Das Geldhaus konnte zwar die Kapitallücke schließen, doch eine Gesamtbesserung ist nicht in Sicht. Neues Sparprogramm angekündigt.

Frankfurt/Main. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut kommt auch vier Jahre nach der Übernahme der Dresdner Bank im Privatkundengeschäft nicht voran. Das Ergebnis der Sparte sei nicht zufriedenstellend, sagte Finanzvorstand Stephan Engels am Donnerstag in Frankfurt. Im ersten Halbjahr verdiente das Geldhaus im Filialgeschäft operativ nur noch 126 Millionen Euro, mehr als ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum.

Nach einem Gewinneinbruch bis zur Jahresmitte ist keine Besserung in Sicht – im Gegenteil: In den kommenden Monaten soll es angesichts der ungelösten Schuldenkrise in Europa und der schwächeren Wirtschaftslage in Deutschland weiter abwärts gehen.

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Die von der europäischen Bankenaufsicht EBA ermittelte Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro konnte die Commerzbank hingegen schließen. Statt des ursprünglich angestrebten Puffers von mindestens einer Milliarde Euro habe die Bank Ende Juni das Ziel sogar übertroffen und 2,8 Milliarden Euro mehr Eigenkapital aufgebaut als nötig.

„Wir haben uns in den vergangenen sechs Monaten darauf konzentriert, die Kapitalbasis der Bank weiter deutlich zu stärken und Risiken zu reduzieren“, erklärte Vorstandschef Martin Blessing. Mit Erfüllung der EBA-Kapitalanforderungen sei die Bank „gut für die weiterhin schwierigen Marktbedingungen gewappnet“.

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Mit der Stärkung ihrer Kapitaldecke hat die Commerzbank den Nerv der Anleger getroffen. Im frühen Geschäft stieg die Aktie bei Lang & Schwarz um 2,2 Prozent. Schon am Vorabend hatten Commerzbank 1,7 Prozent auf 1,28 Euro zugelegt „Die Anleger kaufen Kleinigkeiten. Die Kapitalausstattung ist die gute Nachricht für viele“, sagte ein Händler.

Sorgenfrei ist die Bank damit aber noch längst nicht: Die Probleme bei der teilverstaatlichten Commerzbank belasten weiter. „Für das zweite Halbjahr erwarten wir keine Stabilisierung des Marktumfelds“, sagte Finanzvorstand Engels. „Wir sehen daher derzeit auch keine Anzeichen dafür, dass sich der Druck auf das operative Ergebnis reduziert.“ Engels geht davon aus, dass der Gewinn in der zweiten Jahreshälfte unter dem der ersten liegen wird. Als Lösung bleibt der Bank vielleicht nichts anderes übrig als weitere Stellen zu streichen.

Was das konkret heißt, ließ der Vorstand zunächst offen. In Medienberichten hatte es zuletzt geheißen, dass die Bank rund 2000 Stellen streichen könnte. Die Bank kündigte nun lediglich an, Anfang November die Ergebnisse ihrer Strategieüberprüfung vorstellen zu wollen.

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Unterdessen bestätigte eine Commerzbank-Sprecherin, dass das Institut vorsorglich alle Grundnahrungsmittel aus dem Rohstoff-Fonds ComStage ETF CB Commodity EW Index TR herausgenommen habe. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte diesen Schritt zuvor bekanntgemacht und als wichtigen Schritt beim Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln gelobt. Die Commerzbank-Sprecherin erklärte, ihr Haus habe bereits im November 2011 beschlossen, keine neuen börsennotierten Produkte auf Basis von Grundnahrungsmitteln aufzulegen.

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Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode begrüßte die Entscheidung: „ Am Handeln der Commerzbank sollten sich andere Häuser ein Beispiel nehmen – allen voran die Deutsche Bank “, sagte er. Foodwatch bemängelt seit geraumer Zeit, dass Spekulationen auf die Preise von Nahrungsmitteln den Hunger in Entwicklungsländern massiv verschärfen. Die neue Doppelspitze der Deutschen Bank habe entgegen der Ankündigung ihres ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann aber bisher nichts Konkretes unternommen, erklärte Foodwatch.

Mit Material von dpa/dapd/Reuters