Hamburg. Konkursverwalter hat bereits Interessenten für Konzept der Jugendkonten. Was die Pleite des Start-ups für die Kunden bedeutet.
Das Hamburger Unternehmen Ruuky hatte Großes vor: Es wollte den etablierten Banken bei den Kinder- und Jugendkonten Konkurrenz machen. Doch nun musste Ruuky überraschend Insolvenz anmelden. Der Name Ruuky nimmt Bezug auf den englischen Begriff Rookie, der für junge und aufstrebende Sporttalente steht. „Der Aufbau einer Neobank ist durch die komplexen regulatorischen Anforderungen kapitalintensiv, sodass wir es trotz unserer guten Entwicklungen nicht geschafft haben, in dem derzeitigen Marktumfeld neues Kapital einzusammeln“, begründet Ruuky-Mitgründer und Unternehmenschef Jes Hennig den Insolvenzantrag.
Bisher hatte das Unternehmen rund vier Millionen Euro an Risikokapital eingesammelt, doch neue Mittel wollten die Risikokapitalgesellschaften Cavalry Ventures und Vorwerk Ventures offenbar nicht bereitstellen. Auf der Internetseite von Ruuky heißt es dazu: „Einer der Hauptgründe ist vor allem die aktuelle Unsicherheit in der Weltwirtschaft. In dieser Zeit sind die Geldgeber sehr vorsichtig, weitere Investitionen zu tätigen.“
Hamburger Bank Ruuky muss Insolvenz anmelden
Eigentlich ist die Insolvenz einer Bank für die Kunden sehr unangenehm und zunächst mit Einschränkungen für sie verbunden. Doch das Hamburger Unternehmen hatte nur die Konto-App für die Teenager entwickelt. Da Ruuky keine Banklizenz besitzt, arbeitet die Firma mit dem belgischen Dienstleister PPS zusammen. Die Belgier kümmern sich um die Verwaltung der Konten und Zahlungsflüsse.
Eine solche Konstruktion ist nicht ungewöhnlich für sogenannte FinTechs, wie Firmen genannt werden, die sich auf die Entwicklung neuer Technologien im Bank- und Versicherungswesen konzentrieren. Der belgische Dienstleister PPS hat nach eigenen Angaben eine E-Geld-Lizenz für Großbritannien und die EU und ist ein Hauptmitglied von Mastercard. Das Unternehmen darf Konten bereitstellen, Karten herausgeben und Transaktionen bearbeiten. Es wird von der britischen Behörde Financial Conduct Authority (FCA) reguliert.
Nach Unternehmensangaben hatten sich bislang rund 250.000 Nutzer für ein Konto in der App registriert. Auf der Internetseite der Neobank werden die Kunden darüber informiert, dass das Guthaben von der Insolvenz nicht betroffen ist und auch Zahlungen und Überweisungen weiterhin möglich sind. Nicht angeboten werden Echtzeitaufladungen von Geld, also wenn zum Beispiel die Mutter dem Sohn sofort finanziell aushelfen muss, sowie der Taschengeldassistent. Doch das sind gerade jene Funktionen, mit denen sich Ruuky von den Wettbewerbern absetzen wollte. Neue Konten können nicht mehr eröffnet werden.
- DenizBank schließt ihre Filiale in Hamburg
- Immobilien, Festgeld oder Aktien? Geld jetzt richtig anlegen
- Haspa will Gewinn verfünffachen – bis zum nächsten Jahr
Die Generation der Digital Natives, auch Gen Z genannt (zwischen 1997 und 2010 geboren) wachse ganz selbstverständlich mit den digitalen Medien auf und sei vom Konzept des klassischen Kontos weit entfernt – so die Vorstellung der Unternehmensgründer.
Hamburger Bank Ruuky insolvent: Kann das Unternehmen gerettet werden?
Zum Konto gehört eine Debit Mastercard, also eine Kreditkarte, mit der die bezahlten Beträge sofort vom Konto abgebucht werden. Eine solche Debit Mastercard kann auch in der Playstation hinterlegt werden, ein entscheidender Vorteil für junge Kunden, die noch keine 18 sind. Denn Jugendliche benutzen schon im Alter von 16 Jahren im Schnitt vier bis fünf bezahlte Online-Services pro Monat, bekommen aber eine echte Kreditkarte frühestens mit 18.
Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder, Partner in der Kanzlei Johlke Niethammer, ist zuversichtlich, dass das vor zwei Jahren gegründete Unternehmen mit 20 Mitarbeitern gerettet werden kann. „Ich bin aufgrund des bemerkenswerten Investoreninteresses sehr zuversichtlich, dass die Investorensuche für Ruuky erfolgreich verlaufen wird.
Derzeit suchen viele Kreditinstitute und andere Finanzdienstleister nach Strategien, wie sie vor allem junge Menschen erfolgreich digital ansprechen und als Kunden langfristig an sich binden können“, sagt Schröder. Ihm liegen bisher nach eigenen Angaben mehr als 20 Interessenbekundungen, insbesondere von strategischen Investoren wie Banken und FinTechs sowie von Risikokapitalgesellschaften, vor.