Geschenk für VW-Patriarch Piëch zum 75. Geburtstag: Nach Branchenberichten kauft Audi den italienischen Luxus-Motorradbauer Ducati.

Wolfsburg/Ingolstadt. Geburtstagsgeschenk für Piëch: Pünktlich zum 75. Geburtstag rückt die Vollendung näher: Ein Imperium mit allem, was auf Straßen fährt – das ist schon immer das Ziel des mächtigen VW-Autokönigs Ferdinand Piëch. Der Kauf von Ducati macht die Konzernpalette komplett.

Es ist seine Vision von Anfang an: Mit einem riesigen Autoreich will der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Konzern zur Nummer eins in der Welt machen und sich selbst den Spitzenplatz in den Annalen des Autobauers sichern. „Ich bin nicht gern Zweiter“, sagte der Enkel des legendären Autopioniers und Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche einmal in einem Interview.

Zu seinem 75. Geburtstag am 17. April erfüllt sich nun ein ganz besonderer Wunsch für den Autoboss: Am ersten Tag seines neuen Lebensjahres soll der Aufsichtsrat den Kauf des italienischen Motorradbauers Ducati durch die VW-Tochter Audi beschließen. Piëch liebt italienisches Design. Und Motorräder fehlen noch in der Produktpalette des Konzerns.

Die graue Eminenz in der VW-Welt hat sich damit wieder einmal durchgesetzt. Wenn sich Piëch etwas vorgenommen hat, hält er daran fest – auch wenn es Jahre dauert, ans Ziel zu kommen. Und auch wenn Kritiker oft ganz und gar nicht überzeugt sind von dem Vorgehen des Machtmenschen.

Heftig kritisiert wurde Piëch etwa für seine Luxusautostrategie mit den milliardenschweren Käufen von Nobelmarken wie Bentley und Bugatti und hohen Investitionen in das Premiummodell Phaeton, das lange Zeit von den Käufern nicht recht geliebt wurde. Aber Piech blieb unbeirrt. Aus den Konzernbaukästen könne VW große Autos preiswerter bauen als die Konkurrenz, die damit geschwächt werde, so sein Argument. Heute steht der VW-Konzern glänzend da.

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Und auch jetzt mag sich mancher nach dem wirtschaftlichen Mehrwert eines Einstiegs in das Segment Motorräder fragen. Konkurrent BMW zum Beispiel hadert seit langem mit der Sparte, in der sich derzeit nicht mehr so leicht Geld verdienen lässt. Und das – obwohl die Maschinen des Münchner Herstellers unter Zweirad-Fans ja traditionell zu den Kult-Marken gehören.

Der Motorrad-Markt in Europa hat sich zuletzt halbiert. Auch die Schuldenkrise verunsichert die Verbraucher – und ein Motorrad gilt vielen Käufern als eher verzichtbare Anschaffung. Hoffnung setzen Zweiradbauer allerdings auf boomende Märkte in den Schwellenländern wie China – auch im Luxus-Segment.

Die rote Ducati aus Norditalien gehört zu den legendären Marken in der Branche. Der Finanzinvestor Investindustrial hatte das Traditionsunternehmen 2005 übernommen, als es in einer Krise steckte. Und noch immer ist der Nobelhersteller mit rund 1000 Mitarbeitern, der im Jahr rund 40 000 Stück verkauft und 2011 einen Umsatz von 480 Millionen Euro verbuchte, nach Berichten italienischer Medien verschuldet. Der Markt verzeihe nichts und die globale Konkurrenz verschärfe noch die Schwäche des 1926 gegründeten Familienbetriebs. Es fehlten Innovationen, um der Konkurrenz stand zu halten.

InvestIndustrial will Ducati für bis zu einer Milliarde Euro verkaufen. Audi wolle 860 Millionen investieren, war am Dienstag in Branchenkreisen zu hören. Angesichts reichlich gefüllter Kassen im VW-Konzern kann die bayerische Premiumtochter von Europas größtem Autobauer den Deal locker stemmen. Und Geld für Innovationen wäre auch noch da.

Der Chef von InvestIndustrial, Andrea Bonomi, hatte zuvor schon von einer „wichtigen Woche“ für das Geschäft gesprochen. Audi habe schon bewiesen, „Technologie, Geld und Langzeitvisionen zu haben“, sagte er. Sie hätten nichts dagegen, an der „nächsten Wachstumsphase“ mit etwa 20 bis 30 Prozent beteiligt zu sein, deutete er laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa an.

Wie auch immer der VW-Konzern von Ducati profitieren mag – für Piëch ist die Motorradschmiede aus Italien ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem alle Sparten umfassenden Motoren-Königreich vom Kleinstwagen über die Familienkutsche, die Luxuskarosse, den Schwerlaster und jetzt auch das Zweirad. Was nun noch fehlt, ist die Eingliederung von Porsche – und die hapert nach wie vor – trotz der im Alltag bereits weit fortgeschrittenen Zusammenarbeit. Piëchs Lebenswerk steht damit kurz vor der Vollendung.

(dpa/abendblatt.de)