Hamburg. Pächter sind insolvent. Das beliebte Ausflugslokal im Hamburger Westen ist nur noch eingeschränkt geöffnet. So geht es jetzt weiter.
Als Jorrit Hanke und Dennis Ulrich im Sommer 2020 in der Pony-Waldschänke an den Start gingen, hatten sie große Pläne für das in die Jahre gekommene Traditionslokal im Hamburger Westen. Für zehn Jahren hatten die Gastronomen die Immobilie im Klövensteen in Rissen gepachtet, mit der Option auf eine Verlängerung für weitere fünf. Es sei immer ihr Traum gewesen ein eigenes Restaurant führen und leiten zu können, hatten sie damals gesagt. Jetzt ist nach nicht mal drei Jahren Schluss – ihr Betrieb steht vor der Pleite.
Wie jetzt bekannt wurde, hat die Hanke Ulrich GbR Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Hamburg hatte in dem Insolvenzeröffnungsverfahren Peter Volkmann von der Wirtschaftskanzlei Schultze & Braun am 5. Januar als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Aktuell ist die Waldschänke nur eingeschränkt bei gutem Wetter und für Veranstaltungen geöffnet. Der Betrieb des beliebten Ponyhofs mit 30 Tieren und Streichelzoo direkt neben dem Lokal läuft wie gewohnt weiter.
Restaurant Hamburg: Traditionslokal Pony-Waldschänke im Klövensteen vor dem Aus
„Wir haben viel Geld und Herzblut in die Waldschänke gesteckt. Aber wir konnten die Umsätze, mit denen wir gerechnet haben, nicht erreichen“, sagt Jorrit Hanke auf Anfrage des Hamburger Abendblatts zu den Gründen für die finanzielle Schieflage. Für die jungen Wirte kamen offenbar verschiedene Sachen zusammen: Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie dauerten deutlich länger als anfangs erwartet, dazu der massive Personalmangel in der Branche und zuletzt die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel. „Da war die Pacht einfach zu hoch“, sagt Hanke, der wie sein Geschäftspartner Ulrich gelernter Koch ist. Nach seinen Angaben beträgt die monatliche Summe 21.000 Euro.
Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Die Eigentümerin der Immobilien, die Babenwischen 1. Immobilien GmbH, hinter der Rissener Unternehmer Lars Breuer gemeinsam mit einem Geschäftspartner steht, hatte das in die Jahre gekommene Restaurant von Grund auf sanieren lassen. Das Duo Hanke und Ulrich war für Inneneinrichtung und Küchenausstattung zuständig. Die Pony-Waldschänke wurde moderner und heller, aber auch mit Sinn für die Geschichte rund erneuert.
Insgesamt investierten beide Seiten nach Abendblatt-Informationen eine Million Euro. Im September 2021 eröffnete das Ausflugslokal neu und mit deutlich ambitionierterer Küche. Statt Klassikern wie Würstchen mit Kartoffelsalat stehen auf der Speisekarte Black Angus Burger und veganer Grünkohlteller. Koch Hanke experimentierte mit Lachs-Steak mit Süßholzglace oder Crazydust Kräutersalz.
Klövensteen: Personalmangel große Belastung für Waldschänke
Die Geschäfte liefen gut an, aber schon im ersten Jahr wurde deutlich, dass die Betreiber das große Restaurant mit 200 Innenplätzen und bis zu 1000 Plätzen auf Terrasse und Grünflächen nicht voll auslasten konnten. „Wir haben nicht genug Personal gefunden, haben den Betrieb meist zu zweit mit Aushilfen geschmissen“, sagt Jorrit Hanke. Geplant hatten sie für die Fläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern mit einer Mannschaft von 50 Beschäftigten, davon zehn in der Küche. Die Folge: Lange Wartezeiten, kritische Bewertungen. Dazu kam, dass zahlreiche Feiern und Firmenveranstaltungen wegen der Pandemie abgesagt wurden. „Wir brauchen 1,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr, um sauber zu fahren“, sagt Jorrit Hanke. Nach seinen Angaben erwirtschaftete das Duo 2021 aber nicht mal die Hälfte. Auch 2022 lagen die Einnahmen deutlich unter Plan.
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Schon Anfang vergangenen Jahres hatten die jungen Wirte Gespräche mit dem Eigentümer geführt und auf eine Senkung der Pacht gedrängt. Sie einigten sich auf eine Teilstundung für drei Monate, die im Laufe des Jahres umgelegt werden sollte. Darüber, was dann passierte, gibt es unterschiedliche Aussagen. Pächter Hanke sagt, dass der Verpächter im Oktober plötzlich den gesamten Betrag in Höhe von 70.000 Euro plus der aktuellen Pacht eingefordert habe.
Eigentümer Breuer sagt, dass die Pächter mehrere vereinbarte Zahlungsfristen verstreichen ließen und er den Betrag deshalb im November fällig gestellt habe. Auch zur Höhe der Pacht gibt es unterschiedliche Angaben. Laut Breuer beträgt die Summe monatlich 15.000 Euro kalt. Fakt ist, dass die Fronten zu dem Zeitpunkt bereits so verhärtet waren, dass eine Einigung nicht mehr möglich schien. Insgesamt beziffert Hanke die Schuldensumme mit Stand Ende Januar auf 110.000 Euro. Dazu kommen Verbindlichkeiten bei Banken und der Brauerei. „Wir mussten die Notbremse ziehen“, sagt er.
Waldschänken-Eigentümer ist kein Unbekannter
„Die Insolvenz ist bedauerlich. Die beiden haben sich sehr engagiert“, sagt Lars Breuer auf Abendblatt-Anfrage. Der 52-jährige Unternehmer ist kein Unbekannter in Rissen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Moorhof in direkter Nachbarschaft der Pony-Waldschänke gekauft, den er zu einem Pferdebetrieb umbauen will. Seit mehr als drei Jahren schwelt inzwischen der zähe Streit mit Pächter Hauke Jaacks, der auf der Hofstelle einen Milchviehbetrieb mit 300 Tieren betreibt. Aus Breuers Sicht ist die vereinbarte Pacht nicht zu hoch. Die Pony-Waldschänke habe angesichts der Lage und der Größe viel Potenzial, sagt er. „Aber in dieser Konstellation geht es nicht weiter.“
Auf der Internetseite der Pony-Waldschänke ist im Moment von einer Winterpause bis Ende Februar die Rede. „Wir haben Fehler gemacht. Aber alles, was wir gemacht haben, haben wir mit bestem Wissen und Gewissen gemacht und jede freie Minute in den Betrieb gesteckt“, sagt Jorrit Hanke. So ganz haben die Betreiber die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Wenn sich ein Investor finden würde, der sich aktiv mit 300.000 Euro einbringt und uns vor allem im Bereich Marketing unterstützt, ist die Insolvenz noch abwendbar.“
Betrieb der Waldschänke soll Ende Januar stillgelegt werden
Inzwischen hat Insolvenzverwalter Peter Volkmann seine Arbeit aufgenommen. Große Hoffnung, dass sich das Blatt noch wendet, sieht er aber offenbar nicht. Gerade jetzt in der Wintersaison werde absehbar nicht genug Geschäft gemacht, erklärt ein Sprecher der Kanzlei auf Anfrage. Nach seinen Angaben ist vorgesehen, dass der Betrieb Ende Januar stillgelegt wird.
Schon die Vorgänger in dem Ausflugslokal mit 90-jähriger Geschichte hatten sich im Streit getrennt. Jetzt startet die Suche erneut. Nach Angaben von Eigentümer Lars Breuer gibt Gespräche mit Interessenten. „Wir werden zum Start der Saison im Frühjahr eine Lösung finden“, verspricht er. Auf jeden Fall solle der Kiosk Pony-Tränke weiterhin geöffnet werden, um eine Angebot für Spaziergänger und Besucher des Ponyhofs bereitzuhalten.