Ab heute sind sie Pflicht: Doch Energiesparlampen werden teurer als bislang angenommen. Grund sei die Preisexplosion bei Seltenen Erden.
Hamburg. Gleichzeitig mit dem Verbot der 60-Watt-Glühbirne hat der Leuchtmittelhersteller Osram eine Preiserhöhung für Energiesparlampen angekündigt. Inklusive einer Preisanhebung vom Frühjahr verteuern sich laut Osram-Sprecher Stefan Schmidt Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren um bis zu 25 Prozent. Hintergrund sei der rasante Anstieg der Rohstoffpreise: "Seltene Erden sind in den vergangenen zwölf Monaten um 700 Prozent teurer geworden."
Für die Produktion der Leuchtmittel würden vor allem Lanthan, Europium, Terbium und Yttrium aus der Gruppe der Seltenen Erden benötigt, sagte Schmidt. Den Osram-Kunden sei die Preiserhöhung schon vor einigen Wochen angekündigt worden. Ob und wie stark diese Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben würden, liege allerdings beim Handel, sagte Schmidt weiter. Osram-Vorstand Martin Goetzeler hatte zuvor der "Financial Times Deutschland" erklärt, er rechne mit Preissteigerungen in der gesamten Branche. Nach Osram bestätigte auch Weltmarktführer Philips gestern Nachmittag geplante Preiserhöhungen für Energiesparlampen.
+++ Am 1. September verschwinden die 60-Watt Birnen +++
Die sogenannten Seltenen Erden sind Metallrohstoffe mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Diese machen sie unentbehrlich für die Herstellung vieler Hightech-Produkte wie Handys, Computerchips oder Touchscreens bei Navigationsgeräten. Sie werden auch in Batterien, Magneten, Glasfaserkabeln, Katalysatoren und eben in Energiesparlampen eingesetzt.
Die Weltproduktion der Seltenen Erden lag zuletzt bei etwa 160 000 Tonnen. Bis zu 97 Prozent der weltweiten Förderung und des Angebots kommen aus China, das aber den Export künstlich drosselt und damit auch den Ärger der Welthandelsorganisation auf sich zieht. In Europa gibt es nur unbedeutende Vorkommen dieser Rohstoffe. Wegen der technologischen Innovationen steigt die Nachfrage enorm. Deshalb sind Engpässe bei einzelnen Seltenen Erden in den nächsten Jahren nicht auszuschließen.
Ab heute dürfen EU-weit keine herkömmlichen Glühbirnen mit mehr als 40 Watt in den Handel kommen. Dadurch dürfte die Nachfrage der Verbraucher nach Energiesparlampen deutlich ansteigen. Kritiker halten die Produkte allerdings für technisch noch nicht ausgereift.
Kommentar
Giftig, ineffizient und überteuert
von Oliver Schade
Die Geschichte der Energiesparlampe hat längst nicht mehr das Zeug zur Komödie. Denn lachen kann über die von Brüsseler Bürokraten auf Druck gut geschulter Lobbyisten verordnete Einführung der umstrittenen Leuchtmittel wohl kein Kunde mehr. Es ist eine Tragödie, die sich an den Decken in Wohn- und Schlafzimmern abspielt. Sicherlich macht es Sinn, nach einer Alternative für die energiefressenden alten Glühbirnen zu suchen. Aber es muss zumindest ein sinnvoller, überzeugender Ersatz her. Und genau das ist die Energiesparlampe in ihrer heutigen Form nicht.
Mag sein, dass man mit den modernen Leuchten Strom und CO2 spart. Aber zu welchem Preis? Ein paar Fakten: Das Gros der Energiesparlampen benötigt mindestens eine Minute bis sie eine Leuchtkraft entfaltet, die zumindest sicherstellt, dass man sich beim Gang in den Keller nicht das Genick bricht. Dieses Problem könnte man noch als Randnotiz einer verwöhnten Wohlstandsgesellschaft abtun. Um das Klima zu retten, muss man eben auch mal warten können. Dass allerdings bei aktuellen Tests von Energiesparlampen Ausdünstungen des krebserregenden Stoffs Phenol nachgewiesen wurden und sich in den Leuchten das hochgiftige Quecksilber befindet, dürfte selbst Umweltschützern mehr als eine Randnotiz wert sein. Denn Sondermüll gehört nicht über den Küchentisch.
Umso dreister ist es, dass einen Tag bevor die 60-Watt-Glühbirne aus dem Handel verbannt wird, die Hersteller von Energiesparlampen Preisaufschläge von 25 Prozent kommunizieren. Ein giftiges, ineffizientes und überteuertes Produkt als Ökoinnovation? Wer da noch lachen kann...