Zwar muss Daimler im dritten Quartal deutliche Gewinneinbrüche hinnehmen, doch der Konzern sieht sich noch immer au Rekordkurs.

Kratzer im Daimler Hochglanz-Lack: Der Autobauer konnte zwar weltweit rekordverdächtig viele Fahrzeuge verkaufen. Doch die Quartalszahlen bei dem Autobauer sind deutlich schlechter ausgefallen, als Analysten es zunächst erwartet hatten. Der Absatz erreichte zwar neue Bestmarken, das operative Ergebnis als auch der Überschuss der Schwaben sank allerdings. Besonders schlagen die neuen Modellgenerationen ins Ergebnis. So ist der Anlauf der B-Klasse bei den Pkws oder der Actros bei den Lastern extrem kostspielig. Zusätliche Belastungen: Materialkosten und Wechselkurseffekte.

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Trotz der ernüchternden Zahlen gibt sich die Konzernspitze optimistisch. Ihr Geschäft würde im Kern vor Gesundheit nur so strotzen. Finanzvorstand Bodo Uebber sprach von „ausgezeichneten Ergebnissen“. Und Konzernchef Dieter Zetsche sagte: „Alle Geschäftsfelder verfolgen sehr konsequent ihre Ziele und liegen voll auf Kurs.“ Die Manager haben ein ehrgeiziges Ziel: Daimler soll zum 125. Geburtstag des Automobils in diesem Jahr ein Rekordjahr hinlegen. „Unser Unternehmen ist im Jubiläumsjahr hervorragend aufgestellt und verfügt über eine sehr gesunde Bilanz“, sagte der Daimler-Boss.

Doch wirklich überzeugend sind derzeit nur die Absatzzahlen: 525 500 Pkw und Nutzfahrzeuge wurden im dritten Quartal verkauft. Das sind 11 Prozent über dem Wert aus dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. In der zentralen Pkw-Sparte lieferte Daimler 337 163 Fahrzeuge aus, was nicht nur 6 Prozent Plus bedeutet und fast 14 Milliarden Euro Umsatz brachte – sondern auch ein neuer Rekord für die Zeit Juli bis September ist. Bei den Trucks gab es 22 Prozent Absatzzuwachs und 18 Prozent Umsatzplus. Bei den Vans schickte Daimler 18 Prozent mehr zum Kunden und machte damit 17 Prozent höhere Erlöse. Auch bei den Bussen gab es Zuwächse. Insgesamt stieg der Konzernumsatz um 5 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro.

Alles andere als Rekordverdächtig ist hingegen der Gewinn: Unter dem Strich blieben ihnen im dritten Quartal 1,36 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es noch 1,61 Milliarden Euro gewesen – 16 Prozent Rückgang. Auch das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank: 1,97 Milliarden Euro gegenüber 2,42 Milliarden Euro aus dem Vergleichsquartal, minus 19 Prozent. Dabei spielen auch buchhalterische Vorschriften eine Rolle, die nur indirekt auf weniger Geld in der Kasse schließen lassen. So musste Daimler seine Beteiligungen an Renault und Kamaz abwerten. Wegen gesunkener Börsenkurse verlor der Anteil an den Franzosen 110 Millionen Euro, der Wert des russischen Lkw-Herstellers sank in den Daimler-Büchern um 23 Millionen Euro.

Dennoch ist der Gesamtblick auf das Unternehmen im Geschäftsjahr 2011 besser zu bewerten als das dritte Quartal: Der Umsatz wuchs insgesamt deutlich um 9 Prozent auf 77,47 Milliarden Euro, währungsbereinigt sogar um 10 Prozent. Das EBIT legte um 15 Prozent auf 6,58 Milliarden Euro zu. Und der Überschuss erreichte 4,24 Milliarden Euro – satte 20 Prozent plus. Bei den neuen Quartalszahlen sprach Finanzchef Uebber vor allem bei der Pkw-Sparte von „kräftigem Gegenwind“. Modellwechsel, höhere Kosten für praktisch alle Rohstoffe im Autobau und Währungseffekte seien die Hauptgründe dafür, dass bei Daimler zwar erfreulich viele Autos vom Band rollen, der Kassensturz am Ende aber Makel hat.

Bei den Beschäftigtenzahlen gibt es dagegen eine klare Richtung: 269 887 Mitarbeiter sind ein Plus von vier Prozent im Vergleich der Quartale. Nach Konzernangaben sind damit die Vorkrisenwerte wieder in Sichtweite: 272 000 waren es Ende 2007, ein Jahr später 273 000. 2009 kam der Tiefststand mit 256 000 Beschäftigten zum Jahresende. Vor knapp einem Jahr, Ende 2010, waren es schon wieder 260 000 gewesen.Der Autobauer bekräftigte seine Prognose für 2011, wonach Ergebnis und Umsatz deutlich über den Vorjahreswerten liegen sollen. Daimlers Aktienkurs reagierte positiv – legte allerdings in dem von den Euro-Beschlüssen kräftig nach oben getriebenen Dax-Umfeld im Tagesverlauf schwächer zu als der allgemeine Trend. (abendblatt.de/dpa)