Aufgrund den Entwicklungen der amerikanischen Schuldenpolitik, hat die US-Notenbank Fed einen Notfall-Plan ausgearbeitet.
Philadelphia. Die amerikanische Schuldenpolitik entwickelt sich immer bedrohlicher. Jetzt trifft auch die US-amerikanische Notenbank Fed erste aktive Vorkehrungen, sollte es doch zu einem Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten kommen. Charles Plosser, der Präsident der Federal Reserve von Philadelphia bestätigt: „Die Notfallplanung läuft. Wir sind alle daran beteiligt, es ist ein sehr aktiver Prozess.“Zwar glaubt Plosser daran, dass es noch zu einer rechtzeitigen Einigung zwischen Präsident Barack Obama und dem Kongress kommt und sich die zerstrittenen Parteien noch auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen.
Andererseits müssen auch für den negativen Ausgang Vorkehrungen getroffen werden. Dafür plant die Fed Plosser zufolge vor allem das praktische Vorgehen wie die Auswahl freizugebender Schecks. Die Federal Reserve arbeitet quasi als Bank für das amerikanische Finanzministerium, über die Schecks für diverse Empfänger laufen – von den Regierungsangestellten bis hin zu den Sozialhilfeempfängern. Besonders schwierig ist nach den Worten Plossers auch die Frage, ob die Fed im Falle der Zahlungsunfähigkeit der USA weiterhin US-Staatsanleihen als Sicherheiten bei ihren Refinanzierungsgeschäften mit den Banken akzeptieren würde oder nicht. „Würden wir diese behandeln, als ob der Emittent nicht zahlungsunfähig wäre? Unter welchen Umständen würden wir so tun, als ob es nie geschehen wäre? Oder würden wir im Falle einer Pleite nicht mehr gegen sie Geld an die Banken geben? Das sind hochpolitische Fragen.
Derweil sieht ein führender BNotenbanker auch im Falle einer Einigung eine schleppende Wirtschaftsentwicklung vorraus. „Der Ausblick für die US-Wirtschaft ist, dass sie weiter in einem bescheidenem Tempo wächst“, sagte der Präsident der regionalen Notenbank Kansas City Fed, Thomas Hoenig, am späten Dienstagabend. Das Bruttoinlandsprodukt werde in einem Quartal bestenfalls mit einer Jahresrate von drei Prozent zulegen. „Zumindest, was kommendes Jahr und das darauffolgende Jahr betrifft“, sagte Hoenig, der damit pessimistischer ist als die Notenbank Federal Reserve in ihrer offiziellen Prognose. Diese erwartet im laufenden Jahr ein Wachstum von 2,7 bis 2,9 Prozent, für 2012 geht sie von 3,3 bis 3,7 Prozent und für 2013 von 3,5 bis 4,2 Prozent aus.(abendblatt.de/Reuters)
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Schlapper Riese Amerika
von Olaf Preuß
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