Carsharing- und Mietmodelle werden immer beliebter. Nun startet BMW in Kooperation mit Autovermieter Sixt das Konzept DriveNow.
Hamburg. Nachdem der eigene Wagen immer weniger als Prestigeobjekt gilt, sucht die Branche nach neuen Wegen, um sich ihren Absatz zu sichern. So ist BMW nun eine Kooperation mit dem Autovermieter Sixt eingegangen. Kernpunkt ist, Mietfahrzeuge vom Typ 1er BMW und Mini Cooper nicht wie beim üblichen Mietwagengeschäft tageweise, sondern nur für Stunden oder sogar Minuten den Kunden anzubieten. Gestartet wird am 1. April in München mit 300 Autos, danach soll Berlin mit 500 Fahrzeugen folgen. Später soll das Konzept international weiter ausgebaut werden, sodass das Projekt DriveNow bis 2020 weltweit eine Million Mitglieder haben soll.
BMW liegt mit seiner Initiative voll im Trend. Rivale Mercedes führt ebenfalls am 1. April das gleiche Modell mit dem Partner Europcar ein - und zwar in der Hansestadt. Kunden, die sich kein Auto leisten können oder wollen, können bei dem Gemeinschaftsunternehmen car2go Smarts mieten, die per Handy oder Internet zu orten sind. Die Fahrzeuge stehen auf öffentlichen Parkplätzen in einer Stadt.
"Die Autobranche wird in Zukunft vielfältige Partnerschaften mit Unternehmen aus anderen Bereichen eingehen, um Zugang zu Technologien und Kunden zu erhalten und sich Skaleneffekte zu sichern", benennt Marcus Hoffman, Mitautor der Studie Automotive Landscape 2025 von Roland Berger einen Aspekt im "größten Wandel der Branche in seiner Geschichte". Bei diesen neuen Geschäftsmodellen werde es nicht allein um den Vertrieb gehen, sondern auch zum Beispiel um die Integration von Hard- und Software in den Fahrzeugen, so Hoffman.
"Das Auto hat gerade bei jüngeren Menschen stark an Bedeutung verloren. Während vor einigen Jahren noch große Geländewagen die Trendsetter waren, ist es heute in bestimmten Gruppen wichtiger, dass man ein Smartphone oder Tablet-PC besitzt, und zwar von der richtigen Marke", sagt Peter Wippermann, Leiter vom Trendbüro Hamburg, dem Abendblatt. Neben den klassischen Autovermietern profitiert mit dem Carsharing auch eine Branche, die aus ökologischen Gedanken und im Rahmen der Nachbarschaftshilfe entstanden ist. Was vor zehn oder 15 Jahren in selbstorganisierten Vereinen entstanden ist, hat sich zu einem Wirtschaftsfaktor mit rund 190 000 Kunden und bundesweit 5000 Fahrzeugen entwickelt. Insgesamt gibt es rund 125 Anbieter, etwa 100 davon gehören dem Berliner Bundesverband Carsharing an. "Allein im vergangenen Jahr haben wir vier neue Mitglieder aufgenommen", sagt Verbandsexpertin Gabi Lambrecht.
Die neue Konkurrenz durch die Allianz von Autoherstellern und -vermietern fürchtet sie nicht. Denn Kunden, die sich fürs Carsharing entscheiden, wollen bewusst Fahrleistung einsparen und binden sich über eine Mitgliedschaft an den entsprechenden Anbieter. Beim Hamburger Unternehmen Cambio - neben Greenwheels und der Bahn einer der Großen auf dem Markt - zahlt der Kunde nach einer einmaligen Aufnahmegebühr von 30 Euro eine Monatsgebühr von drei bis 25 Euro. Sie ergibt sich jeweils nach dem Tarif, der sich an der monatlichen Nutzungszeit orientiert. Hinzu kommen je nach Fahrzeugklasse 1,70 bis 4,90 Euro je Stunde, wobei der höchste Preis für Transporter berechnet wird. In Zusammenarbeit mit Greenpeace bietet Cambio zudem das Elektrofahrzeug i-MiEV an.
Doch es geht auch kleiner. Unter dem Namen Tamyca vermittelt ein von Studenten gegründetes Unternehmen Fahrzeuge, die von Hamburger Privatleuten kurzzeitig, etwa für einen Ausflug an die Ostsee, vermietet werden. Zwar handelt es sich nicht um Neuwagen, aber die Mieten sind deshalb entsprechend günstiger als bei den etablierten Anbietern.
Neu an den Angeboten von BMW/Sixt und car2go ist, dass die Autos nicht, wie es beim Carsharing die Regel ist, an festen Mietplätzen stehen. Sie sind bei BMW/Sixt nach der Anmeldung von den Kunden per Internet zu orten und bei car2go auch per Handy. Jeder Kunde kann den zuvor benutzten Wagen auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen, damit er vom nächsten Fahrer übernommen werden kann. Geöffnet werden die Fahrzeuge mit einem Chip, der auf dem Führerschein des Kunden angebracht wird. Abgerechnet wird im Minutentakt. Eine Minute kostet bei BMW/Sixt - wie auch bei car2go - 29 Cent. Benzin, Wartung, Versicherung und anfallende Parkgebühren sind im Preis inbegriffen.
"Es besteht zunehmender Bedarf an flexiblen Mobilitätsangeboten im urbanen Umfeld", begründet BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson die Initiative des Autobauers. Ob und wann das Projekt in Hamburg gestartet werden soll, ist allerdings noch nicht entschieden.