VW stellt auf seiner Hauptversammlung die Weichen für weiteres Wachstum. Der Aufsichtsrat genehmigte den Bau von zwei neuen Werken.

Hamburg/Wolfsburg. Mit einem Feuerwerk von 40 neuen Modellen - darunter die siebte Golf-Generation – will der VW-Konzern im laufenden Jahr neue Rekorde bei Umsatz und Produktion erreichen. „Bei Volkswagen herrscht Aufbruchstimmung“, sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Hamburg.

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Der Konzernlenker warnte aber auch, dass „die Risiken wachsen“ und dass es „konjunkturelle Unwägbarkeiten“ gebe. Winterkorn verkündete den Bau eines fünften Pkw-Werkes in China sowie die weitere Aufstockung der Anteile am Lastwagenhersteller MAN.

Der Chef des größten Autokonzerns in Europa bekräftigte, das Unternehmen werde 2012 den Umsatz steigern. Beim Gewinn will VW das hohe operative Vorjahresergebnis wiederholen. VW hatte bis Ende März den Absatz schon um fast zehn Prozent auf 2,16 Millionen Stück gesteigert.

VW stellte am Mittwochabend die Weichen für kräftiges weiteres Wachstum. Der Aufsichtsrat genehmigte den Bau von zwei neuen Werken: VW errichtet einen Produktionsstandort in der westchinesischen Provinz Xinjiang. Der Konzern investiert in den nächsten Jahren 14 Milliarden Euro in China.

Und Audi baut eine neue Fabrik in Mexiko: Vorstandschef Rupert Stadler will dort ab 2015 bis zu 200.000 Geländewagen vom Typ Q5 bauen lassen. Die Produktion wird aus Ingolstadt abgezogen. Als Investition nannte Stadler eine Summe von unter 1,5 Milliarden Euro. Außerdem übernimmt Audi die sportliche Motorradmarke Ducati aus Italien.

Der kräftige Ausbau der Herstellungskapazität geht auf die von Winterkorn eingeführte Strategie 2018 zurück: Bis 2018 will VW der größte Autohersteller der Welt werden und dann zehn Millionen Fahrzeuge pro Jahr bauen. 2011 waren es 8,4 Millionen. VW stockte seinen Anteil am Lastwagenhersteller MAN erneut auf: VW habe den Stimmrechtsanteil auf „rund 74 Prozent erhöht“, sagte Winterkorn. Am 12. April hielt VW erst 73 Prozent. Ein VW-Sprecher lehnte es ab, Winterkorns gerundete Angabe genauer einzugrenzen. Ab der 75-Prozent-Schwelle hätte VW über einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag die volle Entscheidungsmacht bei MAN und könnte beispielsweise über die Finanzen der gewinnträchtigen Tochter voll verfügen.

VW hatte 2011 die Mehrheit an MAN übernommen. Der Wolfsburger DAX-Konzern will aus MAN und seiner schwedischen Tochter Scania einen neuen Lkw-Konzern formen und damit den Weltmarktführer Mercedes herausfordern.

Ursula Piech in Kontrollgremium

Im Mittelpunkt der Hauptversammlung stehen Wahlen zum Aufsichtsrat. Der bisherige Aufsichtsratschef Ferdinand Piech (75) kandidiert zur Wiederwahl. Außerdem soll seine 20 Jahre jüngere Frau Ursula Piech in das Kontrollgremium einziehen. Die Wahl gilt als sicher, weil die Familien Piech und Porsche sowie das Land Niedersachsen den Schritt unterstützen. Von den Aktionären kam kaum Kritik an der Personalie.

Mehrere Anteilseigner kritisierten dagegen die Dividende von drei Euro als zu niedrig. Hans-Georg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger forderte, „30 Prozent vom Gewinn oder 10 Euro pro Aktie den Aktionären zukommen“ zu lassen. Zurzeit liege die Ausschüttungsquote bei unter zehn Prozent. Der Mehrmarkenkonzern mit Töchtern wie Audi, MAN und Skoda hatte 2011 mehr verdient und umgesetzt als je ein deutscher Autokonzern zuvor. Mit 15,8 Milliarden Euro lag der Nettogewinn der Wolfsburger mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Der Umsatz stieg um ein Viertel auf 159 Milliarden Euro, der operative Gewinn lag bei 11,3 Milliarden Euro.

(abendblatt.de/dpa)