Bezirksamt duldet Zelte vor der HSH Nordbank bis zum 10. November. Größe des Camps darf aber 400 Quadratmeter nicht überschreiten.

Hamburg. Die Hamburger Occupy-Bewegung darf nun ganz offiziell zelten. Am Dienstagabend sicherte das Bezirksamt Hamburg-Mitte und dess Leiter Markus Schreiber den Protestlern zu, dass sie ihre Zelte bis 10. November auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz vor der HSH Nordbank aufschlagen können. "Um Zelte zu reinen Übernachtungszwecken auf einem öffentlichen Platz aufzubauen, bräuchten die Protestler ein Sondernutzungsrecht. Das haben wir ihnen zwar nicht zugesprochen, aber wir haben zugesichert, das Camp nicht räumen zu lassen und auch kein Bußgeld zu verhängen“, sagte ein Sprecher des Bezirksamtes am Mittwoch.

Laut Bezirksamt gilt dies allerdings unter der Bedingung, dass das Camp eine Fläche von 400 Quadratmetern nicht überschreitet. Trotz festgelegtem Zeitraum planen die Anhänger der Hamburger Bewegung schon weiter - über das ihnen gesetzte Datum hinaus und sogar bis ins neue Jahr hinein.

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"Es ist unmöglich, dass unsere Forderungen schon bis 10. November Wirklichkeit werden“, sagte der 33-jährige Sascha, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte, am Mittwoch. Er ist von Anfang an im Camp vor der Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein dabei. "Wenn wir Glück haben, sind erste Schritte im nächsten Jahr erkennbar“, sagte er weiter. Deshalb gibt es bereits Überlegungen in der Gruppe der Protestler, wie es nach der gesetzten Frist weitergeht.

"Vielleicht ziehen wir auf einen anderen Platz um und kehren dann im neuen Jahr hierher zurück. Wir wollen den Weihnachtsmarkt, der hier im Dezember aufgebaut wird, ja auch nicht stören“, sagte Sascha. Aber wenn es nicht anders gehe, baue er mit seinen Mitstreitern "die Zelte eben um die Stände herum auf“. Wohin es im Falle eines Umzuges des Camps gehen soll, steht aber noch nicht fest. Ein symbolträchtiger Platz sollte es allerdings wieder sein, "da er Aufmerksamkeit garantiert“.

"Das ist für uns ein echter Erfolg“

Mit Ideen dieser Art wollen die "Occupy“-Teilnehmer eigenen Angaben zufolge aber nicht demonstrativ provozieren. Sie seien froh über das Entgegenkommen des Bezirksamtes, hieß es am Mittwoch. "Das ist für uns ein echter Erfolg“, sagte Sascha. Immerhin sei Hamburg damit das einzige Bundesland, in dem die Camps für einen so langen Zeitraum zugelassen würden. Nach Ablauf der zeitlichen Frist sind die Kapitalismuskritiker zu erneuten Gesprächen mit dem Amt bereit, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Fest steht, dass der Protest auch nach dem 10. November weitergehen soll. "Solange wie es eben nötig ist“, sagte Sascha.

Die Zelte der Hamburger "Occupy“-Bewegung stehen seit vergangenen Sonnabend auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz. Angefangen mit acht Zelten ist die Zahl bis Mittwoch auf 15 angewachsen, in denen etwa 20 Leute Nacht für Nacht vor der HSH Nordbank ausharren.

Auch in Hannover haben die "Occupy“-Anhänger für Donnerstag eine Aktion angekündigt. Sie wollen mehrere hundert Menschen zu einem "Marsch der Empörten“ mobilisieren und gegen Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern demonstrieren. In Braunschweig will die Bewegung sich künftig jede Woche zu Montagsdemonstrationen versammeln.

In Frankfurt ließen sich die Demonstranten vor der Europäischen Zentralbank (EZB) auch nicht von Kälte, Wind und Regen beeindrucken. Bis zu 70 Teilnehmer verbrachten die vierte Nacht in Folge in dem Camp, berichtete eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Die Stimmung sei nach wie vor "absolut friedlich“. Das Ordnungsamt hatte am Dienstag eine Verlängerung des Camps bis zum 29. Oktober genehmigt. Vorbild der Protestler sind die New Yorker Aktivisten von "Occupy Wall Street“ ("Besetzt die Wall Street“), die seit einem Monat im Finanzdistrikt der Metropole campieren und gegen die Macht der Finanzmärkte protestieren. (dapd/dpa)