Traum vom gemeinsamen Wachstum scheint geplatzt. Ergebnis der DS Gruppe lässt zu wünschen übrig. Jetzt folgen gravierende Maßnahmen.

  • Ergebnis lässt zu wünschen übrig: Ralf Dümmel und Georg Kofler bauen Arbeitsplätze ab
  • Koflers Social Chain AG hatte Dümmels DS Gruppe kürzlich für 220 Millionen Euro übernommen
  • Verschärfung der weltwirtschaftlichen und politischen Situation sei ursächlich
  • DS Gruppe setzt nun verstärkt auf Energiesparprodukte

Ralf Dümmel ist ein Verkaufsprofi, wie er im Buche steht. Ein eloquenter, smarter Macher, der sich auch nicht zu schade dazu ist, selber eine Klobürste im Teleshopping-Sender anzubieten. Wenn dann die Bestellungen reinrattern, ist die Welt für Dümmel in Ordnung, hat sich der Einsatz gelohnt. „Von den Loomaid-Bürsten haben wir mehr als 54.000 Stück verkauft. Ein Umsatz von 700.000 Euro an einem Tag“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen an seinen TV-Auftritt mit den innovativen Silikonschrubbern.

Bekannt wie ein bunter Hund ist der 55-Jährige mit den ebenfalls oft farbenfrohen Hemden auch aus der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Hier saß er jahrelang mit Georg Kofler gemeinsam in der Jury, bis vor wenigen Monaten die Hammer-Nachricht kam: Koflers Social Chain AG übernimmt Dümmels DS Gruppe, für 220 Millionen Euro. Der Kauf sollte gemeinsames Wachstum bringen und die Stärken im Verkauf bündeln, denn DS ist gut vernetzt im stationären Handel, Social Chain eher in den digitalen Medien.

Ralf Dümmel: DS Gruppe entlässt zahlreiche Mitarbeiter

Doch dieser Traum, so scheint es, ist jetzt erst einmal geplatzt. Die Gruppe entlässt etliche Mitarbeiter, das Ergebnis lässt zu wünschen übrig, die Aktie rauscht in den Keller. Allein bei der DS Gruppe mit Hauptsitz in Stapelfeld, dem „Baby“ Dümmels, sollen nach Abendblatt-Informationen knapp 30 von gut 500 Stellen sowohl der Fusion mit der Social Chain AG als auch der schwierigen Lage im Handel zum Opfer gefallen sein.

„Aufgrund der Verschärfung der weltwirtschaftlichen und politischen Situation muss sich auch unsere Unternehmensgruppe schweren Herzens von einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen“, so eine Sprecherin: „Dieser Prozess wird auch künftig in hohem Maße mit der internationalen Wirtschaftslage korrelieren. Unternehmerische Verantwortung fordert leider in Krisen auch solche Entscheidungen.“

Ralf Dümmel sagte ein ganz anderes Szenario voraus

An allen Standorten des international agierenden Handelshauses mit 4000 Produkten wie Landmann-Grills oder Beem-Küchenmaschinen mussten Mitarbeiter gehen – ganz anders als von Dümmel, der bei DS bereits mit 30 Jahren Miteigentümer wurde, vorhergesagt: Auf die Frage des Abendblatts, ob mit dem Verkauf und den damit meist einhergehenden Synergieeffekten nun Mitarbeiter bei der DS Gruppe um ihre Stellen fürchten müssen, hatte der Unternehmer im Oktober 2021 noch klar abgewinkt: „Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt hier und in unserem Lager in Gallin aktuell 60 offene Stellen“, rechnete Dümmel vor und sagte weiter: „Wir hatten bei DS schon vor dem Merger sehr viel zu tun. Die Synergieeffekte, allein auf das Ergebnis bezogen, haben wir auf 40 bis 50 Millionen Euro in drei Jahren beziffert, aber diese ergeben sich nicht aus Personaleinsparungen.“

Wie herausfordernd die Lage ist, lässt sich auch am Börsenkurs ablesen. Die Social-Chain-Aktie erlebte bislang ein desas­tröses Börsenjahr 2022. Doch hatten die Werte von Onlinehändlern allgemein keine einfache Zeit. Zwar haben in der Pandemie viele Menschen das Internetshoppen für sich entdeckt, doch nun steht Sparen wegen der Energiekrise und der Inflation für die Verbraucher im Vordergrund.

"Höhle der Löwen": Dümmel und Kofler bald keine Kollegen mehr

Die aktuellen Zahlen der Social Chain AG, welche die Ergebnisse der DS Gruppe umfassen, zeigen die Lage: Der Umsatz entspricht der Planung für das erste Halbjahr 2022. „Das Ergebnis liegt jedoch unter unseren Erwartungen“, sagte eine Sprecherin der Social Chain AG. Hintergrund seien vor allem die kriegsbedingte Inflation, Herausforderungen in den Lieferketten, gestiegene Rohstoffpreise oder die Abwertung des Euros. „Diese exogenen Faktoren werden aus unserer Sicht auch das zweite Halbjahr belasten“, ergänzte die Sprecherin, betonte aber zugleich, man wolle die Krise auch als Chance nutzen. So arbeite die DS Gruppe an einem breiten Sortiment von Energiesparartikeln, die Verbrauchern helfen, mit weniger Strom und Wasser auszukommen.

Das Management scheint indes an den fusionierten Konzern zu glauben. Wichtiger Vertrauensbeweis: Die Hauptaktionäre, wie Kofler als Aufsichtsratsvorsitzender und die ehemaligen Gesellschafter der DS Gruppe rund um Ralf Dümmel, haben bei der letzten Kapitalerhöhung weiteres Geld in die Holding investiert. Übrigens werden Dümmel und Kofler bei Vox bald nicht mehr Kollegen sein: Laut „Bild“ soll Kofler die Gründershow verlassen.