An den Finanzmärkten geht es drunter und drüber, Aktien- und Rohstoffkurse sind eingebrochen. Was Experten zu den Aussichten für Gold, Öl, Renten & Co. sagen.
AKTIEN:
Es herrscht Unsicherheit, ob die jüngste Aufwärtsbewegung - seit Anfang März hat der Dax 27 Prozent gewonnen - die Trendwende markiert. Viele Analysten rechnen damit, dass das Tief bereits im zweiten Halbjahr dauerhaft überstanden ist, auch wenn die Wirtschaftslage angespannt bleibt. Bis zum Jahresende sollte das die Kurse aber nicht stark beflügeln: Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt damit, dass der Dax Ende 2009 bei 4518 Punkten steht, also auf dem jetzigen Niveau verharrt.
UNTERNEHMENSANLEIHEN:
Auch dieser Markt hängt stark an der Konjunktur. "Wir sind immer noch sehr, sehr vorsichtig", sagt Kreditstratege Philip Gisdakis von Unicredit. Zwar ergäben sich Chancen. Fresenius bot beispielsweise bei seiner Hochzinsanleihe eine Rendite von über zehn Prozent. Aber Ausfallrisiken gebe es bei der Wirtschaftslage auch bei Firmen mit besserer Bonität. "Es deutet nichts darauf hin, dass der Boden erreicht ist, geschweige denn, dass es wieder nach oben geht", urteilt Gisdakis. Allerdings kämen die Kreditmärkte wohl eher wieder auf die Beine als die Aktienbörsen, da funktionierende Kreditmärkte für eine Erholung der Wirtschaft nötig seien, sagt Gisdakis.
STAATSANLEIHEN:
Renten haben vom Crash an den Aktienbörsen im vergangenen Jahr profitiert. 2008 ging es mit dem Bund-Future rasant nach oben, seit Anfang des Jahres schwankt der Kontrakt heftig. Nach Einschätzung von Analyst Kornelius Purps von Unicredit dürfte es "schwankend seitwärts" weitergehen. Entscheidend für die Richtung seien die Zentralbanken. Chancen für eine Rally seien nicht groß, aber vorhanden, falls etwa die Fed das "quantitative easing" ausweite. "Es dürfte aber auch keinen Ausverkauf geben, solange die Zentralbanken am Markt aktiv sind", sagt Purps. Unter anderem die Fed und die Bank of England haben Staatsanleihen aufgekauft, um Geld in den Markt zu pumpen. Nach Ende dieser Maßnahmen könnte laut Purps aber ein anderer Anspekt in den Vordergrund rücken: Konjunkturprogramme und Staatshilfen kosten die Regierungen viel Geld. Sie geben zur Finanzierung neue Staatsanleihen heraus, das höhere Angebot drückt dann den Preis.
EURO:
Seit seinem Rekordhoch im Juli bei 1,60 Dollar hat der Euro rund 18 Prozent verloren. Von Reuters befragte Analysten rechen damit, dass der Euro in einem Jahr bei 1,31 Dollar liegt. Es dürfte sich also nicht allzu viel tun bei der Gemeinschaftswährung. Devisenanalyst Ralf Umlauf von der Helaba sieht den Euro zum Ende des Jahres bei 1,20 Dollar. "Durch die aggressiven Hilfsmaßnahmen in den USA könnte die Konjunktur sich dort schon früher erholen als in der Euro-Zone und das dürfte den Euro belasten", sagt er. "Die USA sind einen Schritt voraus, auch weil die EZB etwas zögerlich agiert."
GOLD:
Gold gilt als der sichere Hafen für die Geldanlage. Der Preis schlug zuletzt aber eine andere Richtung ein als zu vermuten war. Nachdem er vor einem Jahr auf ein Hoch von über 1030 Dollar pro Feinunze gestiegen war, fuhr der Goldpreis Achterbahn und lag zeitweise sogar unter 700 Dollar. Analyst Eugen Weinberg von der Commerzbank sieht den Goldpreis zum Jahresende wieder im vierstelligen Bereich. "Wenn die Konjunktur sich erholen wird, dürfte wieder die Frage um die Inflation in den Vordergrund rücken, und davon profitiert Gold", begründet er seine Einschätzung. Denn Gold gilt als Absicherung gegen eine hohe Teuerungsrate. "Wenn die Konjunktur nicht anspringt, dann dürfte das dem Goldpreis auch helfen. So oder so dürfte Gold also profitieren." Er rechnet aber damit, dass der Preis für das Edelmetall auf Sicht von einigen Monaten unter 800 Dollar fallen wird, weil die Nachfrage sowohl von der Industrie- als auch von der Investorenseite nachgelassen habe.
ÖL:
Von seinem Rekordhoch bei 150 Dollar pro Barrel ist der Preis für US-Öl der Sorte WTI weit entfernt. Und so schnell wird er dieses Niveau nicht erreichen, prognostizieren Analysten. Im Vergleich zu seinem Tief kurz vor Weihnachten bei 32 Dollar hat der Ölpreis aber deutlich angezogen. "Die Preise werden erstmal nicht explodieren", sagt LBBW-Analyst Frank Schallenberger. Einen richtigen Schub werde es erst wieder geben, wenn die Konjunktur spürbar anziehe. Die Experten der Commerzbank sehen die Notierung Ende des Jahres bei 70 Dollar, die LBBW-Analysten rechnen mit 60 Dollar. Commerzbank-Analyst Weinberg rechnet damit, dass sich der Ölpreis bis zum Sommer bei 45 bis 55 Dollar bewegt. Erst zum Jahresende hin dürften die Notierungen anziehen, wenn sich die Förderkürzungen der Opec niederschlügen.
KUPFER:
Wie der Ölpreis sind die Preise für Basismetalle wie Kupfer extrem von der Konjunktur abhängig. Läuft die Wirtschaft auf Hochtouren, werden viele Rohstoffe benötigt, davon profitieren Kupfer und andere Industriemetalle wie Aluminium, Nickel, Zinn, Blei und Zink. Lag der Kupferpreis im Sommer 2008 zeitweise über 8630 Dollar pro Tonne, liegt er jetzt bei knapp über 4000 Dollar. "Bis zum Jahresende könnte es bei Kupfer noch einen Tick höher gehen, aber nach dem Anstieg zuletzt ist auch nicht viel mehr drin", sagt Schallenberger, der zum Jahresende mit einem Preis von 4000 bis 4500 Dollar pro Tonne rechnet.
AGRARROHSTOFFE:
Rohstoffe wie Mais, Weizen und Soja gelten als kaum konjunkturabhängig, da es immer einen Bedarf an Nahrungsmitteln gibt. "Auch wenn es eine Wirtschaftskrise gibt, wird ja nicht weniger gegessen", sagt Weinberg. Sein LBBW-Kollege Schallenberger rechnet bis zum Jahresende bei Mais, Weizen und Soja mit einem Preisanstieg von rund 20 Prozent. "Tendenziell gibt es immer mehr Menschen und die Anbauflächen sind knapp und werden knapp bleiben", begründet er. Allerdings: Durch den niedrigen Ölpreis gebe es derzeit keine große Nachfrage nach Agrarrohstoffen für Biosprit.