Mit der gesetzlichen Rente lassen sich die monatlichen Kosten nicht bezahlen. Wie weit kommt man mit 250.000 auf dem Sparkonto?
- Wer mit den Planungen für seine Rente und Altersvorsorge früh anfängt, kann sein Geld vielseitig investieren
- Ein Beispiel: Die Abrechnung macht Mut. Es werden zwei Lebensversicherungen ausbezahlt, eine Erbschaft, auf dem Tagesgeldkonto liegen einige Tausend Euro Erspartes und der Verkauf der Ferienwohnung hat auch etwas eingebracht. 250.000 Euro kommen so zusammen
- Das ist kurz vor dem Ruhestand ein beruhigendes Vermögen
- Doch reicht es eigentlich für eine gute Versorgung aus?
- Und wie lässt sich das Alterseinkommen damit gleichzeitig sichern und verbessern?
Altersvorsorge und Rente: Wie berechnet man seinen Bedarf im Alter?
Reichen 250.000 Euro auf dem Sparkonto für die Altersvorsorge aus? Diese Frage kann man erst beantworten, wenn man seinen Bedarf kennt. Will ich den erreichten Lebensstandard behalten, entspricht dies der Summe meiner durchschnittlichen monatlichen Ausgaben. Sie lässt sich zum Beispiel ermitteln, in dem man eine zeitlang ein Haushaltsbuch führt, in dem auch die kleinen Ausgaben erfasst werden.
Dazu kommen einmalige jährliche Zahlungen wie Versicherungen oder Jahresbeiträge für den Verein. Damit nicht genug. Immer wieder einmal werden größere Anschaffungen fällig, zum Beispiel für den Ersatz alter Hausgeräte, vielleicht auch ein neues Auto. Schließlich gehört das Urlaubsbudget mit in die Rechnung hinein.
Jahresbedarf-Beispiel: So errechnen Sie Ihren monatlichen finanziellen Bedarf
- Laufende Kosten im Jahr: Miete, Strom, Telekommunikation, Lebensmittel, Kleidung etc. 1.400 Euro pro Monat. Das ergibt pro Jahr: 12 x 1.400 Euro = 16.800 Euro
- Für Versicherungs, und Vereinsbeiträge, Urlaubsbudget und Rücklage für größere Ausgaben kommen noch 4400 Euro dazu, macht insgesamt: 21.200 Euro Jahresbedarf.
- Um aus dem Jahresbedarf die monatlich notwendigen Einkünfte zu ermitteln, muss ich die Summe wieder durch zwölf Monate teilen: 21.200 : 12 = 1.766 Euro.
Dazu kommen noch Steuern und die Ausgaben für die Krankenversicherung. Beide Posten fallen individuell sehr unterschiedlich aus. Privat Krankenversicherte müssen sich zum Beispiel im Alter auf sehr viel höhere Beiträge einstellen als Mitglieder der Krankenkassen.
Sehr grob gerechnet kämen in diesem Falle 130 Euro Krankenversicherung und 250 Euro Steuern im Monat an. Auf jeden Fall hilft der Besuch beim Steuerberater und die Nachfrage bei der Krankenkasse, um eine genauen Bedarf zu ermitteln. Trotzdem ergibt sich, alle Beträge zusammengenommen, schon einmal ein erstes Bild.
Danach brauche ich 2.146 Euro im Monat.
Gesetzliche Rente: Wie viel Einkommen ist dadurch schon sicher?
Jetzt kommt die Gegenseite dran. Meine gesetzliche Rente wird etwa 1.000 Euro betragen. Das geht aus der Renteninformation hervor, die mir die Rentenversicherung einmal im Jahr schickt. Dazu kommen noch 80 Euro aus einer betrieblichen Altersvorsorge und 120 Euro aus der Riester-Rente. Das sind insgesamt also 1.200 Euro.
Zwischen dem Bedarf und den gesicherten Alterseinkünften besteht demnach eine Lücke: von 946 Euro. Reicht mein Vermögen in Höhe von 250.000 Euro, um diese Lücke auszufüllen?
Die Sofortrente: Was steckt hinter diesem Angebot?
Die Versicherungen werben in der letzten Zeit verstärkt mit der Sofortrente. Das Prinzip ist einfach. Der Kunde zahlt einmal einen Betrag ein und erhält im Gegenzug ab sofort eine lebenslange Rente. Doch diese Bequemlichkeit und Sicherheit hat ihren Preis wie der unabhängige Finanzberater Stefan Adam weiß.
„Die Renten sind zu gering“, bemängelt er, „oft weniger als 35 Euro bei 10.000 Euro Rentenkapital.“ Bei einem Vermögen von 250.000 Euro sind also bestenfalls 875 Euro drin. Nur wer sich sicher ist, sehr alt zu werden, ist mit einer Sofortrente gut bedient - sofern die Erwartung eintrifft.
ETFs als Geldanlage sind langfristig, lohnen sich aber
Chancenreicher ist die Anlage in so genannten Exchange Traded Funds (ETF). ETF funktionieren ähnlich wie Aktienfonds, nur kosten die viel weniger. Sie bündeln viele Aktien zu einem Korb. Der Wert entwickelt sich dann analog dem Wert der Einzelaktien.
Kurzfristig können die Kurse von Wertpapieren allerdings stark schwanken, wie sich in diesen Tagen zeigt. Hohe Kursverluste sind am Ende einer Krise auch gute Einstiegsmöglichkeiten. Langfristig orientierte Sparer profitieren von diesen Schwankungen sogar. Wem die kostengünstigen ETF zu heikel erscheinen, kann alternativ einen Aktienfonds-Sparplan auswählen.
Fachmann Adam rät zu ETF, die einen der großen weltweiten Indizes des Börsenhandels abbilden, etwa den MSCI World. Der Index ist sozusagen der DAX der globalen Industrie. In den vergangenen Jahren haben diese ETF zweistellige Renditen erzielt.
So hohe Renditen sind auf Dauer unwahrscheinlich. Aber von der langfristige positiven Entwicklung bei Aktien lässt sich in Form eines Auszahlplanes im Alter profitieren. So zieht der Kunde monatlich einen Betrag aus dem ETF-Vermögen ab. Das restliche Kapital vermehrt sich zwischenzeitlich weiter.
Freiwillige Rentenbeiträge: eine Anlage Alternative für Arbeitnehmer
In Zeiten niedriger Zinsen und großer Turbulenzen an den Kapitalmärkten während der Finanzkrise erweist sich die gesetzliche Rentenversicherung als mögliche Anlagealternative für Arbeitnehmer. Denn es gibt eine Regelung, die Arbeitnehmern freiwillige Beitragszahlungen ermöglicht, die zu einer höheren gesetzlichen Rente führen.
Diese Möglichkeit spricht sich langsam herum. .
Es geht um „Sonderzahlungen zum Ausgleich von Rentenabschlägen“. Mit diesem Instrument können sich Versicherte von der Rentenkürzung bei einem vorzeitigen Ruhestand freikaufen. Wer drei Jahre vor dem gesetzlichen Rentenalter aufhört, muss einen Abschlag von 0,3 Prozent Rente für jeden Monat hinnehmen, 10,8 Prozent insgesamt.
Rente: Weitere Informationen
Ab dem Alter von 50 Jahren darf dieses Minus durch Sonderzahlungen ausgeglichen werden. Das geht auch in Raten. Allerdings sind bestimmte Zeiten und Fristen zu beachten. Für freiwillige Rentenbeiträge gibt es eine Frist bis zum 31. März.
Informationen zu den Kosten für den Rentenausgleich gibt die Deutsche Rentenversicherung Bund und der Bund der Versicherten. Entscheidend ist, wie hoch die zu erwartende Bruttorente im Alter ist. Dieser Wert lässt sich Leicht aus der einmal jährlich versandten Renteninformation entnehmen.
Der Clou: Niemand muss deshalb auch tatsächlich früher in den Ruhestand gehen, sondern kann bis zur normalen Altersgrenze weiterarbeiten. In diesem Fall erhöht die Sonderzahlung den Rentenanspruch. Das hat mehrere Vorteile. Die Rentenzahlung ist lebenslang gesichert und der Versicherte profitiert von der jährlichen Rentenanpassung.
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Unsere Experten stellen einen monatlichen Sparplan vor, mit dem man später sorgenfrei leben kann. Welche Rechte haben Arbeitnehmer was die Rente betrifft gegenüber dem Arbeitgeber. Wie können Arbeitnehmer ihre Rente aufbessern? Es sind zahlreiche Entscheidungen zu treffen. Hat man schon eine Lebensversicherung sollte man sich gut überleben, ob man sie bei den derzeit niedrigen Zinsen behält oder vielleicht doch kündigt. Ab 2021 könnte die Grundrente gezahlt werden. Lesen Sie hier, wie der neue Alterszuschuss berechnet wird.