Berlin. Unruhige Aktienkurse, niedrige Zinsen, Coronavirus: Mit diesen Strategien lässt sich in Krisen der Wert des Vermögens erhalten.
- Sicher und ertragreich – das ist die Devise der meisten Deutschen bei der Geldanlage. Doch die Zeiten, in denen das gute alte Sparbuch Jahr für Jahr mit Zinsgutschriften etwas dicker wurde, sind spätestens seit der Finanzkrise vorbei.
- Kurzfristig können die Kurse von Wertpapieren stark schwanken, wie sich in diesen Tagen zeigt. Hohe Kursverluste sind am Ende einer Krise auch gute Einstiegsmöglichkeiten. Langfristig orientierte Sparer profitieren von diesen Schwankungen sogar.
- Auch andere Geldanlagen, die absolut sicher sind, zum Beispiel Tages- oder Termingeld bringen derzeit nichts ein. Das Gegenteil ist der Fall. Gemessen an der Inflationsrate von geschätzten 1,4 Prozent in diesem Jahr, verliert das Ersparte an Kaufkraft. Das heißt, die Verzinsung kann die Teuerungsrate nicht ausgleichen.
- Im schlimmsten Fall kassiert die Bank sogar noch eine Gebühr dafür, dass sie das Bargeld der Kunden sicher verwahrt. Diese so genannten Negativzinsen werden bei Kleinanlegern bisher nicht berechnet. Das könnte sich bald ändern.
- Doch mit der richtigen Strategie lässt sich auch in diesen Zeiten wenigstens der Wert des Vermögens erhalten.
Vermögen aufbauen, Schulden bezahlen
Doch es gibt trotz allem Möglichkeiten, ein kleines Vermögen zu vermehren. Auf die leichteste Möglichkeit weist Verbraucherschützer Hermann Tenhagen vom Internetportal www.finanztip.de hin. „Wenn Sie Schulden haben, bezahlen Sie sie zurück“, sagt er.
Selbst günstige Ratenkredite kosten in der Regel vier Prozent oder mehr. Ist das Konto im Minus wird es noch viel teurer. Statt Zinsen zu bekommen, werden so Zinsen eingespart. Das bringt am Ende eines Jahres viel mehr als eine schlecht verzinste Anlage. Wichtig ist beim Schuldenabbau der richtige Zeitplan.
Geld richtig anlegen: Die wichtigsten Fragen
Ansonsten sind ein paar wichtige Fragen zu klären: Muss ich kurzfristig an mein Geld herankommen oder kann ich es für längere Zeit entbehren. Wie risikofreudig bin ich? Soll das Ersparte gar der Grundstock für meine Altersvorsorge sein. Soll das Vermögen erhalten und gemehrt werden oder mit eine zusätzliche monatliche Einnahme bringen. Je nach Antwort, gibt es Anlagealternativen.
Vermögen aufbauen Variante 1: Null Risiko und immer verfügbar
Da bleibt dem Sparer derzeit nur das Tagesgeld der Banken. Doch bei einem immer größeren Teil der Banken gibt es inzwischen gar keine Zinsen mehr. Wenn doch, liegt der Zinssatz weit unter einem Prozent. Wo sich Tages- und Festgeld für Sparer noch lohnen.
Das bedeutet, sie liegen niedriger als die Teuerungsrate und die Kaufkraft des Ersparten sinkt. Es gibt durchaus Angebot von ausländischen Banken, die eine deutlich höhere Verzinsung versprechen und in den meisten Fällen sicherlich auch bringen.
Doch die Sache hat einen entscheidenden Haken. Banken in anderen Ländern gehören oft nicht der deutschen Einlagensicherung an, sofern sie in Deutschland keine Niederlassung haben.
Dies Sicherung garantiert, dass beispielsweise bei einer Pleite der Bank Guthaben von bis zu 100.000 Euro gesichert sind. Eine Möglichkeit vom international unterschiedlichen Zinsniveau zu profitieren, bietet das Online-Institut www.weltsparen.de. Dieses Fintec, wie die Bankkonkurrenten aus dem Internet auch genannt werden, stöbert auch jenseits der Grenzen gute Angebote auf und weist darauf hin, ob die Einlage durch eine Sicherungseinrichtung geschützt ist.
Allerdings weist die Stiftung Warentest darauf hin, dass solche Fonds in anderen Ländern nicht ausreichend sind, um die Pleite einer großen Bank tatsächlich aufzufangen. Es sollte als darauf geachtet werden, dass das Angebot der deutschen Einlagensicherung unterliegt. Wie man aus 50.000 Euro noch mehr macht.
Vermögen aufbauen Variante 2: Wertverlust vermeiden
Der unabhängige Finanzberater Stefan Adam sieht nur in einem etwas höherem Risiko die Chance auf Kaufkrafterhalt nach Kosten und Steuern. „Sie brauchen einen Risikoanteil von 30 Prozent“, rät der Experte. Ein Drittel würde er in Exchange Traded Funds (ETF) anlegen, eventuell mit einem befristeten Sparplan über 24 Monate, um die Risiken der üblichen Kurschwankungen zu verringern.
Kurzfristig können die Kurse von Wertpapieren natürlich stark schwanken, wie sich in diesen Tagen zeigt. Hohe Kursverluste sind am Ende einer Krise auch gute Einstiegsmöglichkeiten. Langfristig orientierte Sparer profitieren von diesen Schwankungen sogar. Wem die kostengünstigen ETF zu heikel erscheinen, kann alternativ einen Aktienfonds-Sparplan auswählen.
ETFs funktionieren ähnlich wie Aktienfonds, nur kosten die viel weniger. Sie bündeln viele Aktien zu einem Korb. Der Wert entwickelt sich dann analog dem Wert der Einzelaktien. Fachmann Adam rät zu ETF, die einen der großen weltweiten Indizes des Börsenhandels abbilden, etwa den MSCI World. Der Index ist sozusagen der DAX der globalen Industrie. In den vergangenen Jahren haben diese ETF zweistellige Renditen erzielt. Das muss jedoch nicht so bleiben.
Wer seinen Bankberater nach ETF fragt, wird häufig ausweichende bis ablehnende Antworten erhalten, „Das ist Zeitverschwendung“, weiß Adam. Da die Institute kaum etwas am Verkauf verdienen, bieten sie diese auch nicht aktiv an. „ETFs kaufen, heißt selber machen“, erläutert er. Dies sei so leicht wie eine Bestellung im Online-Handel. Der Berater sieht in den Online-Portalen https://de.extraetf.com sowie justetf.com gute Adressen für den Kauf.
Vermögen aufbauen Variante 3: Festgeld wirft noch ein wenig ab
Termingeldanlagen bieten eine etwas höhere Verzinsung als Tagesgeld. Der Preis dafür besteht darin, dass der Anleger nicht täglich an sein Vermögen herankommt, sondern es über einen längeren Zeitraum festlegt. Die Dauer variiert. Verbreitet ist das Festgeldkonto, das immer noch vergleichsweise kurze Laufzeiten von unter einem Jahr vorsieht. Längerfristig über mehrere Jahre laufen Sparbriefe oder mehrjährige Festgelder. Rentenfonds oder Festgeld? Das sind die Vor- und Nachteile.
Ein aktueller Verglich der Zeitschrift Finanztest zeigt, dass auch hier die Erträge mittlerweile unterhalb der Teuerungsrate liegen. Bei einer einjährigen Laufzeit bietet selbst die Klarna Bank als Sieger nur 0,95 Prozent Zins. Bei einer fünfjährigen Laufzeit liegt der Spitzenzins der schwedischen Hoist Finance bei 1,20 Prozent.
Keine guten Alternative: Fonds-Kombiprodukte
So verlockend einfach manches Finanzprodukt klingt, so wenig taugt es für den Wunsch des Sparers nach einer guten Rendite. Aktuell stellt die Stiftung Warentest zum Beispiel Fonds-Kombiprodukten eine schlechte Note aus. Dabei fließt eine Hälfte des Kapitals auf ein Festgeldkonto, die andere in einen Fonds, der höhere Gewinnchancen hat.
„Klingt toll“, urteilen die Verbraucherschützer, stellen aber sogleich fest, dass es mit der erhofften Verzinsung nicht weit her ist. „Die Kosten sind zu hoch“, warnen sie, „unter dem Strich lohnen sich Fonds-Kombiprodukte vor allem für die Bank.“ Durch den Ausgabeaufschlag für den Fonds frisst den versprochenen attraktiven Festgeldzins schnell wieder auf.
Mehr Informationen zum Thema Vermögensaufbau und Altersvorsorge
Wer spart, ist klar im Vorteil. Für den Fall, dass man 250.000 Euro Vermögen hat, ist die Frage, ob das schon als Altersvorsorge reicht? Wer noch nichts gespart hat, sollte mit dem Aufbau des Vermögens unbedingt anfangen. Unsere Empfehlung, wie viel man monatlich zurücklegen sollte. Wer Gold kaufen möchte als Geldanlage, sollte folgende Faktoren beachten. Wer eine Lebensversicherung als Geldanlage abgeschlossen hat, muss sich bei Niedrigzinszeiten entscheiden. Laufen lassen oder schnell kündigen.