Hamburg. Sie haben ein spezielles Angebot – und trotzen so dem Geschäftesterben in Hamburg. Heute: Aquarien-Center Löhning in Harburg.
Das Fachgeschäft mitten im Wohngebiet erscheint von außen unscheinbar, denn es befindet sich im Souterrain eines Wohnhauses. Doch die vielen Stammkunden wissen, wohin sie wollen, zum Aquarien-Center Löhning in Harburg. Wer einige Treppen hinabsteigt, taucht in eine andere Welt ein: 130 Aquarien stehen gestapelt übereinander an einer Wand. Darin schwimmen Küssende Gurami, Welse oder Flossensauger, insgesamt rund 300 Arten.
Blickfang ist ein Riesen-Aquarium mit 1000 Litern Wasser. Die Süßwasser-Zierfische schlängeln sich im Schwarm am Glas entlang oder verstecken sich hinter den Wasserpflanzen und Wurzeln. Wer hierher kommt, hat die Qual der Wahl, findet aber auch unzählige Anregungen, wie ein Aquarium aussehen kann und spürt nach wenigen Augenblicken die beruhigende und entspannende Wirkung der Aquarienwelt, die wieder im Kommen ist.
Knapp zwei Millionen Aquarien in deutschen Haushalten
In den deutschen Haushalten stehen knapp zwei Millionen Aquarien. Tendenz leicht steigend, wie eine Prognose des Hamburger Portals Statista bis 2025 zeigt. Jedes Jahr werden rund 300.000 neue Aquarien verkauft. Nach Katzen, Hunden und Kleintieren sind Zierfische neben Ziervögeln die viertbeliebteste Heimtierart in Deutschland.
In rund vier Prozent der Haushalte steht ein Aquarium, geht aus der Statistik des Industrieverbandes Heimtierbedarf hervor. „Wir verzeichnen einen Wandel bei den Kunden“, sagt Marina Löhning-Kagelmacher, die Inhaberin des Aquarien-Centers, das sie mit ihrem Mann Ingo Kagelmacher betreibt. „Jetzt kommen verstärkt Familien mit Kindern, die sich ein Aquarium anschaffen wollen, während die Aquarien früher ein ausgesprochenes Männerhobby waren.“
Aquarien-Center Löhning besteht bereits seit 65 Jahren
Lediglich vier vergleichbare Fachgeschäfte gibt es noch in Hamburg. Das Aquarien-Center Löhning besteht bereits seit 65 Jahren. Am 9. November wird mit besonderen Angeboten das Jubiläum gefeiert.
Löhning-Kagelmachers Vater gründete das Unternehmen 1954. Verkauft an Endkunden wurde anfangs nur nebenbei, im Mittelpunkt stand die Zucht von Zierfischen, die dann an Fachgeschäfte und Großhändler in Hamburg und der Umgebung gingen. „Der Erwerb war mühsam“, erinnert sich seine Tochter. „Da wurden sogar Wasserflöhe an den umliegenden Teichen gefangen und ebenfalls an die Fachgeschäfte verkauft.“
Ende der 90er Jahre wurden die Aquarien immer kleiner
Erst in den 1970er-Jahren wurde die Firma als Einzelhandelsgeschäft ausgebaut. Stück für Stück wurde der Laden für die Kundschaft hergerichtet. „Die Menschen hatten mehr Geld, wollten sich etwas leisten“, sagt Löhning-Kagelmacher. In dieser Zeit waren vor allem große Aquarien mit bis zu 500 Litern Wasser angesagt.
Ende der 1990er-Jahre kam dann mit Nanoaquaristik das Gegenteil auf. „Die Becken wurden immer kleiner“, sagt die Inhaberin. „Bei einem Fassungsvermögen von nur 30 Litern können aber keine Fische mehr gehalten werden.“ Im Mittelpunkt stehen dabei die Wasserpflanzen. Nur Garnelen und Schnecken passen noch in diese winzigen Aquarien.
Auch Maßanfertigungen sind im Aquarien-Center Löhning kein Problem
„Denn je kleiner ein Aquarium ist, desto schwieriger ist seine Unterhaltung und Pflege“, sagt Löhning-Kagelmacher. Denn das biologische Gleichgewicht kippt in den kleinen Becken schneller. Die Standardgrößen der Aquarien reichen heute von 60 bis 450 Litern. Die Löhnings setzen auf Becken der Marke Juwel, die in Norddeutschland hergestellt werden.
„Auch Maßanfertigungen sind kein Problem und nicht viel teurer als die Standardmaße“, sagt Ingo Kagelmacher. Sehr große Aquarien stehen auf einem eigenen Unterbau, denn sie können für die Schrankwand zu schwer sein.
Vor allem Service und Beratung des Fachgeschäfts werden bei Google gelobt
Über 100 Bewertungen in nur einem Jahr gibt es bei Google über das Aquarien-Center Löhning. Durchweg positiv loben sie vor allem Beratung und Service des Fachgeschäftes. „Wir freuen uns sehr, dass die Kunden unser Konzept so würdigen, denn das zieht auch immer neue Kunden an“, sagt Löhning-Kagelmacher. „Wir nehmen uns bei der Beratung einfach Zeit.“
Mit dem Unternehmen ihrer Eltern hat sie sich schon immer verbunden gefühlt. „Wenn die Eltern selbstständig sind, ist das auch immer Teil des Familienlebens.“ Schon während der kaufmännischen Ausbildung und in ihren ersten Berufsjahren als Groß- und Außenhändlerin hat sie im elterlichen Betrieb geholfen.
„Dadurch ist der Entschluss, voll in den Betrieb meiner Eltern einzusteigen und dann die Firma 1998 zu übernehmen, als mein Vater in Rente ging, nach und nach gereift“, sagt Löhning-Kagelmacher. „Auch mein Mann hat am Anfang nebenbei mit ausgeholfen und ist so auch Stück für Stück zum Aquaristik-Experten geworden.“
LED-Beleuchtung im Aquarium lässt sich inzwischen mit dem Smartphone steuern
Die Konkurrenz des Internets spüren sie zwar, aber lebende Fische lassen sich nur schwer verschicken. Als schönste Bestätigung empfindet das Ehepaar, viele Kunden zu haben, von denen auch die Kinder oder gar Enkel in das Geschäft gehen, um Fische zu kaufen. Manche Kunden kommen auch aus Dänemark oder aus Nordrhein-Westfalen, wenn sie auf dem Weg zur Ostsee sind.
„Jedes Aquarium benötigt eine Beleuchtung, Filter und Heizung als technische Grundausstattung“, sagt Kagelmacher. Natürlich haben sie dieses Zubehör – inklusive entsprechender Beratung. Die LED-Beleuchtung im Aquarium lässt sich inzwischen mit dem Smartphone steuern. Eine Heizung ist wichtig, weil viele der beliebtesten Fischarten wie Salmler oder Platys Wassertemperaturen von 25 bis 27 Grad Celsius benötigen.
Guppys sind sehr beliebt
Für den Boden des Aquariums werden Kies, ein Düngergrund und ein Mix aus schnell und langsam wachsenden Wasserpflanzen benötigt. Holzwurzeln und Steine dienen als Versteck für einige Fische. Die Pflanzen filtern bestimmte Schadstoffe wie Stickstoff aus dem Wasser, erzeugen Sauerstoff und dienen den Fischen als Versteck. Etwa 60 Prozent des Bodens sollten Pflanzen bedecken.
„Bei den Fischen sollte man unbedingt die künftige Größe beachten. Manche – wie die beliebten Guppys, die im Schwarm sehr aktiv sind oder die Schmetterlingsbuntbarsche – bleiben klein, einige Welse werden dagegen groß und auch sehr alt“, sagt Löhning-Kagelmacher.
Zusatzqualifikation, um lebende Tiere verkaufen zu können
Um lebende Tiere verkaufen zu können, erwarb sie noch eine Zusatzqualifikation. Wer es dagegen ruhiger im Aquarium möchte, der wird sich an den farbenprächtigen Diskusen erfreuen. „Aber diese Fische sind anspruchsvoller und mögen es sehr ruhig.
Guppys sind dann nicht die richtigen Beifische.“ Sie würde es gern sehen, wenn das Fachgeschäft in Familienhand bleibt. Ihre Tochter hat zwar einen branchenfremden Beruf erlernt, aber ihr Freund komme vom Fach, sagt Löhning-Kagelmacher: „Im Prinzip ist damit die Nachfolge gesichert.“
Der Laden in Kürze
Ladengröße: 100 Quadratmeter
Adresse: Jägerfeldweg 14
Gegründet: 1954
Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, sonnabends von 9 bis 14 Uhr, an den Adventssonnabenden 9 bis 16 Uhr.
Mitarbeiter: 1
Günstigster Artikel: Roter Neon für 1,50 Euro
Teuerster Artikel: Diskus für 90 Euro
Der Onlinehandel ist für uns … schwierig, wenn die Kunden im Netz kaufen und sich dann das Produkt von uns erklären lassen.
In zehn Jahren ... ist unser Geschäft immer noch in Familienhand.
Lesen Sie am kommenden Sonnabend den nächsten Teil der Serie.