Das Zittern geht weiter bei der teilverstaatlichten Bank. Aufsichtsräte wissen nichts von Zahlen, Verdi kritisiert Spekulationen.

Frankfurt/Main. Tausende Mitarbeiter der Commerzbank bangen um ihre Jobs. Wenige Wochen vor Beginn der Krisengespräche mit dem Betriebsrat kursieren im zweitgrößten deutschen Geldhaus neue Zahlen zum geplanten Stellenabbau.

In Medienberichten war am Freitag von bis zu 6500 Arbeitsplätzen in Deutschland die Rede, die auf dem Prüfstand stehen sollen. Das wäre rund jede siebte Stelle hierzulande. Dem Aufsichtsrat lägen bislang keine konkreten Zahlen vor, so Kreise. Im Umfeld der Gewerkschaft Verdi wurde Kritik laut, dass mit solchen Spekulationen die Mitarbeiter verunsichert würden. Laut Verdi gilt der Kündigungsschutz aus der Integration von Commerzbank und Dresdner Bank noch bis Ende 2013. Dieser Schutz müsse auf jeden Fall eingehalten und verlängert werde, hatte die Gewerkschaft schon im November verlangt.

Die zweitgrößte deutsche Bank selbst äußert sich nicht dazu. Bereits im November vergangenen Jahres war über die Streichung von 6000 Jobs spekuliert worden.

Beim geplanten Umbau der teilverstaatlichten Bank könnten 10 bis 15 Prozent der zuletzt rund 43.400 Stellen im Inland auf der Kippe stehen, berichtete etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Finanzkreise. In dem Bericht hieß es jedoch auch, dass es sich bei der Zahl nur um eine vorläufige Größenordnung handele.

Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ sollen rund 6000 Jobs wegfallen. An der Börse kamen die Meldungen gut an. Die Commerzbank-Aktien stiegen gegen den Trend um ein Prozent auf 1,67 Euro.

Im Februar beginnen die offiziellen Verhandlungen mit dem Betriebsrat über die Pläne. Nächste Woche sind Finanzkreisen zufolge bereits Vorbereitungsgespräche angesetzt. Die Bank, an der der Bund seit der Rettungsaktion in der Finanzkrise mit 25 Prozent beteiligt ist, beschäftigt hierzulande rund 43.400 Mitarbeiter, konzernweit sind es gut 56.000.

Bankchef Martin Blessing hatte bei der Strategiepräsentation im November Einsparungen von einer Milliarde Euro bis 2016 angekündigt, ohne Details zu nennen. Betroffen sind alle Sparten, doch vor allem das lahmende Privatkundengeschäft soll auf Wachstum getrimmt werden. Mit ihren elf Millionen Filialkunden verdiente die Bank im dritten Quartal nur 41 Millionen Euro. Standortschließungen kommen in den Plänen zwar nicht vor, aber die 1200 Filialen sollen sich stärker spezialisieren und moderner werden. Dafür will das Institut auch Geld in die Hand nehmen.

Nach der Fusion mit der Dresdner Bank vor gut vier Jahren hatte die Commerzbank speziell im Privatkundengeschäft große Pläne – eine Milliarde Euro sollte die Sparte 2012 zum Konzerngewinn beisteuern. Davon ist sie weit entfernt. Nun sollen es auch dank der Einsparungen bis 2016 eine halbe Milliarde Euro sein. Seit der Dresdner-Fusion sind konzernweit bereits 9000 Arbeitsplätze weggefallen.

Deutschland ist einer der am härtesten umkämpften Märkte für Banken, weil Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken 60 Prozent Marktanteil behaupten. Die Commerzbank kommt auf sieben Prozent. Ausländische Wettbewerber bieten Kampfkonditionen, die Deutsche Bank ist mit der Postbank in großem Stil ins Massengeschäft eingestiegen.

Weltweit streichen Banken derzeit Zehntausende Jobs. Anders als bei der Commerzbank ist aber zumeist das Investmentbanking am stärksten betroffen. Die schärfere Regulierung und die trüben Aussichten für das Kapitalmarktgeschäft zwingen viele Institute zu massiven Einschnitten. Bei der Deutschen Bank etwa wackeln mehr als 2000 Stellen, vor allem im Investmentbanking, sprich außerhalb Deutschlands.