Hamburg. Die Verbraucherzentrale Hamburg sucht die dreisteste Täuschung. Rekord bei Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen.

Beim Gang durch die Hamburger Supermärkte fällt es einem an fast jedem Regal auf: Die gewünschten Artikel sind deutlich teurer geworden. Im Dezember kosteten Nahrungsmittel laut Statistischen Bundesamt 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Einige dieser Preiserhöhungen sind für routinierte Einkäufer klar erkennbar. Zum Beispiel wenn bei Obst und Gemüse der Kilogramm-Preis als Grundlage genommen und in großen Zahlen angeschlagen wird. Häufig werden diese Verteuerungen aber auch geschickt kaschiert, indem zum Beispiel die Füllmenge reduziert wird, aber der Preis gleich bleibt.

Verbraucherzentrale Hamburg: Rekord an Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen

Im vergangenen Jahr hätten sich so viele Menschen wie nie zuvor über die Weniger-drin-Masche beklagt, teilte die Hamburger Verbraucherzentrale (vzhh) am Donnerstag mit. Allein von August bis Oktober seien es mehr als 700 Beschwerden gewesen. „Doch was bei uns ankommt und erfasst wird, ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Lebensmittelexperte Armin Valet.

Die vzhh kürt monatlich die aus ihrer Sicht dreisteste Verteuerung. Nun hat sie fünf Produkte ausgewählt, die auf der Liste zur Mogelpackung des Jahres 2022 stehen – was die Verbraucherschützer bei den Kandidaten monieren:

Rama – gleicher Becher, weniger Inhalt

Kandidat 1: Bei Rama vom Hersteller Upfield sei der Becher gleich geblieben, das Design auch. Allerdings schrumpfte der Inhalt von 500 auf 400 Gramm. Damit führe die „perfekt getarnte ,Schrumpfkur‘“ bei gleichbleibendem Preis zu einer versteckten Verteuerung von 25 Prozent – und mehr Müll. Um 1000 Tonnen Streichfett abzufüllen, müssten eine halbe Million Becher mehr gefüllt werden, rechnete Valet aus.

Upfield begründete die Verteuerung mit „dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette, einschließlich unseren Rohstoffen“. Die Bechergröße sei vorerst beibehalten worden, weil neue Verpackungsverfahren zusätzliche Kosten verursachen würden. Übrigens sei Rama seit dem Jahr 2008 um 150 Prozent teurer geworden, so die vzhh.

Leerdammer – weniger drin und Packung teurer

Kandidat 2: Auch die in gelb-grün bedrucktem Plastik verpackten Käsescheiben Leerdammer sind häufig im Visier der Verbraucherschützer. Statt zuvor 160 sind seit 2022 nur noch 140 Gramm in der Packung enthalten. Auf der Packung stehe zwar der Hinweis „Neuer Inhalt 140 g“, doch die wenigsten Käufer könnten dies wohl richtig einordnen, findet Valet, weil sie die alte Packungsgröße nicht kennen.

Zudem stieg der Preis bei vielen Händlern von 1,99 auf 2,49 Euro. Unterm Strich wurde der Käse 43 Prozent teurer. Hersteller Lactalis verwies auf dramatisch gestiegene Milchpreise und höhere Kosten, zum Beispiel bei Verpackung, Strom und Öl.

Pringles – Füllmenge sinkt, Preis steigt

Kandidat 3: Der Preis für Pringles hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt. 2022 schrumpfte die Füllmenge von 200 auf 185 Gramm, was nur im Kleingedruckten zu finden sei. Der Preis erhöhte sich von 2,59 Euro über 2,79 Euro zum Jahresende sogar auf 2,99 Euro – plus 25 Prozent.

Man passe hin und wieder die Packungsgrößen an die Essgewohnheiten der Verbraucher an, so Hersteller Kellogg. Die Endverbraucherpreise lägen allein im Ermessen des Handels.

Calgon – neue Dosierempfehlung macht es teurer

Kandidat 4: Reckitt Benckiser bietet seinen Wasserenthärter Calgon nun für 50 statt 46 Waschladungen an. „Klingt gut - ist es aber nicht“, sagte Valet. Denn das gelingt dem Hersteller nur, weil er die 50 Waschladungen neuerdings auf hartes Wasser bezieht und nicht mehr wie zuvor die 46 auf sehr hartes Wasser. Bezogen auf die Kategorie hartes Wasser sank die Zahl der Waschladungen von 71 auf 50.

Für Kunden ergibt das eine versteckte Preiserhöhung von 42 Prozent. Reckitt Benckiser verweist auf eine neue EU-Richtlinie, die umgesetzt werden müsse.

Goldbären – der Inhalt schrumpft

Kandidat 5: Haribo schrumpfte die Goldbären-Tüte von 200 auf 175 Gramm – bei stabilem Preis eine Verteuerung von 14 Prozent. Insgesamt sind rund 75 Produkte des Herstellers betroffen.

Zwar wurden die Tüten auch etwas kleiner, für Verbraucher sei dies aber schwer zu erkennen, weil der Vergleich fehle. Die Kosten für Zucker, Gelatine, Folien, Kartonage etc. seien stark gestiegen, so Haribo.

Die Abstimmung läuft bis 22. Januar um 18 Uhr unter https://umfrage.vzhh.de/webform/mogelpackung2022.