Berlin. Die Inflation ist in Deutschland bereits hoch. Doch eine DIHK-Umfrage zeigt: Viele Preissteigerungen werden wohl erst noch kommen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist in den vergangenen Wochen und Monaten vieles im Alltagsleben teurer geworden. Die Energiepreise sind nach oben geschossen, was sich nicht nur an den Tankstellen, sondern auch auf der nächsten Nebenkostenabrechnung bemerkbar machen wird. Die Supermärkte haben die Preise für Lebensmittel teils kräftig angezogen. Im April kostete der durchschnittliche Warenkorb eines Verbrauchers in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 7,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
Ein Ende der Entwicklung ist noch nicht in Sicht. Nach wie vor sind die Lieferketten fragil – aufgrund des Krieges in der Ukraine, aber auch aufgrund der strikten Null-Covid-Politik in China. In Shanghai etwa stauen sich nach wie vor die Frachtschiffe. Und Energie wird aufgrund des Krieges derzeit mit hohen Aufschlägen gehandelt, Alternativen zu Energien aus Russland wie etwa Flüssiggas-Lieferungen aus den USA oder Katar sind deutlich teurer. Doch damit nicht genug. Viele Unternehmen hierzulande werden ihre Preise wohl erst noch anheben.
Inflation: Unternehmen kündigen Kostenweitergabe an Kunden an
Die Verbraucherpreise in Deutschland dürften länger hoch bleiben – und in einigen Bereichen noch steigen. Wie aus der am Dienstag veröffentlichten Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter mehr als 25.000 Unternehmen in Deutschland hervorgeht, wird mehr als jedes dritte Unternehmen höhere Kosten in den kommenden Wochen und Monaten an die Kunden weitergeben.
Bei 39 Prozent ist die Umlage der Kostensteigerungen, etwa durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise im Zuge des Ukraine-Krieges, bereits erfolgt.
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Inflation: Restaurants und Hotels wollen Preise anheben
Teurer dürfte demnach vor allem der Restaurant- oder Hotelbesuch werden. Fast jedes zweite Unternehmen aus dem Gastgewerbe gab an, höhere Kosten erst noch weitergeben zu wollen. Schlechte Aussichten gibt es auch für Bauherren und -frauen: Beim Baugewerbe, das derzeit stark von unterbrochenen Lieferketten und Preissteigerungen betroffen ist, kündigten 44 Prozent der befragten Firmen an, ihren Mehraufwand auf die Kundschaft umlegen zu wollen.
Im Handel hat bereits mehr als jede zweite Firma die Preise angezogen, rund jede dritte Firma wird noch nachziehen. „Wir werden in Zukunft noch einiges an Preiserhöhungen sehen“, befürchtet Jupp Zenzen, DIHK-Referatsleiter für Konjunkturthemen. Der DIHK erwartet für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 7,0 Prozent.
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Unternehmen wollen weniger in innovative Produkte investieren
Nicht nur den Verbrauchern machen die hohen Kosten zu schaffen. Nie zuvor wurden die Energie- und Rohstoffpreise als Geschäftsrisiko derart hoch von den Unternehmen eingeschätzt wie derzeit. Zugleich gehen die Unternehmen von deutlich schlechteren Geschäften aus. „Wir sehen, wie die Stimmung kippt“, sagte Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung.
Zwar geht der DIHK noch von einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus – dann müssten sich bis Herbst die Lieferkettenprobleme aber entschärft und der Ukraine-Krieg sich zumindest nicht weiter zugespitzt haben. Dass dieses Szenario so möglicherweise nicht eintreten wird, weiß man auch beim DIHK. „Die Abwärtsrisiken sind größer als die Aufwärtschancen“, sagte Nothnagel.
Die schlechte Geschäftsstimmung der Unternehmen – ein Drittel der Betriebe rechnet mit rückläufigen Geschäften – hat Folgen: Viele Unternehmen fahren laut der DIHK-Umfrage ihre Investitionen in Produktinnovationen herunter. Nur noch knapp jedes dritte Unternehmen will in neue Produkte investieren – es ist der niedrigste Stand seit 2003.
Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.