Hamburg. Gegen Klimawandel: Grüne wollen einen Teil als Naturwald-Entwicklungsfläche ausweisen. Gehege bleibt noch an zwei Tagen geschlossen.
Stürme, Wassermangel, trockene Böden – der Klimawandel trifft auch Altonas größten Wald. Noch immer hat der rund 580 Hektar Klövensteen im Westen der Stadt mit seinem beliebten Wildgehege viel zu bieten: Wandern, joggen, auf schattigen Plätzen sitzen, Fahrrad fahren, Tiere beobachten – all das ist möglich. Damit die grüne Lunge Altonas auch in Zukunft erhalten bleibt, findet derzeit ein Waldumbau statt. Statt den vorherrschenden Kiefern und Fichten sollen künftig mehr Laubbäume wachsen. Ziel ist es, die Risiken des Klimawandels durch „Laubholzbeimischungen bzw. Umbau zum Laubmischwald“ zu minieren, heißt es bei der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft Hamburg.
Gegen Klimawandel: Klövensteen soll wilder Wald werden
Jetzt schlägt die Grünen-Fraktion in der Altonaer Bezirksversammlung vor, beim geplanten Umbau die forstwirtschaftliche Nutzung im Klövensteen zu begrenzen und Teile des Biotops als Naturwald-Entwicklungsfläche auszuweisen. Ein Naturwald wird komplett sich selbst überlassen, es entsteht Waldwildnis. Über einen dringlichen Antrag will die Bezirksversammlung am Donnerstag entscheiden. Die Grünen-Fraktion fordert das Bezirksamt auf, geeignete Flächen für diese Maßnahme zu prüfen. Zehn Prozent des Klövensteen, so die Vorstellungen auf der Basis eines internationalen Zertifizierungssystems für nachhaltigere Waldwirtschaft, könnten zu einem Naturwald werden.
„Altona ist grün und soll es bleiben. Das gilt für Parkanlagen, Naturschutzgebiete, einzelne Straßenbäume und Grünstreifen an Straßen und Wege und im Besonderen für den Klövensteen“, sagte Dana Vornhagen, Vizefraktionschefin der Grünen in der Bezirksversammlung Altona, dem Abendblatt. Der Klövensteen sei viel mehr als ein beliebtes Naherholungsziel: „Auf seine ökologischen Funktionen – nicht nur angesichts der bevorstehenden Herausforderung des Klimawandels – können Menschen, Flora und Fauna nicht verzichten.“ Der Wald solle widerstandsfähiger, seine Klima- und Naturschutzfunktionen langfristig gesichert werden. „Wir Menschen können versuchen, den Wald umzubauen und bei der Stärkung des Laubmischwaldes zu unterstützen, aber die Natur schafft das auch ganz alleine.“
„Altona ist grün und soll es bleiben"
Hintergrund: Mehr als zwei Drittel der Waldbestände der Revierförsterei Klövensteen sind Nadelholzbestände. Die prägende Hauptbaumart auf einer Fläche von 190 Hektar ist die Kiefer. Der durchschnittliche Nadelholzanteil liegt im Vergleich bei 41 Prozent. Es gelte nun, den Anteil der Laubbäume zu erhöhen und den Wald mit Pflanzaktionen zu verjüngen.
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Bereits vor Monaten hatte die Fachgruppe „Wald“ des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) in Hamburg auf Probleme beim Waldumbau im Klövensteen hingewiesen. So sind im nördlichen Teil des Waldes viele vertrocknete Fichten gefällt und neue Laubbäume gepflanzt worden. „Dieser Waldumbau geschah mit tonnenschweren Vollerntern, sogenannten Harvestern und Forwardern“, kritisierte auch der umweltpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Sandro Kappe. Sie könnten den Waldboden schwer schädigen. „An den Wegesrändern lagerten große Mengen Wertholz, von drei Meter bis Seecontainerlänge.“
Wildgehege bleibt am Donnerstag und Freitag geschlossen
In der schriftlichen Kleinen Anfrage an den Senat kritisiert der CDU-Politiker ausführlich die Folgen. Die noch vorhandenen Bäume seien nun in höherem Maße Stürmen, Dürre und Schädlingsbefall ausgesetzt. Die Umweltbehörde weist in der Antwort des Senats diese Kritik zurück. „Die Waldbaumaßnahmen sind Teil der gutachterlich vorgeschlagenen Maßnahmen zur Entwicklung der Nadelholzreinbestände in Laubmischwaldbestände“, heißt es. Es gebe daher keine „kritische Auflichtung“. Stattdessen werde den verbliebenen Bäumen durch die geringe Konkurrenz mehr Licht und auch mehr Wasser zur Verfügung stehen.
Nach der Tagung der Bezirksversammlung haben Bezirksamt und Umweltbehörde einige Wochen Zeit, sich zu dem Petitum zu äußern. Dana Vornhagen: „Wir hoffen natürlich auf eine rasche Umsetzung.“ Wer allerdings in den nächsten Tagen den Klövensteen mit seinem Wildtiergehege besuchen will, sollte sich vorher informieren, ob es auch wirklich geöffnet hat.
„Aufgrund eines kurzfristig aufgetretenen Personalengpasses kann Altonas Wildpark diesen Donnerstag und Freitag seine Pforten nicht öffnen“, heißt es in der Mitteilung der Behörde. Geöffnet werden dürfe nur, wenn ausreichend sachkundiges Personal vor Ort sei – das gibt das Tierschutzgesetz vor. „Für die kommenden beiden Tage ist dies bedauerlicherweise nicht der Fall“, heißt es.