Hamburg. Geld auf dem Konto bunkern oder investieren? Mit welcher Strategie Hamburgern die höchste Rendite winkt. Eine Abendblatt-Analyse.
Die Immobilienpreise fallen, aber wie stark und wie lange noch? Die Inflation erreicht zweistellige Prozentraten, die von den aktuell ordentlichen Festgeldkonditionen aber nicht annähernd ausgeglichen werden. Soll man sein Erspartes dennoch längerfristig bei der Bank deponieren? Die Börse zeigt sich äußerst volatil.
Von mehr als 16.000 Punkten zu Jahresbeginn ist der Deutsche Aktienindex (DAX) zeitweise auf weniger als 12.000 Zähler abgestürzt – und beginnt nun eine Aufholrallye – aber wie lange dauert diese an? Immobilie kaufen? Aktien ins Depot legen? Geld auf dem Festgeldkonto bunkern? Fragen über Fragen rund ums Geld. Was soll ich mit dem Ersparten jetzt machen, mit welcher Strategie winkt die höchste Rendite? Eine Abendblatt-Analyse.
Geld anlegen: Immobilien waren über Jahre ein sicheres Investment
Lange Zeit konnte man beim Kauf von Immobilien nichts falsch machen. Ob Wohnung oder Haus, ob alt, ob neu, ob zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage – Immobilien waren über Jahre ein sicheres Investment. Vor allem in einer attraktiven Großstadt wie Hamburg und dem Umland kannten die Preise nur eine Richtung – nach oben. Hauptgrund für diese Entwicklung waren vor allem die sehr niedrigen Hypothekenzinsen nahe der Null-Prozent-Linie. Die Baufinanzierung gab es somit fast kostenlos.
Doch das ist vorbei. Mittlerweile werden für einen zehnjährigen Hypothekenkredit im Schnitt vier Prozent Zinsen fällig. Wer sich also für den Hauskauf mit 500.000 Euro verschuldet, muss im ersten Jahr 20.000 Euro nur für den Zinsdienst aufbringen, das sind im Monat mehr als 1600 Euro. Konsequenz: Die Nachfrage nach Immobilien bricht ein, die Preise sinken.
Immobilien: Wer viel Eigenkapital hat, kann jetzt Schnäppchen machen
Dennoch raten Immobilienexperten nicht generell davon ab, sich jetzt nach einem Haus oder einer Wohnung umzuschauen – gerade für den Eigenbedarf. Man sollte aber genau hinschauen und über finanzielle Reserven verfügen. „Wer jetzt viel Eigenkapital hat, kann aktuell sogar oft ein Schnäppchen machen“, sagt Reiner Braun, Chef des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica, das den deutschen Immobilienmarkt analysiert. Professionelle Kapitalanleger zögen sich aktuell zurück, und die hohen Zinsen erschwerten es Selbstnutzern, mit wenig Eigenkapital zum Zug zu kommen.
Nun hätten Interessenten, die Geld zurückgelegt hätten, Vorteile. Entscheidend sei nach wie vor die Lage bei der Wahl einer Immobilie. „Wenn jemand jetzt eine Wohnung findet, die ihm zusagt und die Finanzierung gesichert ist, sollte er ruhig zugreifen“, rät Braun. Zwar könnten die Preise noch weiter fallen, aber den perfekten Zeitpunkt für den Kauf zu treffen, sei – wie bei Aktien an der Börse – nahezu unmöglich. Interessant könnten vor allem Immobilien von Erbengemeinschaften sein, die schnell verkaufen wollen. Hier sei der Verhandlungsspielraum oft groß, gerade wenn einer der Erben das Objekt schneller als die anderen loswerden möchte.
Experte: Immobilien in Hamburg sind wertstabiles Investment
Auch Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hält Immobilien langfristig für ein wertstabiles Investment – gerade in einer attraktiven Stadt wie Hamburg. Voigtländer verweist allerdings bei der Auswahl der richtigen Immobilie auf die Energieeffizienz, die eine immer größere Rolle spiele. So sollte man gerade beim Kauf älterer Einfamilienhäuser, die aktuell mancherorts günstiger zu haben sind, an die Folgekosten wegen notwendiger Sanierungsmaßnahmen denken. „Als eine wichtige Form der Vermögensbildung bleibt eine Immobilie in guter Lage aber ein sinnvolles Investment“, sagt Voigtländer.
Wer bereits ein Eigenheim zur Selbstnutzung hat, für den kann nach Meinung des IW-Experten längerfristig auch eine Immobilie als Kapitalanlage interessant sein. In Hamburg hält er vor allem kleinere Wohnungen mit bis zu drei Zimmern für ein lohnenswertes Investment. „Schließlich ist Hamburg eine Single-Hochburg, und die Chancen für eine Vermietung sind und bleiben gut.“
Geld: Aktien sind nichts für kurzfristige Anleger
Dass die Börse keine Einbahnstraße ist, haben die Anleger in den vergangenen drei Jahren zum Teil schmerzlich erfahren müssen. Zunächst stieg der DAX Anfang 2020 auf fast 14.000 Punkte, bevor er im Zuge der Corona-Pandemie auf weniger als 8500 Zähler abstürzte. Eineinhalb Jahre später notierte er auf einem Rekordhoch von mehr als 16.300 Punkten, um Ende September zeitweise unter die Marke von 12.000 Zählern zu rutschen und nun wieder bei mehr als 14.000 Punkten zu stehen.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Börse ist nichts für kurzfristige Geldanleger und Menschen mit schwachen Nerven. Das bestätigt auch Bernd Schimmer, Chef-Investment-Stratege der Hamburger Sparkasse. „Die Bestimmung eines optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunktes kommt der Eine-Million-Dollar- Frage gleich“, sagt Schimmer.
Alle seriösen Untersuchungen zeigten, dass ein zu stark ausgeprägter taktischer Aktienkauf fast immer mit Renditeverlusten einhergehe, da der Einstieg zu spät und der Ausstieg zu früh erfolge. Dennoch könne ein gewisses taktisches Verhalten Sinn machen. „Bezogen auf den deutschen Aktienmarkt dürfte bereits ein größerer Teil einer Neubewertung in den jetzigen Kursen enthalten sein. Die aktuelle Rallye ist aber wohl aus fundamentaler Sicht etwas übertrieben, sodass wir in diesem Zyklus durchaus noch einmal niedrigere Kursstände erwarten“, sagt Schimmer. Aktuell kaufe man allerdings auch schon günstiger als vor einem Jahr.
Bei Aktien ist "breite Streuung" sehr wichtig
Im Klartext: Auf längere Sicht lohne sich der Aktienerwerb, allerdings müsse man mit kurzzeitigen Rückschlägen rechnen. Ob Einzelaktien, ETFs oder Aktienfonds besser oder schlechter sind, lässt sich aus Schimmers Sicht nicht pauschal sagen. „Absolut wichtig und entscheidend ist, bei Einzelaktien eine breite Streuung zu berücksichtigen: Dies gilt für Branchen und insbesondere für Regionen“, so der Anlagestratege. „Zudem sollte die Auswahl sehr aktiv begleitet und laufend angepasst werden.“ Dies sei aufwendig, so dass für viele der Kauf eines „breiten, gut gestreuten internationalen ETFs oder Aktienfonds“ komfortabler als der Erwerb von Einzelaktien sei.
Schaut man auf das gesamte Vermögen des Anlegers, so rät Schimmer bei einer mittleren Risikobereitschaft zu folgender Aufteilung: 45 Prozent Aktien, 35 Prozent Anleihen und Festgeld sowie 20 Prozent Immobilien.
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Festgeld: Der Sparzins ist zurückgekehrt
Während man vor wenigen Monaten bei den meisten Banken und Sparkassen noch sogenannte Verwahrentgelte für sein Erspartes bezahlen musste, ist nun der Sparzins wieder zurückgekehrt. Bis zu drei Prozent pro Jahr bekommt man mittlerweile von seriösen europäischen Banken wie der französischen Crédit Agricole bei einer Festgeld-Anlage von 24 Monaten. Ist damit schon das Ende des Zinsanstieges bei mittelfristigen Geldanlagen erreicht? „Ein wenig werden die Zinsen wohl noch zulegen“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Ihr Ratschlag: „Nicht länger als zwei bis drei Jahre fest anlegen.“
Denn man wisse schließlich nicht, wie sich die Konditionen der Banken und die Inflationsraten entwickeln werden. Schließlich mache man bei einer Inflation von sieben Prozent selbst bei einem Jahreszins von drei Prozent immer noch einen realen Verlust. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte zudem nicht mehr als 100.000 Euro bei einer Bank anlegen. Bis zu dieser Summe greift die gesetzliche Einlagensicherung, auf die man sich in der EU geeinigt hat.
Verbraucherzentrale Hamburg rät zu Geldanlagen mit Zinstreppe
Klug hält vor allem Geldanlagen mit Zinstreppen wie bei der Bausparkasse Mainz für ein interessantes Investment. Dort gibt es beim sogenannten Zuwachssparen im ersten Jahr 0,5 Prozent Zinsen, im zweiten Jahr 1,25 Prozent usw. Im 6. Jahr steigt der Jahreszins dann auf sieben Prozent.
Der Vorteil für den Kunden: Nach einem Jahr Mindestlaufzeit kann er mit einer Dreimonatsfrist seinen festgelegten Betrag ohne Zusatzkosten kündigen. Sollten folglich nach einem Jahr die Konditionen bei anderen Anbietern deutlich besser sein, könnte er sein Kapital abziehen und neu anlegen. Hält er bei der Bausparkasse Mainz sechs Jahre lang durch, kann er sich über eine jährliche Rendite von mehr als drei Prozent freuen. Klug: „Eine ordentliche Rendite.“