RWE verkauft Netztochter Amprion an Investorengruppe um die Commerzebank. Stromanbieter will künftig nicht mehr in Kohle investieren.

Berlin. Die Energiwende kommt - und sie wird Geld kosten. Entsprechend sind die großen deutschen Energiekonzerne schon jetzt damit beschäftigt neue Finanzierungsmodelle für die Zeit nach der Atomkraft zu finden. RWE trennt sich etwa von einem Großteil seines Höchstspannungsnetzes. Der Verkauf der Tochtergesellschaft Amprion ist unter Dach und Fach, das Unternehmen geht in die Hände einer Investorengruppe um die Commerzbank. Heute soll der Verkauf offiziell bekannt gegegben werden. Amprion betreibt das längste Höchstspannungsnetz in Deutschland. Ihre Leitungen haben eine Gesamtlänge von 11 000 Kilometern und reichen von Niedersachsen und der Grenze zur Schweiz bis nach Österreich.

Über den Kaufpreis wird spekuliert: Inklusive Schulden soll er rund eine Milliarde Euro betragen. RWE wtrennt sich aber nicht komplett von seonem Netz, 25 Prozent bleiben im Firmenbeseitz. Der Verkauf wurde bereits erwartet, zuvor gaben auch die Energieversorger Eon und Vattenfall ihr Netzgeschäft ab. EnBW als Vierter im Bunde denkt über Partner für das Netz nach.

RWE kündigte an beim Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke auf die Bremse treten zu wollen, zumindest solange es keine staatlichen Förderprogramme geben wird. Den Ausbau erneuerbarer Energien will der Essener Konzern hingegen stärker forcieren und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Den Löwenanteil des Windstrom sollen Offshore-Anlagen vor Europas Küsten liefern. Bis 2014 will der Konzern Windparks mit einer Leistung von mehr als 1.000 Megawatt errichten. Doch auch auf dem Land soll die Leistung vorhandener Windenergieanlagen durch das sogenannte Repowering erhöht werden, bei dem alte Anlagen durch neue, leistungsstärkere Aggregate ersetzt werden. Die Möglichkeiten zur Leistungssteigerung durch neue, bis zu 200 Meter hohe Windräder seien „gigantisch“, heißt es beim Essener Konzern. Die Kapazität alter Standorte könne dadurch teilweise verdoppelt werden. Gleichzeitig sucht der Konzern auch nach neuen Standorten für Windparks in Deutschland – etwa im rheinischen Revier.

Nicht zuletzt in solche Projekte sollen die Erlöse aus dem Amprion-Deal fließen. Die Netztochter investiert jährlich etwa 100 Millionen Euro in die Erhaltung der Netze. Der Wegfall dieser Belastungen schafft ebenfalls Freiraum mit Blick auf die stark angespannte Bilanz des Energiekonzerns, dem durch den Atomausstieg nach eigenen Angaben mehrere Milliarden Euro fehlen.

(abendblatt.de/dpa)