Hamburg. Bei dem Neobroker befindet sich das Ersparte der Anleger im großen Topf verschiedener Banken. Verbraucherzentrale sieht „Risiko“.
Neobroker sind dafür bekannt, den Kauf und Verkauf von Aktien sehr kostengünstig abzuwickeln. Jetzt buhlen einige auch um das Geld der Sparer und zahlen vergleichsweise attraktive Zinsen auf dem Tagesgeldkonto. Trade Republic machte mit zwei Prozent Zinsen den Anfang. Mitbewerber Scalable Capital legte nach und bietet 2,3 Prozent. Allerdings nur für ein Kontomodell, das rund 5 Euro im Monat kostet.
Mit hohen Zinsen können auch Kunden angezogen werden, die ihr Geld nur parken wollen und weniger in Aktien investieren. Die Sicherheit der Anlage spielt dann eine große Rolle und in der Regel haben Neobroker keine Banklizenz, sondern arbeiten mit einer Bank zusammen.
Aktien: Neobroker Trade Republic arbeitet mit vier Banken zusammen
Besonders zu Trade Republic gibt es verunsicherte Leseranfragen, wie die von Marcus C. „Es erweckt auf mich den
Eindruck, dass die Kundenguthaben bei Trade Republic wie Socken gewechselt und mehrfach von einer zur anderen Bank verkauft werden“, schreibt er. Erst sei das Geld bei der Solarisbank gewesen, jetzt bei der Deutschen Bank. Zudem trage der Kunde ein Insolvenzrisiko. Das Abendblatt ist der Sache nachgegangen.
Trade Republic arbeitet mit vier Banken zusammen und der Kunde hat keinen Einfluss darauf, bei welcher Bank sein Geld landet. Aktuell sind das Solarisbank SE, J. P. Morgan, die Citibank Europe und die Deutsche Bank. J. P. Morgan und Solarisbank haben die gesetzliche deutsche Einlagensicherung über 100.000 Euro pro Anleger.
Für die Citibank gilt die gleiche Summe über die irische Einlagensicherung. Einen Vorteil haben offenbar Kunden, deren Geld bei der Deutschen Bank lagert. Bei ihr sind über die freiwillige Einlagensicherung fünf Millionen Euro abgesichert. Das gelte auch für Kunden des Neobrokers, bestätigen Trade Republic und Deutsche Bank.
Trade Republic lockt mit hohen Zinsen
Die vielen Banken begründet der Neobroker mit seinem starken Wachstum in der Eurozone. „Wir erweitern regelmäßig unser Partnernetzwerk, um uns möglichst breit aufzustellen“, sagt eine Sprecherin von Trade Republic. Im Laufe der Kundenbeziehung kann es auch passieren, dass der Kunde bei einer anderen Bank landet. Dann gibt es auch eine neue Kontonummer.
Hohe Zinsen und keine Gebühren – das heißt bei Trade Republic: Die Kunden haben für das Guthaben kein Konto, das auf ihren Namen lautet. „Der Kunde stimmt der Verwahrung seiner Gelder auf dem Treuhandsammelkonto zusammen mit den Kundengeldern der anderen Kunden von Trade Republic zu“, heißt es in der Kundenvereinbarung.
„Die Kundengelder werden buchhalterisch voneinander getrennt verwahrt und können den Kunden direkt zugeordnet werden“, sagt die Sprecherin dazu. Die Verbraucher erhalten eine individuelle, virtuelle Kontonummer für ihr Verrechnungskonto, das sich aber in einem großen Topf befindet.
Verbraucherschützer: „Der Kunde trägt das Insolvenzrisiko“
Verwirrung bei der Einlagensicherung ruft ein Absatz hervor, den der Neobroker auf Betreiben der Citibank Europe veröffentlichen musste. Dieser klingt eher so, also wollte die Citibank Europe keine Verantwortung für die Begünstigtenkonten, wie sie das nennt, übernehmen: „Sollte der Fall der Einlagensicherung eintreten, wäre es Sache der irischen Zentralbank (Central Bank of Ireland), zu prüfen, welche der Begünstigten für den Schutz infrage kommen.“ Damit werde lediglich auf ein ganz normales Prüfverfahren hingewiesen, es sei eine Klarstellung und keine Einschränkung, heißt es dazu von Trade Republic.
Doch das sehen Verbraucherschützer anders. „Aus unserer Sicht ist damit ein Risiko verbunden. Da man sich nicht aussuchen kann, auf welchem Konto das eigene Geld landet, raten wir zur Vorsicht“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg.
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Schließlich sichert sich der Neobroker auch in der Kundenvereinbarung ab: „Der Kunde trägt damit im Ergebnis das Insolvenzrisiko der das Treuhandsammelkonto führenden Treuhandbank, soweit Trade Republic in der Insolvenz der Treuhandbank den Anspruch auf Auszahlung des Kundenguthabens weder gegenüber der Einlagensicherung der Treuhandbank noch gegenüber dem Insolvenzverwalter der Treuhandbank im Rahmen des Insolvenzverfahrens realisieren kann.“
Aktien im Depot von Trade Republic werden anders behandelt
Die Aktien im Depot von Trade Republic werden allerdings anders behandelt: Denn sie gelten als Sondervermögen und müssen im Falle der Insolvenz des Verwahrers an die Anleger herausgegeben werden. Bei Trade Republic werden die Wertpapiere von HSBC Deutschland verwaltet.
Auch Trade-Republic-Mitbewerber Scalable Capital ist keine Bank im eigentlichen Sinne und arbeitet mit der Baader Bank zusammen. Dort werden allerdings Einzelkonten auf den Namen des jeweiligen Kunden geführt.