Hamburg. Im Alstertal Einkaufszentrum wandelt sich derzeit viel. Rund ein Dutzend Ladenflächen steht leer. Was kommt.

„Bee Happy“ steht auf einer mehrere Meter langen Wand im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ). Sicherlich möchte das Centermanagement mit dem Slogan Kunden zum Glücklichsein (be happy) animieren. Vor allem macht es dort aber auf fleißige Arbeiterinnen aufmerksam. Rund 80.000 Bienen (Bees) leben auf dem begrünten Dach des Centers in Poppenbüttel.

Die gezeichneten Insekten und Blumen können aber nicht über Schwierigkeiten hinwegtäuschen. Die Ladenfläche dahinter steht leer – und sie ist nicht die einzige im AEZ. Beim Rundgang stößt man auf rund ein Dutzend dieser in Blau gehaltenen und mit verschiedenen Motiven versehenen Sichtblenden.

Alstertal Einkaufszentrum – 20 bis 30 Mietverträge laufen aus

„Es ist immer so, dass etwa 20 bis 30 Mietverträge zum gleichen Zeitpunkt auslaufen“, sagt Centermanagerin Ludmila Brendel im Gespräch mit unserer Redaktion. In der Branche sind Fünf- oder Zehnjahresverträge üblich. Nach einer gewissen Zeit ergibt sich so die Chance, das Einkaufszentrum an neue Trends anzupassen, es zu „drehen“, wie Brendel sagt.

1970 wurde die Shoppingmeile am Heegbarg eröffnet. 2020 stand also das 50. Jubiläum an. Doch durch Corona fiel die Geburtstagsparty aus. Stattdessen kämpften viele Firmen wegen der Lockdowns mit Problemen. Verträge seien daher auch mal nur um ein oder zwei Jahr(e) verlängert worden. Das trägt zur derzeitigen Gesamtsituation mit vielen Veränderungen bei.

Bang & Olufsen, Görtz Kinder und Pierre Cardin verlassen AEZ

So klebt am Schaufenster von Bang & Olufsen bei der Stippvisite ein roter Aufkleber „Räumungsverkauf“. Der Fünf-Jahres-Vertrag des Luxuslautsprecherbauers sei ausgelaufen, man befinde sich bereits in Gesprächen über einen hochwertigen Nachmieter, sagt Brendel. Den Namen behalte sie für sich, weil die Unterschrift noch nicht erfolgt sei. Der Herrenausstatter Olymp und die Jeansmarke Levi’s seien vom Obergeschoss ins Erdgeschoss gezogen und hätten sich vergrößert.

Am Geschäft von Görtz Kinder im ersten Stock prangt ein Schriftzug, dass man Kinderschuhe ab sofort bei Görtz im Erdgeschoss finde. Die Hamburger Schuhhandelskette hatte im September Insolvenz angemeldet, schloss etwa jede zweite Filiale und ist mittlerweile von einem nicht genannten Privatinvestor aus Hamburg übernommen worden. Zudem verließen der Herrenausstatter Pierre Cardin, das Wollwarengeschäft Eydeler und das Modelabel Elkline das Center. Das Corona-Testzentrum wird mit Auslaufen der Pandemie nicht mehr gebraucht und zog aus.

Der Pop-up-Store von Block House ist ausgezogen

Und letztlich ist auch für das Pop-up-Geschäft von Block House Anfang Februar die Zeit abgelaufen – für ein Laden auf Zeit war die Verweildauer mit mehr als zwei Jahren allerdings auch sehr lang. Die Restaurantkette bot dort ansonsten in Supermärkten verkaufte Waren wie Fleisch und Soßen, aber auch Messer und Schneidbretter an.

Mit Seezme habe ein anderes Pop-up-Geschäft hingegen gerade den Vertrag um drei Monate verlängert, so Brendel. Das Unternehmen ist eine Kooperation der Modeakademie JAK und des rumänischen Kleidungsherstellers Pandora Prod.

Im September soll neues Gastrokonzept einziehen

Zudem sei die Markthalle vollvermietet. Der vietnamesische Streetfood-Anbieter Myu Myu habe seine Fläche erweitert. Auf der Fläche der Saftbar folgt bald ein weiteres Gastrokonzept. Mit einem Hauch von 1001 Nacht wirbt das Unternehmen Ostreet, das für orientalische Küche steht und im September aufmachen soll.

„Es wird noch ein paar Eröffnungen geben in den nächsten Monaten“, sagt Brendel und bleibt angesichts des Leerstandes gelassen. Schließlich gibt es im AEZ – das als eines der größten Einkaufscenter Norddeutschlands gilt – rund 240 Geschäfte.

Centermanagerin ist für das AEZ aus mehreren Gründen zuversichtlich

Und mit vielen langjährigen Partnern wie dem Porzellanhändler Weitz oder dem Herrenausstatter Gögge seien die Verträge verlängert worden. „Grundsätzlich bemühen wir uns, die bestehenden Mietverträge zu verlängern. Da passiert sehr viel im Hintergrund“, sagt Brendel. Wenn die Geschäfte auf bestehender Fläche bleiben und nicht umgebaut werden, falle dies den Kunden nicht auf.

Grundsätzlich ist sie für das Poppenbütteler Center optimistisch: „Es ist alles in Ordnung bei uns.“ Mit dem starken Einzugsgebiet, dem hohen Anteil an Stammkunden und als gewachsener Standort habe man gute Chancen in der sich nach der Pandemie stark verändernden Branche. Auch wenn es sicherlich noch etwas dauere, bis die Krise der vergangenen Jahre abgehakt sei.

Steigende Preise belasten die Händler

Die Pandemie habe die Händler recht unterschiedlich getroffen, sagte Brigitte Nolte Ende 2022 im Interview mit unserer Zeitung. Lebensmittel, Möbel, Outdoorbedarf und Fahrräder seien gut gelaufen, so die Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord in Hamburg. Mode- und Schuhgeschäfte hätten hingegen massive Probleme. Im Vergleich zu 2019 habe die Hansestadt rund 1100 Handelsgeschäfte eingebüßt.

Wegen der steigenden Preise hielten die Verbraucher nun ihr Geld zusammen, während die Händler unter steigenden Kosten auf breiter Front litten. Das setze der gesamten Branche extrem zu, so Nolte. Manche Inhaber hätten die Öffnungszeiten reduziert, damit sie zum einen Löhne und Gehälter sparen und zum anderen Mitarbeiter entlasten.

Alstertal Einkaufszentrum – Fachkräfte werden gesucht

Denn zunehmend trifft Händler und Gastronomie nun der Fachkräftemangel. An einer Stellwand im Untergeschoss des AEZ werden die blauen Sichtblenden genutzt, um Abhilfe zu schaffen. Alstertal Jobbörse steht in großen Buchstaben darauf, darunter prangen Aushänge mit Stellenangeboten – in den Geschäften werden fleißige Arbeiter(innen) gesucht.