Unter anderem sollen die Großbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America Pläne für den Schutz vor dem Europaschock einreichen.

Washington. Die Banken der Vereinigten Staaten sollen den Ernstfall proben: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat eine dritte Runde von Stresstests für amerikanische Banken angekündigt. Angesichts der derzeitigen Sorge um die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise auf die USA müssen die 31 größten Banken des Landes beweisen, dass sie in der Lage wären, eine mit Ende des Jahres beginnende Rezession mit stark steigender Arbeitslosigkeit zu überstehen, teilte die Fed am Dienstag mit.

An dem Stresstest sollen auch die sechs Großbanken Goldman Sachs, Bank of America, die Citigroup, JPMorgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo teilnehmen. Die Geldhäuser müssten ihre Kapitalpläne bis zum 9. Januar einreichen, die Ergebnisse würden am 15. März mitgeteilt. Der verschärfte Test ist Teil einer umfassenden Überprüfung der Kapitalausstattung des amerikanischen Finanzsektors. Die sechs Großbanken müssen wegen ihrer Investmentbanking-Tätigkeit einen besonders umfassenden Test bestehen. Weitere zwölf Banken, deren Struktur als weniger komplex angesehen wird, müssen sich einer weniger tiefgreifenden Überprüfung unterziehen.

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Unter den Parametern des Tests würde ein deutlicher Wirtschaftsabschwung nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt simuliert werden, hieß es weiter. In den Kapitalplänen müssen die Geldhäuser beweisen, dass sie genügend Kapitalreserven haben, um prognostizierte Verluste bei einer neuen Rezession kompensieren zu können. Im März sollen Ergebnisse für die größten Geldinstitute mitgeteilt werden, anders als beim bisher letzten Test 2011, wo keine Einzelergebnisse für Banken bekannt gegeben worden waren.

Der erste Stresstest für US-Banken war 2009 durchgeführt worden, damals hatten die 19 größten Banken des Landes teilgenommen. Dieser Test versicherte Investoren, dass Amerikas größte Banken die Ressourcen hatten, um die Rezession und die Folgen der Finanzkrise 2008 zu überstehen.

Für den jetzigen Test wurde das Feld der Banken um zwölf weitere Geldinstitute erweitert. Die im vergangenen Jahr abgesegnete Finanzaufsichtsreform verlangt eine Teilnahme an den Stresstests für alle Banken mit mindestens 50 Milliarden Dollar Kapital.

US-Notenbanker berieten über bessere Kommunikationspolitik

Aus dem am Dienstag veröffentlichten Sitzungsprotokoll der Fed ging außerdem hervor, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) der amerikanischen Zentralbank bei ihren Beratungen Anfang November über eine bessere Kommunikationspolitik gesprochen haben. Die meisten Notenbanker unterstützten dabei die Idee, die Öffentlichkeit mit mehr Details über die wahrscheinliche Entwicklung der Geldpolitik und Zinsen zu versorgen. Sie lehnten jedoch den Vorschlag ab, die Maßnahmen der Fed an Wachstumsziele oder das Preisniveau zu knüpfen.

Einige Notenbanker gingen davon aus, dass die Aussicht auf ein schwaches Wirtschaftswachstum eine weitere geldpolitische Lockerung nötig machen könnte. Bei dem November-Treffen senkte die Fed zudem ihre Wachstumsprognose sehr deutlich. Zudem zog sie die Möglichkeit in Betracht, mehr Hypothekenschulden zu erwerben.

Die US-Notenbank hatte den Leitzins am 2. November erwartungsgemäß bei null bis 0,25 Prozent belassen. Bernanke sagte bei der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss, das Wachstumstempo dürfte "frustrierend langsam“ bleiben. Er und die anderen Mitglieder des FOMC seien "unzufrieden mit der konjunkturellen Entwicklung“, vor allem die Arbeitslosigkeit sei "deutlich zu hoch“. Bernanke bekräftigte, er sei "nötigenfalls bereit für weitere Maßnahmen, um die wirtschaftliche Erholung zu sichern und die Preise stabil zu halten“.

Mit Material von rtr und dapd