Hamburg. Großreederei CMA CGM verlagert bis zu 200.000 Standardcontainer Umschlagvolumen zur Konkurrenz. Bremen profitiert davon.
Rückschlag für die Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath: Ihr Unternehmen verliert ein beträchtliches Umschlagsvolumen an die Konkurrenz.
Wie das Abendblatt erfuhr, zieht der größte Einzelkunde des Hamburger Hafens, die französische Reederei CMA CGM, einen Liniendienst vom Burchardkai ab. Dessen Umschlag wird von Januar 2019 an am gegenüberliegenden Kai bei Eurogate abgewickelt. Dabei handelt es sich um die French-Asia-Line (Frankreich-Asien-Linie) 3, die mit elf Schiffen zwischen China und Europa pendelt und wöchentlich den Hamburger Hafen als Endpunkt anläuft. Mit dem Wechsel verliert die HHLA ein Umschlagsvolumen von rund 200.000 Standardcontainern (TEU) pro Jahr.
Mengenverluste werden kompensiert
Die HHLA bestätigte den Wechsel: „Der Vorstand bedauert diese Entscheidung. Ungeachtet dessen bleibt CMA CGM ein wichtiger Kunde für die HHLA.“ Da die Verlegung erst im Jahr 2019 erfolgt, würden sich für das aktuelle Geschäftsjahr keine Konsequenzen ergeben. Mögliche Auswirkungen im nächsten Jahr würden bei den laufenden Planungen berücksichtigt. „Die HHLA geht jedoch davon aus, dass Mengenverluste weitestgehend kompensiert werden können“, so die Unternehmenssprecherin.
Der überraschende Teilabzug der drittgrößten Reederei der Welt, die ihre Schiffe seit vielen Jahren bei der HHLA abfertigen lässt, zeigt dass der Konkurrenzkampf zwischen den Terminals in Europa – sogar innerhalb der Häfen – stärker wird. Zudem hat der Vorgang eine politische Dimension: Erst vor vier Monaten war nämlich Hamburgs Bürgermeister nach Marseille, dem Hauptsitz von CMA CGM, gereist und hatte mit dem Chef der Reederei, Rodolphe Saadé, über eine mögliche Beteiligung an einem HHLA-Terminal in Hamburg gesprochen – übrigens ohne Abstimmung mit der HHLA-Führung.
Möglicherweise wurden dabei Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können, mutmaßt man im Hafen. Der Deutschland-Chef von CMA CGM, Peter Wolf, dementiert dies. „Die Verlagerung geschieht aus rein operativen Gründen. Wir hoffen damit schneller zu werden“, sagte er dem Abendblatt.
Konsequenzen für die Stadt
Zwar bedeutet der Terminalwechsel keine Mengenverluste für den Hamburger Hafen. Für die Stadt hat er aber Konsequenzen. Hamburg ist mit 68 Prozent mit Abstand der größte Aktionär der HHLA und bezieht jährlich Dividenden im zweistelligen Millionenbereich. Wenn die HHLA weniger beim Umschlag verdient, bekommt die Stadt weniger Überschuss ausgezahlt. Geld, mit dem sie eigentlich fest rechnet.
Eine andere Hansestadt profitiert hingegen vom Wechsel von CMA CGM: Bremen. An dem Containerterminal Eurogate ist nämlich zu 50 Prozent die BLG Logistics Group beteiligt. Und die gehört wiederum zu 63 Prozent der Hansestadt Bremen.