In einer Studie gibt Foodwatch Finanzspekulanten eine Mitschuld an den weltweiten Hungersnöten. Sie treiben Preise hoch.
Hamburg. Schwere Vorwürfe: Die Verbraucherorganisation Foodwatch gibt Finanzspekulanten eine Mitschuld an den weltweiten Hungersnöten. Die Begründung: Seit Investoren in Geschäfte mit Rohstoffen für Lebensmittel eingestiege sind, werden die Preise kontinuierlich nach oben getrieben. Heute stellte Foodwatch eine enstprechende Studie in Berlin vor. Darin heißt es weiter: Die von Lebensmittelimporten abhängigen und ohnehin ärmsten Länder der Welt sind von den Spekulationen am stärksten betroffen.
Doch was hat der Börsenhandel mit den Lebensmittelpreisen zu tun? Foodwatch erläutert: Heikel ist der Handel mit Termingeschäften, sogenannten „Futures“. Produzent und Käufer schließen einen Vertrag ab und garantieren zukünftige Warenlieferung zu einem festgelegten Preis. Die Werte entsprechen aber nicht unbedingt dem tatsächlichen Marktwert. Die Preise basieren auf Spekulationen. Sie werden nach und nach zu Referenzpreisen für den gesamten Markt. Auf diesem Weg hätten sich beispielsweise Getreide oder Speiseöl über ein Jahr um bis zu 25 Prozent verteuert. Der Wirtschaftsjournalist Harald Schuhmann, Autor des Reports: Durch Investmentbanken wie Goldman Sachs oder die Deutsche Bank würden grundsätzlich sinnvolle Marktinstrumente zur Perversion verkommen, sagte .
In einem offenen Brief fordert Foodwatch den Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, auf, sofort aus den Spekulationen mit Nahrungsmitteln auszusteigen. Aber auch von der Politik fordert die Organisation Konsequenzen. Die habe sich bisher „jämmerlich“ verhalten, sagte Foodwatch-Vorstand Thilo Bode. Anleger wie Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds müssten vom Rohstoffgeschäft ausgeschlossen werden. Am Donnerstag wird das EU-Parlament Regulierungen für Termingeschäfte diskutieren. Schuhmann erwartet allerdings, dass der Nahrungsmittelhandel vergessen werden wird.
(abendblatt.de/dpa)