackhersteller die Preise erhöht und andere nachziehen. In einigen Bereichen gibt es allerdings auch sehr hohe Erzeugerpreise, die Verteuerungen rechtfertigen. Unfair ist es, wenn Aldi beispielsweise den Preis für einen Liter Biomilch um 50 Cent erhöht, aber die Bauern davon nur 10 Cent mehr bekommen, wie man hört.

Belasten nur die höheren Energiekosten die Unternehmen oder führen sie auch andere Gründe für Preissteigerungen an?

Valet: In Zeiten vor der Krise wurden viele verschiedene Gründe angegeben. Derzeit beschränken sich fast alle Unternehmen auf zwei Faktoren: Neben den Energiepreisen sind es die Rohstoffkosten. Ein paar Beispiele: Senfkörner sollen wieder teurer geworden sein. Weizenpreise sind im Frühjahr in die Höhe geschnellt und wieder deutlich gefallen, jetzt steigen sie wieder. Beim Sonnenblumenöl sind die Preise zuletzt auch wieder zurückgegangen, liegen aber immer noch über dem Niveau vor dem Krieg. Auch Verpackungsmaterial spielt bei den Kosten eine größere Rolle: Karton und Glas ist teurer, argumentieren viele Firmen.

Welche Tipps haben Sie für Verbraucher, die beim Lebensmittelkauf sparen wollen oder müssen?

Valet: Wer aufs Budget achten muss, ist bei Eigenmarken gut aufgehoben. Gerade bei Snacks und Süßigkeiten ist deren Qualität laut Testergebnissen ähnlich wie bei Markenherstellern. Man kann auch zu Sonderangeboten greifen, sollte aber schauen, dass man nicht zu viel kauft und später Lebensmittel wegwirft. Aktionen wie „3 für 2“ sehe ich kritisch. Wer selbst kocht, spart Geld. Denn die Fertigprodukte lassen sich die Hersteller teuer bezahlen. Man sollte auf saisonales und regionales Obst und Gemüse zurückgreifen, das meist günstiger ist – und versuchen, sich gesund zu ernähren auch bei kleinerem Budget.