EU-Kommission fordert von Banken mehr Preistransparenz. In Italien kostet ein Konto im Schnitt aber sogar 253 Euro.
Brüssel. Die Kontoführungsgebühren in Deutschland sind nach einer Studie der EU-Kommission deutlich höher als in den Nachbarländern Belgien, Niederlande und Luxemburg. Mit 89 Euro jährlich zahle ein durchschnittlicher Bankkunde in Deutschland fast doppelt so viel wie in den Niederlanden, wo ein vergleichbares Konto nur 46 Euro pro Jahr koste, heißt es in dem am Dienstag in Brüssel vorgestellten Untersuchungsbericht. EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva forderte von den Banken mehr Preistransparenz.
Im europaweiten Vergleich liegen die deutschen Banken mit ihrer Gebührenstruktur im oberen Drittel, auf Platz neun der 27 EU-Staaten. Am höchsten sind die Kontoführungsgebühren dem Kommissionsbericht zufolge mit durchschnittlich 253 Euro in Italien, am niedrigsten mit 27 Euro in Bulgarien.
Die Gründe für diese gewaltigen Unterschiede seien nicht nachvollziehbar, kritisierte die Kommission. Die Preisgestaltung der Banken sei sehr kompliziert, zudem würden die Verbraucher oft unzureichend informiert. So seien die Preisangaben auf den Websites der Banken oft unvollständig, bei 66 Prozent der 224 analysierten Banken hätten die mit der Untersuchung beauftragten Experten zusätzliche Informationen zu den Gebühren einholen müssen. Nur neun Prozent der Verbraucher in der EU hätten deshalb in den vergangenen beiden Jahren das Konto gewechselt.
Scharfe Kritik übte Verbraucherschutzkommissarin Kuneva auch an den Beratungsleistungen der Banken. „Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass grundlegende Prinzipien des Verbraucherschutzes verletzt werden“, erklärte die Kommissarin und rief die Aufsichtsbehörden der EU-Staaten zu mehr Wachsamkeit auf. Die Kommission verwies auf eine deutsche Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, in der die Vermögensschäden aufgrund schlechter Finanzberatung auf 20 Milliarden bis 30 Milliarden Euro jährlich geschätzt werden. Allein für Versicherungen gäben die deutschen Verbraucher schätzungsweise 20 Milliarden Euro zuviel aus, hieß es in der im September 2008 veröffentlichten Untersuchung.