Mit Sprechchören wie “Occupy Bundestag“ zogen in Berlin erneut Hunderte Menschen auf die Straße und protestierten gegen die Macht der Banken.
Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei haben am Sonnabend in Berlin erneut Hunderte Menschen gegen die Macht der Banken demonstriert. Dabei gerieten die Proteste zeitweise außer Kontrolle. Rund 300 Teilnehmern gelang trotz Absperrungen der Weg zum Bundestag. Dort besetzten sie die Wiese vor dem Reichstagsgebäude. Die Polizei wollte die Kundgebung nach eigenen Angaben zunächst nicht auflösen. Diesmal gingen deutlich weniger Menschen auf die Straße als vor einer Woche.
In Sprechchören wie "Occupy Bundestag“ (besetzt den Bundestag) waren am Mittag Hunderte Menschen vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor gezogen. Die Demonstration war laut einer Polizei-Sprecherin nicht angemeldet. Die Sicherheitsbehörden hätten den von Teilnehmern als "Spaziergang“ deklarierten Marsch aber geduldet, da es friedlich geblieben war. Polizisten hatten jedoch zweimal vergeblich versucht, den Zug am Brandenburger Tor vorbei zuleiten.
Die ohnehin schon hohen Sicherheitsvorkehrungen am Bundestag waren noch einmal verstärkt und das Gelände um das Reichstagsgebäude weiträumig abgesperrt worden. Besuchergruppen hatten dennoch Zutritt zum Bundestag. In Berlin-Mitte waren bei insgesamt zwölf angemeldeten Veranstaltungen nach Polizeiangaben rund 700 Beamte im Einsatz.
Attac ruft zu weiteren Protesten auf
Vor dem Bundestag rief das globalisierungskritische Netzwerk Attac zu weiteren Protesten gegen das Finanzsystem auf. "Die Politik lobt geschmeidig unseren Protest, um ihn tot zu loben“, sagte Peter Grottian laut einem vorab verbreiteten Redetext. Die Proteste gegen die Macht der Banken seien für die Politik eine unberechenbare Bewegung. "Die Bevölkerung hat den festen Eindruck, dass die Großfeuer der Finanzmarktindustrie von der Politik bewusst mit dem kleinen Eimerchen gelöscht werden sollen“, erklärte Grottian. Es passiere fast nichts, um Bankenmächte zu zerschlagen.
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Bei einer weiteren Demonstration am Brandenburger Tor mit nach Polizeiangaben 100 Teilnehmern riefen die Protestler die Politik zu einer öffentlichen Diskussion über Alternativen zum bestehenden Finanzsystem auf. "Wir als Bewegungen haben noch keine Patentrezepte im Schrank“, erklärte Veranstalter Roman Asriel. Regierungen, Wirtschaft und Bevölkerung sollten gemeinsam nach Lösungen suchen. Denkbar sei beispielsweise die Einführung von Regionalgeld.
Bereits vor einer Woche hatten sich in Berlin rund 10.000 Menschen der "Occupy“-Bewegung angeschlossen. Hunderte Demonstranten hatten versucht, vor dem Bundestag Zelte aufzuschlagen. Die Polizei verhinderte dies. Anders als in andern deutschen Städten hat die Berliner Polizei bislang den Bau von Zeltstädten nach New Yorker Vorbild verhindert. Im Bankenviertel in Frankfurt/Main stehen 60 Zelte. (dapd/abendblatt.de)