Hamburg. Makler sehen starken Rückgang der Nachfrage und damit verbundene Preisabschläge. Studie zeigt langfristige Entwicklung im Norden.

Der flächendeckende Immobilienboom in Deutschland ist beendet. Deutlich gestiegene Bauzinsen, hohe Inflationsraten und unsichere Wirtschaftsaussichten sorgen dafür, dass immer mehr Bundesbürger ihr Geld zusammenhalten, statt es in eine Großinvestition wie ein Haus oder eine Wohnung zu stecken.

Nach einer aktuellen Umfrage des Immobilienverbandes IVD Nord unter seinen Mitgliedern in Norddeutschland ist die Kaufnachfrage nach selbst genutzten Wohnimmobilien bei 91,5 Prozent der befragten Makler zurückgegangen. Dabei gaben laut IVD Nord 60 Prozent sogar einen starken und 25 Prozent einen mittleren Rückgang an.

Immobilienmarkt: Sinkende Nachfrage und Preise

Analog zur verminderten Kaufnachfrage hat sich laut Umfrage die Zahl der notariellen Beurkundungen bei 75 Prozent der Makler reduziert. Auch die Nachfrage nach Wohnimmobilien zur Anlage sei bei 82 Prozent der Umfrageteilnehmer rückläufig, heißt es. 55 Prozent sprechen hier von einem starken und 29,5 Prozent von einem mittleren Rückgang.

Auf die Preise habe dies ebenfalls Auswirkungen, so der IVD Nord. Hier beobachteten 71 Prozent der befragten Makler einen Preisrückgang, der 48 Prozent als „mittel“ bezeichnen und 15 Prozent als „stark“.

Abwärtstrend auf dem Immobilienmarkt

Der Abwärtstrend zeigt sich auch in einer Studie des Immobilienportals Immowelt, in der die Entwicklung der Angebotspreise für Wohnungen in 60 Stadt- und Landkreisen in Norddeutschland untersucht wird.

Laut der Analyse sind im Oktober gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat in 14 von 60 untersuchten Kreisen die Kaufpreise von Eigentumswohnungen gesunken, zum Teil deutlich. Als Grundlage für die Analyse diente eine 75 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung aus den 1990er-Jahren.

Hamburger Wohnungen um zwei Prozent preiswerter

Sogar in Hamburg gingen die Preise im Jahresvergleich laut Studie zurück – und zwar um zwei Prozent auf 6539 Euro pro Quadratmeter.

Überraschend gut schlugen sich im Jahresvergleich noch die Kreise rund um die Hansestadt. So legten die Preise in Harburg um vier Prozent auf 3383 pro Quadratmeter, in Stormarn um zwei Prozent auf 3906 Euro und in Pinneberg sogar um zwölf Prozent auf 3751 Euro zu.

Allerdings sind auch in vielen Regionen rund um Hamburg in den vergangenen Monaten die Preise gesunken, wie andere Studien jüngst gezeigt haben. Lediglich der Ein-Jahres-Vergleich zeigt hier noch eine positive Tendenz.

Immobilienpreise: Landkreis Peine ist Schlusslicht

Das stärkste Minus im Norden gab es laut Immowelt im Landkreis Peine: Kostete der Quadratmeter dort vor einem Jahr im Schnitt 2423 Euro, so rufen Verkäufer nun noch 2042 Euro auf – ein Rückgang von 16 Prozent. Auch im Landkreis Rotenburg (Wümme) sind die Preise im zweistelligen Bereich (minus elf Prozent) auf 2059 Euro gefallen.

Derweil haben in den ohnehin eher günstigen Städten die Preise im Jahresvergleich nochmals angezogen. Neumünster weist mit 2338 Euro ein Plus von 20 Prozent auf, in Salzgitter (1671 Euro) sind die Preise um 18 Prozent und in Delmenhorst (2226 Euro) um 15 Prozent gestiegen. Die Experten von Immowelt führen diesen Anstieg darauf zurück, dass viele Menschen sich in den preiswerteren Regionen trotz steigender Bauzinsen eine Immobilie noch leisten können.

Nordseeinseln treiben Immobilienpreise an

Größere Preissprünge im Jahresvergleich gab es auch an der Küste. Der direkt an der Ostsee gelegene Landkreis Ostholstein verzeichnete ein Plus von 26 Prozent auf 4406 Euro pro Quadratmeter – das war der stärkte Anstieg aller Kreise.

Auch in den an der Nordsee gelegenen Landkreisen Nordfriesland und Dithmarschen gab es noch Preissteigerungen von jeweils 22 Prozent. Nordfriesland ist dabei mit 6695 Euro der teuerste Kreis der Analyse, getrieben von den Nordfriesischen Inseln.