Hamburg. Containerumschlag in Hamburg steigt nur minimal. Aktie stürzt trotz Kaufempfehlungen von Analysten auf neues Jahrestief.

Auf den ersten Blick offenbart sich eine saubere Bilanz. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat gestern die Ergebnisse ihres Geschäftsverlaufs im ersten Halbjahr 2018 präsentiert, und die Zahlen wirken positiv. Erst bei zweiter Durchsicht wird deutlich, dass sich auch Hamburgs größter Hafenkonzern nicht mehr den Problemen entziehen kann, die es derzeit im Hafen gibt.

So wirkt der Anstieg des Containerumschlags um 1,2 Prozent auf 3,63 Millionen Standardcontainer (TEU) zunächst einmal erfreulich. Wenn man aber genauer nachforscht, wo das Umschlagsplus im Wesentlichen entstanden ist, dann kommt man nicht auf Hamburg. Stattdessen hat die HHLA an ihrem Containerterminal in Odessa am Schwarzen Meer 8,3 Prozent mehr TEU umgeschlagen als im Vorjahreszeitraum. Für Hamburg bleibt nur ein mageres Plus von 0,9 Prozent. Das Mengenwachstum wurde im Wesentlichen von einem Anstieg der Asienverkehre um 4,1 Prozent getragen, heißt es in dem Bericht.

Zurückhaltende Prognose

HHLA-Konzernchefin Angela Titzrath macht auch keine Hoffnung darauf, dass sich an der Entwicklung im zweiten Halbjahr, das im Hafenumschlag in der Regel besser ist als das erste, viel ändert. Denn in ihrer Prognose für das Gesamtjahr ist sie zurückhaltend: „Umsatz und Containerumschlag werden sich voraussichtlich auf dem Niveau des Vorjahres bewegen“, hatte Titzrath bereits bei der Vorstellung der Bilanz 2017 im März vorausgesagt.

„Auf dem Niveau des Vorjahres“ bedeutet allenfalls eine Seitwärtsbewegung. Das ist für die HHLA, die bisher der Schwäche des Hamburger Hafens getrotzt und im vergangenen Jahr beim Containerumschlag sogar kräftig zugelegt hat, wenig ermutigend. Zumal die Konkurrenz weiter angezogen hat: Der Hafen in Rotterdam hat im ersten Halbjahr 2018 6,2 Prozent mehr Container umgeschlagen als im Vorjahr, Antwerpen sogar 8,3 Prozent mehr. Der weltweite Containerumschlag wächst den Marktforschungsinstituten zufolge zwischen vier und sechs Prozent in diesem Jahr, der deutsche Außenhandel zeigt sich entgegen allen Befürchtungen robust – nur im Hamburger Hafen kommt diese Entwicklung nicht an.

Zunehmende Ladungsverluste

Über die Gründe wird derzeit in der Stadt diskutiert. Hafenexperten machen in erster Linie die fehlende Elbvertiefung für die derzeitige Schwäche des Hamburger Hafens verantwortlich, die zunehmend zu Ladungsverlusten führt. „Wir vertrauen weiterhin auf die Zusage der Verantwortlichen, dass die Baggerarbeiten noch in diesem Jahr beginnen werden“, sagt HHLA-Chefin Titzrath im Halbjahresbericht. Erschwerend kommt hinzu, dass Hamburg seine Stellung als Verteilzen­trum für Seefracht zunehmend verliert: Die sogenannten Feederverkehre, also Zubringerdienste durch kleinere Schiffe, werden derzeit in Antwerpen und Rotterdam konzentriert.

Will der Hamburger Hafen an seine alte Stärke anknüpfen, benötigt er neue Impulse. Große Teile der Hafenwirtschaft fordern einen runden Tisch mit Politik und Gewerkschaften, um mögliche Lösungen zu diskutieren. Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, hat sich kürzlich im Abendblatt dafür ausgesprochen, ebenso der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen. Der Senat will ausländischen Reedereien Terminalbeteiligungen im Hamburger Hafen anbieten, um Ladung für den Hafen zu sichern.

HHLA-Chefin begrüßt Senatsvorschläge

„Ohne das Infragestellen des Bestehenden und die Bereitschaft zur Veränderung wird der Standort sich im Wettbewerb nicht behaupten können“, so lautet Titzraths Fazit. Die HHLA begrüße daher, dass Vertreter des Senats Vorschläge zu Möglichkeiten einer engeren Kundenbindung unterbreitet haben. Titzrath macht aber auch deutlich, was die Grundbedingungen sind, die solche Terminalbeteiligungen erfüllen müssen: „Nach unserer Auffassung sollten diese einen Beitrag zu einem signifikanten Mengenwachstum im Hafen leisten, Arbeitsplätze sichern und den Wertbeitrag der HHLA für die Aktionäre weiter erhöhen.“

Bietet das Ladungsaufkommen Anlass zur Sorge, ist die Ertragslage der HHLA positiv hervorzuheben. Die HHLA hat ihren Umsatz in der Zeit von Januar bis Juni 2018 um 1,6 Prozent auf 633 Millionen Euro steigern können. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um 1,1 Prozent auf knapp 100 Millionen Euro. Unterm Strich bleibt mit einem Plus von 52,4 Millionen Euro ein minimal geringeres Ergebnis als im ersten Halbjahr 2017. Titzrath bekräftigt zudem ihre Prognose für das Gesamtjahr 2018, nämlich einen Umsatz im Bereich des Vorjahres zu erreichen und das Ebit im Teilkonzern Hafenlogistik sowie auf Konzernebene deutlich zu steigern.

Experten raten zum Kauf der Aktie

Die Commerzbank und das Analysehaus Kepler Cheuvreux raten zum Kauf der HHLA-Aktie. Analyst Adrian Pehl von der Commerzbank wertete die Ergebnisse der HHLA als solide. Insgesamt habe der Hafenlogistiker leicht positiv überrascht, schrieb Analyst Nikolas Mauder von Kepler Cheuvreux.

Den Anlegern reichte das indes nicht. Die Aktie schloss am Dienstag mit einem Minus von 5,7 Prozent bei 17,24 Euro. Das ist ein neues Jahrestief. Dabei haben die Papiere seit Jahresbeginn bereits mehr als ein Viertel an Wert verloren. Ganz anders geht es dem anderen Hamburger Hafenbetreiber Eurokai: Das Unternehmen erhöhte gestern seine Gewinnprognose für 2018. Die Aktie stieg in der Folge um 2,6 Prozent auf 40 Euro.