Ursula Piëch, die Ehefrau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch, soll heute in den Aufsichtsrat von Europas größtem Autobauer einziehen.

Hamburg/Wolfsburg. Die Ehefrau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch soll am heutigen Donnerstag in den Aufsichtsrat von Europas größtem Autobauer einziehen. Die 55-Jährige hat die Unterstützung der Großaktionäre Porsche und Katar sowie des Landes Niedersachsen. Auch der VW-Betriebsrat begrüßt den nicht unumstrittenen Einzug der Ehefrau des Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch.

+++ In Hamburg besiegelt: Audi kauft Ducati +++
+++ Werden die Piechs im Aufsichtsrat vereint? +++

Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau: „Wir als Arbeitnehmer begrüßen die Kandidatur von Frau Piëch.“ Ursula Piëch soll bei der Hauptversammlung des Unternehmens in Hamburg als Nachfolgerin von Tui-Chef Michael Frenzel und Vertreterin der Kapitalseite in das Kontrollgremium gewählt werden. Ferdinand Piëch kandidiert erneut und dürfte für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt werden. Er steht seit 2002 an der Spitze des Aufsichtsrats von Volkswagen. Zur Nominierung des früheren Vorstandschefs, der am Dienstag seinen 75. Geburtstag feierte, und seiner Frau äußerten einige Anteilseigner jedoch auch Kritik. Unter anderem wird kritisiert, dass es zu einer unzulässigen Vermischung von privaten und unternehmerischen Interessen kommen könne. Auch Zweifel an der Qualifikation von Ursula Piëch wurden geäußert.

Osterloh betonte hingegen, Ursula Piëch habe „über die Jahre großes Wissen über den Volkswagen-Konzern und die Automobilindustrie erworben“. Sie verfüge zudem über eine hohe soziale Kompetenz. „Beides brauchen wir im Aufsichtsrat“, sagte der Arbeitnehmervertreter.

Weitere Themen des Aktionärstreffens sind die VW-Umweltstrategie und die Entwicklung bei der Premiumtochter Audi. Für Europas größten Autobauer hat die Ingolstädter Konzerntochter Audi die legendäre italienische Motorradschmiede Ducati zu einem nicht genannten Preis gekauft. Im Vorfeld war von einem Kaufpreis von etwa 860 Millionen Euro die Rede. Am Vorabend der heutigen VW-Hauptversammlung in Hamburg segneten die Aufsichtsräte das Geschäft ab. Zudem wurde wie erwartet der Bau einer Audi-Fabrik in Mexiko beschlossen. Ab 2016 wird Audi dort einen Geländewagen bauen, der genaue Standort steht noch nicht fest.

Der Aufsichtsrat segnete auch ein neues VW-Werk in China ab. Details dazu sollen offiziell erst beim Deutschland-Besuch von Chinas Regierungschef Wen Jiabao im Beisein von Kanzlerin Angela Merkel am kommenden Montag bekanntgegeben werden. Wegen des Rekordgewinns und -absatzes 2011 haben Eigentümer von Volkswagen-Aktien Aussicht auf eine höhere Dividende.

Audi-Werk in Mexiko soll unter zwei Milliarden Dollar kosten

Derweil gab die VW -Tochter Audi bekannt will für ihr neues Werk in Mexiko weniger als zwei Milliarden Dollar ausgeben. Die Investitionen seien günstiger, sagte Konzernchef Rupert Stadler. Der mexikanische Wirtschaftsminister Bruno Ferrari hatte von rund zwei Milliarden Dollar gesprochen. Auch in Konzernkreisen war zunächst von dieser Größenordnung die Rede. Vorstand und Aufsichtsrat von Audi hatten am Mittwochabend den Bau eines neuen Werkes in Mexiko beschlossen, um von dort den wichtigen US-Markt zu beliefern. In Mexiko soll der in den Vereinigten Staaten besonders gefragte Geländewagen Q5 vom Band laufen, wie Stadler bestätigte. Das Modell wird bislang in Ingolstadt und in China produziert.

Das Werk werde eine Kapazität von 150.000 Fahrzeugen im Jahr haben – dies gilt in der Branche als Mindestgröße. Die Fabrik sei ausbaufähig, sagte Stadler. Den genauen Standort verriet der Audi-Chef nicht. „Wir wollen intelligent verhandeln.“ Wo das neue Werk entsteht, soll im Laufe des Jahres festgelegt werden. VW baut in Mexiko bereits Autos in Puebla sowie Motoren in Silao. Mit dem neuen Werk macht sich Audi von Wechselkursschwankungen unabhängiger.

Die Ingolstädter fahren derzeit einen ehrgeizigen Expansionskurs und wollen dem bayerischen Rivalen BMW die begehrte Marktführung im Premiumsegment entreißen. Daimler haben sie bereits hinter sich gelassen. Um an die Spitze zu rücken, muss Audi auch in den USA, dem zweitgrößten Pkw-Markt der Welt, mehr Autos verkaufen, wo die Marke den beiden direkten Konkurrenten noch hinterherfährt.

(abendblatt.de/dpa)