809.700 Menschen in Deutschland waren 2008 Dollar-Millionäre. Das waren 2,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die meisten Reichen leben in den USA, in Japan und Deutschland.
Frankfurt. Die Finanzmarktkrise lässt erstmals seit dem Platzen der Internetblase die Zahl der Dollar-Millionäre sinken. Weltweit verfügten im vergangenen Jahr 8,6 Millionen Menschen über ein Finanzvermögen von mindestens einer Million Dollar (gut 700 000 Euro), das waren 14,9 Prozent weniger als 2007. Dies geht aus dem 13. Reichtumsbericht der US-Bank Merrill Lynch und der Beratungsfirma Capgemini hervor, der am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde. In Deutschland gehörten 809 700 Menschen zu den Dollar-Millionären, 2,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Noch stärker als die Zahl der Millionäre sank das Vermögen der Reichen. Insgesamt besaßen die Dollar-Millionäre 32,8 Billionen Dollar, das sind 19,5 Prozent weniger als 2007. "Dieser in seiner Höhe bislang einmalige Rückgang machte das solide Wachstum der Jahre 2006 und 2007 zunichte“, hieß es in einer Mitteilung. Bei den Ultra- Reichen – die rund ein Prozent der Dollar-Millionäre ausmachen und mindestens 30 Millionen Dollar besitzen – gab es sogar ein Minus von 23,9 Prozent. Grund ist den Experten zufolge, dass einige besonders riskante Investment-Produkte hohe Mindestanlagesummen haben.
Einberechnet in die Vermögen sind in der Studie Aktien, Anleihen, Firmen oder auch vermietete Immobilien. Eigenheime oder Luxusgüter wie Jachten, Jets und Sportwagen wurden nicht mit eingerechnet, da sie als Gebrauchsgüter gelten. Allerdings wurden Luxusartikel einzeln analysiert: Innerhalb von zwei Jahren stieg der Anteil von Schmuck, Edelsteinen und Uhren am Luxus-Vermögen von 18 auf 22 Prozent. Kunst blieb mit 27 Prozent einer der größten Anteile, auf andere sogenannte Luxus-Sammelobjekte wie Autos und Jachten entfielen ebenfalls 27 Prozent. Angaben zum Verhältnis des Luxusvermögens zum Finanzvermögen gab es nicht.
Von ihrem Investitionsvermögen steckten die Dollar-Millionäre im Schnitt 50 Prozent in Zinspapiere wie Tagesgeld oder Anleihen – im Vorjahr waren es erst 44 Prozent. Der Aktienanteil sank von 33 auf 25 Prozent. Der Immobilien-Besitz ohne Eigennutzung stieg von 14 auf 18 Prozent. Der Anteil von alternativen Investments wie Hedge-Fonds oder Rohstoffe sank von neun auf sieben Prozent, wobei allerdings Gold vor allem in Form von physischen Barren und Münzen deutlich zulegte. Deutsche Millionäre schnitten besser ab
In Deutschland verloren die Dollar-Millionäre laut der Studie weniger an Vermögen als in anderen Ländern. Dies führt die Untersuchung darauf zurück, dass deutsche Investoren im Schnitt weniger aggressiv investieren und damit einen geringeren Aktienanteil haben. Zudem gab es in Deutschland kein Platzen einer Immobilienblase wie in den USA, Großbritannien oder Spanien.
In der Liste der Länder mit den meisten Dollar-Millionären steht Deutschland weiterhin hinter den USA und Japan auf Platz drei. China überholte Großbritannien und kam auf Platz vier, danach folgten Frankreich, Kanada, die Schweiz und Italien. Brasilien rückte in der Liste um zwei Plätze vor und überholte Österreich und Spanien. Laut Untersuchung ist die Zahl der Dollar-Millionäre in allen großen Regionen der Welt gesunken. „Niemand ist verschont geblieben“, sagte der Deutschland-Chef der Merrill-Lynch-Vermögensverwaltung, Oliver Orth.
Bis 2013 wird das Finanzvermögen der Dollar-Millionäre der Untersuchung zufolge auf 48,5 Billionen Dollar steigen – das entspricht einer jährlichen Zuwachsrate von 8,1 Prozent. Dabei sollen Nordamerika und Asien führend sein, wobei der Asien-Pazifikraum 2013 die USA überholen werde.
Für die Vermögensverwalter, die sich um Dollar-Millionäre kümmern, stellt die Finanzkrise eine Herausforderung dar. Das Vertrauen der Kunden in die Beratung sei gesunken, zunehmend würden Depots zur Begrenzung der Risiken auf verschiedene Anbieter verteilt und der Anteil sicherer, aber niedrigverzinslicher Papiere steige. Dies alles erzeuge für die Verwalter – oft entsprechende Abteilungen großer Banken – Kostendruck. Zudem würden vermehrt Anleger die Verwaltung ihrer Vermögen in die eigenen Hände nehmen. „Wir merken, dass sich die Leute etwas mehr um ihr Geld kümmern“, sagte Orth.