Die Zeit der Traumrenditen unter Ackermann ist vorbei – heute müssen selbst die größten Banken Europas kleine Brötchen backen.
Frankfurt/Main. Harte Zeiten für Europas Großbanken: Die Euro-Schuldenkrise und die Turbulenzen an den Finanzmärkten setzen den Geldhäusern zu. Vor allem das einst als Geldmaschine gepriesene Investmentbanking reißt Löcher in die Bilanzen.
Seit der Finanzkrise sprudeln dort die Gewinne zum Beispiel mit Beratung bei Fusionen und dem Anleihengeschäft nicht mehr wie einst. Nun drücken die Banken weltweit auf die Kostenbremse und streichen massenhaft Stellen. Zugleich sind sie auf der Suche nach neuen Modellen, wie sie künftig Geld verdienen wollen.
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Vier Jahre nach dem vollen Ausbruch der Finanzkrise scheinen die Zeiten von Milliardengewinnen und Millionenboni für Bank-Manager vorbei zu sein. „Das Umfeld hat sich seit der Finanzkrise dramatisch verändert“, sagt Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels. Allein die Deutsche Bank will schnell 1900 Arbeitsplätze vor allem im Investmentbanking streichen.
Auch bei der Commerzbank drohen neue Einschnitte. Anders als bei der Deutschen Bank bislang geplant dürfte es aber neben der Immobilienfinanzierungstochter Eurohypo, die vor der Abwicklung steht, vor allem das Privatkundengeschäft treffen.
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Seit der Übernahme der Dresdner Bank vor vier Jahren kommt das Institut hier einfach nicht voran. Trotz elf Millionen Kunden verdient die Commerzbank mit ihren Filialen kaum Geld. Die niedrigen Zinsen und die Verunsicherung der Kleinanleger tun ihr Übriges. Im zweiten Quartal wäre die Sparte ohne den Gewinn der Online-Tochter Comdirect sogar in die roten Zahlen gerutscht. Wie die Bank die Kosten drücken und auf der anderen Seite die Erträge steigern will, sagt sie noch nicht. Erst im November sollen die Pläne feststehen.
„Es ist nicht mehr so viel Schaum auf dem Glas“, beschreibt Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance, die Situation der Branche. Ein Profitniveau wie in der ersten Dekade dieses Jahrtausends werde in Zukunft wohl unerreichbar sein. Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent vor Steuern, wie sie der frühere Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann einst als Ziel ausgegeben hatte, scheinen in weite Ferne gerückt.
„Der ganze Zug verlangsamt sich“, sagt Steffens. Das ist zum Teil auch so gewollt. So müssen die Banken mehr Eigenkapital als Puffer gegen neue Krisen zurückhalten. Das drückt auf den Gewinn. Hinzu kommt die Verunsicherung der Kunden in der Krise. „Zudem ist die Staatsfinanzierung als sicherer Hafen ausgefallen, sie ist nicht mehr sicher“, sagt Steffens.
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In Zukunft wird es für die europäischen Großbanken aus seiner Sicht darauf ankommen, ihr Geschäft in den Wachstumsregionen Asien, Südamerika und auch Afrika auszubauen. Hier sieht der Bankenexperte bei den beiden großen deutschen Instituten noch Nachholbedarf, insbesondere bei der Commerzbank.
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Dass sich eine starke Präsenz außerhalb Europas bezahlt machen kann, zeigt das Beispiel der spanischen Großbank Santander. Mittlerweile tragen die Filialen der Bank in Lateinamerika 50 Prozent zum Gesamtgewinn bei. Das starke Auslandsgeschäft verhinderte, dass das Institut im zweiten Quartal wegen der großen Probleme auf dem Heimatmarkt in die roten Zahlen rutschte.
Doch für eine Expansion fehlt etwa der Commerzbank das Geld. Im Gegenteil: Um das Kapital zu schonen, schrumpft Konzernchef Martin Blessing das Institut. So verkauft er etwa Beteiligungen in Russland und der Ukraine. Zudem wird die Immobilien- und Schiffsfinanzierung abgebaut. Am Ende dürfte sich die Bank auf Deutschland und Polen konzentrieren.
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Doch der Konkurrenzdruck hierzulande ist groß. So buhlen auch viele ausländische Banken um Einlagen deutscher Sparer. Und auch der robuste deutsche Mittelstand ist eine begehrte Klientel.
Das größte Risiko aber geht derzeit wohl von einer Eskalation der Euro-Schuldenkrise aus, auch wenn die Institute ihr Engagement in Krisenstaaten mittlerweile deutlich verringert haben. Experte Steffens geht davon aus, dass die Großbanken die Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten in ihren Bilanzen im wesentlichen bereinigt haben.
Zum Beispiel die Deutsche Bank. Ende Juni hatte der deutsche Branchenprimus in spanischen Staatsanleihen noch 873 Millionen Euro investiert. Drei Monate zuvor waren es noch knapp 1,4 Milliarden Euro.
Die französische BNP hat beim Abbau ihrer Risiken inzwischen sogar 90 Prozent des angestrebten Volumens von 79 Milliarden Euro geschafft. Die Großbank galt wie ihr Konkurrent Société Générale (SG) als eine der Banken mit dem höchsten Risiko in den europäischen Schuldenstaaten. Auch die Société Génerale hat ihr Engagement in den Euro-Krisenstaaten runtergefahren.
Nicht abschätzen lässt sich derzeit, welche Folgen die Affäre um Manipulationen bei dem wichtigen Referenzzinssatz Libor und andere Skandale der Branche langfristig haben werden. Jedenfalls haben die Affären schon jetzt weiteres Vertrauen gekostet.